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Spanien – Portugal vom 10.03.2022 – 27.04.2022

Seit unserer Rückkehr von Island ist bereits wieder ein halbes Jahr vergangen. Der Umbau unserer Küche mit Lieferverzögerungen, die Staroperation beider Augen bei Elsbeth und die Installation einer Solaranlage auf unserem Dach in Othmarsingen hat uns immer wieder auf Trab gehalten.

Unser ursprünglicher Plan einer Reise mit Seabridge nach Russland ist wegen der Ukrainekrise, voraussichtlich für längere Zeit, nicht möglich. Wir holen daher die für Frühling 2020 geplante Tour nach Spanien und Portugal nach, die seinerzeit wegen Corona und den europaweiten Lockdowns ins Wasser gefallen ist. Wir möchten uns dafür bis Ende April Zeit nehmen. Die Route haben wir so geplant, dass wir zuerst über das Zentralmassiv an die französische Atlantikküste gelangen. Wir wollen dann dem Golf von Biscaya folgen und über Portugal bis nach Andalusien fahren. Danach schauen wir dann weiter und entscheiden uns über den weiteren Verlauf der Tour je nach dem wie viel Zeit uns noch bleibt.

1. Quer durch Frankreich an die Spanische Grenze

10.03.2022
von Othmarsingen nach Louhans, 300 Km

Gestern haben wir unser Brummsli beladen und sind soweit startklar. Der Dieseltank ist mit der kostbaren Flüssigkeit (CHF 2.40 pro Liter) aufgefüllt und auch den Gastank habe ich an der LPG-Tankstelle in Beinwil wieder einmal vollgemacht.

Bevor es aber definitiv losgeht, ist noch eine schnelle Tour mit dem Staubsauger durch das ganze Haus angesagt.

Endlich sind wir gegen 10.00 Uhr soweit und fahren auf der Autobahn im Lastwagenkonvoi nach Neuchâtel. Von dort geht es über die Jurazüge nach Le Locle und durch die enge Schlucht am Col des Roches nach Frankreich. Der Zöllner scheint ein wenig gelangweilt und möchte wissen, woher wir kommen, welches unser Ziel ist und ob wir geimpft sind. Dann lässt er uns passieren.

Von nun an geht es abseits der Autobahnen entlang dem Doubs durch den französischen Jura. In La Colombière machen wir einen ersten längeren Halt und besichtigen die Höhlenkappelle. In einer Grotte, in deren hinterem Teil verschiedene Quellen und Tropfsteine zu sehen sind, ist ein Altar aufgebaut. Wie an solchen Orten üblich, sind an den Wänden Tafeln angebracht, auf denen sich Gläubige bei der Mutter Gottes für die erteilte Hilfe bedanken.

Nach einem Kaffee fahren wir weiter, vorbei an Pontarlier, bis nach Louhans. Dort liegt, am Ufer der La Seille, der offizielle Übernachtungsplatz. Für lediglich 4 Euro Parkgebühr können wir auf dem grosszügigen Stellplatz übernachten.

Vor dem Nachtessen machen wir aber noch einen Bummel ins Städtchen. Unter den Arkaden in der Altstadt geniessen wir ein Glas Weisswein und kaufen uns etwas Süsses zum Dessert. Dann gibt es, wie immer am ersten Ferientag, Spaghetti Bolognese. Die Sauce haben wir bereits vorbereitet mitgenommen, so dass die Zubereitung sehr schnell geht.

Wir nutzen dann den bereits wieder längeren Tag und machen einen Verdauungsspaziergang entlang dem Fluss, bevor wir uns dem Abwasch widmen.

Dann folgen die üblichen Beschäftigungen wie Socken stricken, Tagebuch schreiben, Lesen, Sudoku und Kreuzworträtsel lösen.

 

11.03.2022
von Louhans nach Orcines, 264 Km

Unser Ziel für heute ist der Puy de Dôme bei Clermont Ferrand in der Auvergne. Den markanten Vulkankegel kenne ich noch von meinem Sprachaufenthalt in Vichy im Sommer 1980.

Wir tuckern gemütlich, zum Teil auf sehr schmalen Nebenstrassen mit wenig Verkehr, durch die schöne Landschaft um Macon. Es ist immer wieder beeindruckend, wie in Frankreich die Felder und Wiesen durch Hecken gesäumt sind und vielen Säugetieren und Vögeln Lebensraum bieten. Entlang unserer Route sind immer wieder hübsche Schlösschen und Herrschaftshäuser zu sehen. Bei einem, im Dörfchen Chapaize, machen wir Halt und schlendern durch den Ort mit den alten Steinhäusern und einem grossen Waschhaus. Der Park beim Schloss ist Privatgrund und der Zutritt nicht gestattet.

Auch beim nächsten Halt in Cormatin ist der Zugang zum grossen Schloss mit dem Wassergraben erst ab Anfang April wieder möglich. Ein paar Fotos von der umgebenden Mauer aus müssen also reichen.

Wenig später passieren wir die Städte Paray-le-Monial und Digoin am Canal du Centre. Hier hat uns schon der Radweg auf unseren Velotouren von Nantes, entlang der Loire und dem Doubs, zurück nach Othmarsingen vorbeigeführt.

Schon seit dem Morgen weht ein starker Wind, der uns zeitweise fast von der Strasse weht und der Himmel überzieht sich nach und nach mit Wolken.

Schliesslich erreichen wir Clermont Ferrand. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis zum grossen Parkplatz am Fuss des Puy de Dôme. Von hier wollen wir Morgen mit der Bahn zum Gipfel fahren. Von dort bietet sich ein schöner Blick auf die umliegenden Vulkankrater der Auvergne. Diese sind bekannt aus der Werbung für das Mineralwasser von Volvic. 1980 war es noch möglich mit dem eigenen Auto bis zum Gipfel zu fahren, heute ist die Strasse aber für den Privatverkehr gesperrt.

Da auf dem gesamten Parkplatz der Bahnstation das Übernachten im Wohnmobil verboten ist, fahren wir ein Stück zurück bis nach Orcines, wo wir auf dem Stellplatz der Gemeinde einen Übernachtungsplatz finden. Es ist noch ausserhalb der Saison und so sind wir auf dem grossen Areal nur zu dritt.

Wir planen die Stecke bis zur spanischen Grenze für die nächsten zwei Tage und schliessen den Tag mit einem kurzen Spaziergang durch das Dorf ab.

 

12.03.2022
von Orcines nach Bergerac, 287 Km

Für heute haben wir eigentlich geplant mit der Bahn auf den Puy de Dôme zu fahren um die Aussicht auf Clermont Ferrand und die umliegenden Vulkankrater zu geniessen. Allerdings macht uns das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Schon gestern Abend hat es zu regnen begonnen und heute Morgen schneit es in dicken Flocken. Der Puy de Dôme ist in dichten Nebel gehüllt, so dass sich die Fahrt auf den Gipfel nicht lohnt.

Wir fahren deshalb gleich los in Richtung Bergerac, unserem Tagesziel. Nach Tulle machen wir in Terrasson-Lavilledieu einen ersten Halt mit einem kurzen Spaziergang an die Vézère. Von dort haben wir einen schönen Blick auf die historische Brücke und die Altstadt am steilen Flussufer.

Dann folgen wir der Vézère weiter durch das Périgord mit seinen unzähligen Sehenswürdigkeiten, deren Ursprung über das Mittelalter bis zurück in die Steinzeit reicht. Wir haben hier schon vor Jahren einmal unsere Ferien verbracht und viele der historischen Stätten, darunter die Höhlen von Lascaux mit ihren steinzeitlichen Wandmalereinen, besichtigt. Heute machen wir nur Halt in Campagne, um uns im Park des Schlosses die Beine zu vertreten.

Jetzt ist es nicht mehr weit, bis zum kostenlosen Wohnmobil Platz von Bergerac. Wir ergattern noch einen der wenigen freien Plätze und machen uns dann auf den 30-minütigen Fussmarsch ins Zentrum der durch das Drama «Cyrano de Bergerac» bekannten Stadt an der Dordogne.

Nachdem es bisher den ganzen Tag geregnet hat, zeigt sich jetzt die Sonne und so schlendern wir bei angenehmen Temperaturen durch die hübsche Altstadt. In einem der Delikatessengeschäfte kaufen wir uns, trotz Tierschutz-Bedenken, ein Glas mit Gänseleber aus dem Périgord. Diese geniessen wir später mit frischem Baguette, Käse und einem Glas Wein. Dabei können wir unseren Campingnachbarn zuschauen, wie sie vier grosse, frisch gefangene Fische auf offenem Feuer zubereiten.

 

13.03.2022
von Bergerac nach Biarritz, 306 Km

Die ganze Nacht hat es geschüttet, und auch heute Morgen regnet es immer noch in Strömen. Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg um unser Tagesziel Biarritz zu erreichen.

Wir überqueren die Dordogne und fahren durch die Weinberge südlich von Bergerac, wo die Rebsorten Pécharmant und Montbazillac angebaut werden. Südlich der Garonne ändert sich die Landschaft und es geht durch ausgedehnte Pinienwälder.

Bei Castljaloux ist die Strasse für Last- und Lieferwagen gesperrt. Die Umleitung ist aber so schlecht markiert, dass wir nach der Karte einen Weg durch den Wald suchen müssen.

Schliesslich passieren wir Bayonne mit seiner imposanten Festungsanlage und erreichen gegen 15.30 Uhr den Wohnmobilplatz in Biarritz. Wir stellen unser Brummsli auf einen der wenigen freien Plätze. Schnell sind wir parat um den Spaziergang an die Promenade und in die Stadt in Angriff zu nehmen. Es herrscht Flut und der Strand ist deshalb noch nicht begehbar. Die gewaltigen Wellen brechen sich schon weit vom Ufer entfernt und donnern dann gegen die vorgelagerten Felsen. Beim Musée de la Mer führt ein Steg auf den Rocher de la Vierge, einen von der Brandung umspühlten Felsen auf dem eine Madonnenstatue errichtet ist.

In einem der Strandrestaurants gönnen wir uns ein Glas Wein und marschieren dann durch die belebte Altstadt. Dort kaufen wir uns ein grosses Stück Jambon de Bayonne (Trockenschinken) und ein Stück Käse aus der Region. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Wohnmobilstellplatz.

Nach dem Nachtessen beschäftigen wir uns mit der Planung der morgigen Etappe, die uns nach Pamplona führen soll.

 

 

2. Nordspanien

14.03.2022
von Biarritz nach Pamplona, 130 Km

Mit dem schönen Wetter von gestern ist es schon wieder vorbei. Wir starten in einen regnerischen Tag und machen uns nach dem Auffüllen unseres Frischwassertanks auf den Weg in Richtung Spanien. Unser Ziel ist Pamplona, die ehemalige Königsstadt der Provinz Navarra.

Wir wählen eine Route über die Ausläufer der Pyrenäen. Die Strasse führt entlang von klaren Bergbächen, an denen immer wieder Wasser für die Zucht von Forellen abgezweigt wird, vorbei an saftig grünen Wiesen und bewaldeten Hängen. In Saint-Etienne-de-Baïgorry zweigt die Strasse ab zum Pass Alto de Urquiaga (911 m). Kurz vor der Passhöhe überqueren wir die unbewachte Grenze zwischen Frankreich und Spanien.

Die Route ist kaum befahren und wir begegnen erst bei Zubiri, wo wir in die N135 einmünden, wieder anderen Autos. Vorher machen wir aber noch Halt bei den Ruinen einer alten königlichen Munitionsfabrik aus dem 18. Jahrhundert.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Pamplona, wo uns das Navi sicher zum Wohnmobilplatz am Fuss der Altstadt leitet. Nach einer leichten Mittagsverpflegung machen wir uns im Regen auf um die Stadt zu erkunden. Am Tag des heiligen Firminus werden hier die Stiere durch die Strassen in die Arena getrieben, während die mutigen jungen Männer vor den Tieren herrennen. Wir spazieren durch die engen Gassen, vorbei am Rathaus (Ayuntamiento) zur Kathedrale mit dem Kloster. Hier besichtigen wir das Kirchenschiff mit den verschiedenen vergoldeten Nebenaltären und dem eindrücklichen Hauptaltar. Auch das Museum im Kloster mit dem alten Kreuzgang ist sehenswert. Über die Plaza del Castillo gelangen wir zur Zitadelle mit den dicken Festungsmauern, bevor wir wieder zu unserem Wohnmobil zurückkehren, wo wir den Abend verbringen.

 

15.03.2022
von Pamplona nach Oyón, 126 Km

Heute verspricht der Wetterbericht zwar bedecktes, aber doch trockenes Wetter und so machen wir uns auf den Weg in Richtung Burgos. In Puente de la Reina machen wir unseren ersten Halt um uns die alte romanische Pilgerbrücke über den Fluss Arga anzuschauen. Wir schlendern durch die alten Gassen des Städtchens, welches am Jakobsweg liegt und machen noch einen kurzen Abstecher in die Kirche Santiago. Auch hier beeindrucken die reich verzierten, goldenen Altäre.

Durch das bergige Hinterland erreichen wir dann bald Estella-Lizzara. Auch hier machen wir kurz Halt und sehen uns die Altstadt mit ihren vielen Kirchen an, bevor wir die Stadt wieder verlassen und schon nach wenigen Kilometern bei Irache eine weitere Pause machen. Das, gemäss Reiseführer, sehenswerte Kloster öffnet allerdings erst am 1. April wieder und auch das Weinmuseum ist noch geschlossen. Es bleibt nur der Weinbrunnen zu besichtigen, wo sich die Pilger auf dem Jakobsweg kostenlos mit einem kräftigen Rotwein stärken können. An einem zweiten Hahn fliesst auch Wasser.

Jetzt ist es nur noch eine knappe Stunde durch die Berge mit kaum Verkehr, bis zu unserem heutigen Tagesziel in Oyón. Hier übernachten wir auf dem kostenlosen Wohnmobilplatz der Gemeinde.

 

16.03.2022
von Oyón nach Burgos, 136 Km

Letzte Nacht waren nur noch ein weiterer Camper aus Frankreich auf dem Platz. Deshalb herrscht für einmal kein Stau an der Entsorgungsstation und so ist das Grauwasser schnell entleert und der Frischwassertank wieder aufgefüllt. Unser heutiges Ziel ist Burgos. Das Navi führt uns in weitem Bogen um Logroño durch die weiten Rioja Anbaugebiete. Leider können wir auch heute keine Sonne erwarten, sondern stellen uns auf hochnebelartige Bewölkung ein.

Unseren ersten Halt machen wir in Nájera. Hier soll vor 1000 Jahren König Garcia III. von Navarra zur Jagd gegangen sein. Statt eines Ebers oder Hirsches fand er in der Höhle einer steilen Felswand eine Madonnenstatue. Daraufhin liess er an diesem Ort ein Kloster bauen, das Monasterio de Santa Maria la Real. Das Kloster wird zur Zeit umgebaut, und so suchen wir eine ganze Weile, bis wir den Eingang auf der Rückseite finden. Sehenswert ist der zweigeschossige Kreuzgang und der Panteon Real, die Königsgruft mit reich verzierten Sarkophagen. Von hier geht es zwischen den knieenden Figuren der Klosterstifter in die Höhle mit einer Madonnenfigur.

Weiter geht es auf der N-120 bis nach Santo Domingo de la Calzada mit seiner gotischen Kathedrale. Auch hier stechen die vergoldeten und reich verzierten Altäre ins Auge. Die Hauptattraktion ist aber ein Käfig mit echten Hühnern, welcher an der Wand, hoch über den Besuchern angebracht ist. Der Legende nach wurde ein junger Pilger, der mit seinen Eltern von Köln nach Santiago unterwegs war, als Dieb verleumdet und unschuldig gehenkt. Die Eltern zogen trotzdem weiter zu ihrem Pilgerziel und fanden auf dem Rückweg ihren Sohn noch lebend am Galgen vor. Der Richter, den sie aufsuchten, glaubte ihnen aber nicht. Viel eher würden seine gegrillten Hühner vom Tisch auffliegen, als dass nach so langer Zeit ein Gehenkter am Galgen noch leben würde. Darauf bedeckten sich die Hühner wieder mit Federn und spazierten davon. Seitdem heisst der Pilgerort SANTO DOMINGO DE LA CALZADA DONDE CANTÓ LA GALLINA DESPUÉS DE ASADA, Heiliger Domenikus am Pilgerweg, wo das Huhn noch nach dem Braten gackerte.

Bald erreichen wir Burgos, wo uns das Navi sicher zum Wohnmobilplatz leitet. Es ist erst 15.00 Uhr, und so sind noch einige der kostenlosen Plätze frei. Wir machen uns sofort auf den Weg in die etwa 3 Km entfernte Altstadt. Wieder einmal leistet uns die App MapOut gute Dienste um einen möglichst kurzen Weg zu finden. Wir können dem Rio Vena folgen, dessen Ufer von grosszügigen Grünflächen mit Fussgänger- und Radwegen gesäumt sind. Auch die Altstadt ist grösstenteils autofrei. Breite Promenaden und grosse Plätze laden zum Flanieren ein. Wir besuchen auch hier zuerst die riesige Kathedrale, die mit ihren vielen Nebenkapellen, welche mit riesigen, vergoldeten Altären versehen sind, alles Bisherige in den Schatten stellt.

Obwohl es recht kühl ist, schlendern wir noch ein wenig durch die Gassen, bevor wir uns, vorbei am Denkmal des El Cid, auf den Heimweg, zum mittlerweile voll belegten, Stellplatz machen.

 

 

17.03.2022
von Burgos an den Ebro-Stausee, 154 Km

Heute geht es wieder in Richtung Norden. Bald lassen wir Burgos hinter uns und folgen der N-623 bei wenig Verkehr. Es ist mit um die 5° immer noch sehr kühl und windig. Der Himmel ist immer noch von hochnebelartiger Bewölkung bedeckt.

Die Strasse folgt verschiedenen Flüssen durch enge Täler, die von steilen Kalkfelsen gesäumt sind. Schliesslich zweigen wir von der Hauptstrasse ab und folgen dem Ebro, dem zweitlängsten Fluss Spaniens, durch seine enge Schlucht. diese ist von bizarren Steinformationen gesäumt. Bei Castillo de Orbanja macht der Fluss eine enge Schlaufe, so dass die Kalksteinfelsen, die den Zinnen einer Festung ähneln, von beiden Seiten zu sehen sind.

Im Sommer ist der Ort ein beliebten Touristenziel. Heute sind aber nur wenige Autos auf den verschiedenen Parkplätzen. Wir machen ebenfalls einen Halt und steigen hinauf zum hübschen und schön restaurierten Dorf. Der Weg führt vorbei an einem Wasserfall, der in verschiedenen Stufen über Sinterterrassen in die Tiefe rauscht. Oberhalb des Dorfes ist die klare Quelle zu sehen, die am Fuss der Felswand den Ursprung des Baches bildet. Hier wird auch das Trinkwasser für das Dorf gefasst.

Bald erreichen wir den Ebro-Stausee, von wo die frisch verschneiten Picos de Europa zu sehen sind. Wäre das Wetter besser, würden wir zum Mirador de la Fuente del Chivo auf 1990 Meter hochfahren. Die Fahrt zum Aussichtspunkt am Fuss des Pico Tres Mares lohnt sich allerdings bei den heutigen Wetterverhältnissen nicht. und so steuern wir unseren Übernachtungsplatz am Ufer des Stausees an.

Es ist noch früher Nachmittag und so entschliessen wir uns zu einem ausgedehnten zweistündigen Spaziergang rund um ein Naturschutzgebiet. Es ist zwar noch immer sehr kalt und windig aber immerhin bleibt es trocken. Auf den Wiesen grasen Kühe und Pferde, die ebenfalls Glocken um den Hals tragen. Dafür sind die Hufe nicht beschlagen. Zwischendrin suchen Störche nach Futter.

Schliesslich erreichen wir wieder unser Brummsli, das uns Schutz vor dem kalten Wind bietet. Heute ist vermutlich wieder einmal ein Spieleabend angesagt. Den ausser einigen Bauernhöfen und einer Ornithologischen Station gibt es nichts bei unserem Übernachtungsplatz.

 

18.03.2022
von Ebro Stausee bis San Vicente de la Barquera, 97 Km

Wieder beginnt der Tag kühl und neblig bei etwa 4 Grad. Wir fahren bis ans Ende des Stausees und von dort auf die N-623 in Richtung Meer. Zuerst geht es aber über den Pass Puerto del Escudo auf 1011 Meter in dichten Nebel. Je näher wir dem Meer kommen, umso besser wird das Wetter.

In Altamira legen wir bei den prähistorischen Höhlen einen ersten Halt ein. Hier wurden 1879 in einer teilweise verschütteten Höhle steinzeitliche Malereien gefunden. Ausgrabungen haben gezeigt, dass der Unterschlupf von 35'000 bis 13'000 Jahre vor Christus immer wieder von Menschen genutzt wurde. Wie in Lascaux im Périgord entstanden durch den Besucherandrang nach der Entdeckung bald Schäden an den einzigartigen Höhlenzeichnungen. Durch die Beleuchtung und das CO2 der Atemluft entwickelten sich Grünalgen, welche die empfindlichen Zeitzeugen überzogen. Die Höhle wurde deshalb wieder verschlossen und es kann, wie in Frankreich, nur noch eine Nachbildung besichtigt werden.

In der Zwischenzeit zeigt sich sogar die Sonne und es ist angenehm war.

Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich Santillana del Mar, eines der besterhaltenen und sorgfältig restaurierten Mittelalterlichen Städtchen Spaniens. Auch hier halten wir an und schlendern durch die hübschen Gassen. In den meisten der alten Häuser sind Restaurants oder Touristenläden untergebracht.

Wir fahren auf der Küstenstrasse weiter bis nach Comillas, einem weiteren hübschen Städtchen, das im Gegensatz zu Santillana wesentlich authentischer und weniger touristisch wirkt. In der Altstadt wird noch der Markt abgehalten und so kaufen wir noch Brot, Gemüse und einen lokalen Tischwein in Bidon. Auf dem gegenüberliegenden Hügel steht der imposante Bau der Universidad Pontificia.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel. Einem kleinen Strandparkplatz hoch über den Klippen von San Vicente de la Barquera, der hauptsächlich von Surfern genutzt wird. Die Zufahrtstrasse ist sehr steil und ausgewaschen, so dass keine anderen Wohnmobile hier stehen. Wir machen einen kurzen Spaziergang runter an den mit grossen Steinen bedeckten Strand, wo sich gewaltige Wellen brechen.

Es ist das erste Mal, dass wir auf dieser Tour nicht auf einem offiziellen Übernachtungsplatz stehen. Wir sind daher fast allein, nur ein junges Surfer-Paar aus Berlin übernachtet noch hier in ihrem Kombi.

 

19.03.2022
von San Vicente de la Barquera nach Llastres, 134 Km

Heute können wir endlich wieder einmal auf einen sonnigen Tag hoffen. Es hängt zwar noch etwas Morgendunst über der Bucht unter unserem Schlafplatz, aber in der Ferne sind die schneebedeckten Berge der Picos de Europa zu sehen und der Himmel scheint weitgehend wolkenlos.

Wir folgen der Küstenstrasse und geniessen die spektakulären Ausblicke auf die zerklüftete, felsige Steilküste. Unseren ersten Halt machen wir bei der San Emeterio Einsiedelei. Von hier führt eine kleine Wanderung zur Ruine des Klosters Santa Maria de Tina. Der Weg führt durch steile Eukalyptuswälder und fällt auf einer Seite steil zum Meer ab.

Dann geht es weiter bis zu den Bufones de Pria. Die Küste ist hier teilweise vom Meer unterhöhlt und bei Flut und schwerem Seegang schiessen Wasserfontänen aus Löchern im Untergrund. Bei unserem Besuch ist nur das tosende Geräusch des austretenden Luftzuges zu hören. Es scheint als ob ein riesiger Drache atmen würde.

Unsere nächste Station ist la Cuevona de Cuevas, dabei handelt es sich um eine 250 Meter lange, riesige Höhle, durch welche die Strasse zum Dörfchen Cuevas führt. Wir stellen unser Fahrzeug auf dem Wanderparkplatz vor der Höhle ab und spazieren durch den riesigen Schlund und wieder zurück. Es ist erstaunlich, dass ein kleines Bächlein eine so riesige Höhle auswaschen kann.

Auf schmalen Strässchen geht es zurück zur N-632. Auf einem Strandparkplatz in La Espasa machen wir einen weiteren Stopp, spazieren kurz am Strand und kochen dann unser Nachtessen. Da das Parkieren für Wohnmobile hier eigentlich verboten ist, entschliessen wir uns noch 10 Km weiter bis Llastres zu fahren, dort gibt es einen offiziellen Stellplatz am Rande des Städtchens. Den Abend schliessen wir mit einem Spaziergang zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Ort ab.

 

20.03.2022
von Llastres zum Playa de Xagó, 96 Km

Heute wachen wir früher auf als üblich starten in einen wolkenlosen, milden Tag. Wir fahren auf kurvenreicher Strecke, durch Eukalyptuswälder und saftig grüne Landschaft in Richtung Westen der Stadt Gijón entgegen. Hier führt uns das Navi wieder einmal in die Irre. Die Route endet am Hafen abrupt vor einem Absperrgitter und die Alternative führt auf eine enge, sehr steile und kurvenreiche Quartierstrasse. So wenden wir bei erster Gelegenheit und fahren nach der Karte auf dem Tablet. Schliesslich rechnet auch unser Garmin wieder richtig und führt uns ans Kap Peñas. Hier unternehmen wir einen Spaziergang entlang der Steilküste, bevor wir noch einige Kilometer weiter an den Playa de Xagó fahren. Obwohl es noch früh am Nachmittag ist, entschliessen wir uns hier zu übernachten. Die Parkplätze am Rand der Dünen bieten jede Menge Platz. Nach einem Spaziergang am langen Strand mit der mächtigen Brandung kommen auf dieser Reise zum ersten Mal die Liegestühle zum Einsatz.

Auch nach dem Nachtessen zieht es uns nochmals an den Strand. Dieses Mal hat die Flut eingesetzt. Die Wellen sind deshalb noch gewaltiger als am Nachmittag. Allerdings sind jetzt in der Dämmerung keine Surfer mehr im Wasser, wie während des Tages.

 

21.03.2022
Vom Playa de Xagó nach Tapia de Casariego, 140 Km

Wir haben eine ruhige Nacht am Strand verbracht. Nur ein weiteres Wohnmobil hat sich hierher verirrt.

Bei wolkenlosem Himmel geht es weiter Richtung Westen. Besondere Sehenswürdigkeiten stehen heute keine auf dem Programm. Einzig das malerische Küstenstädtchen Cudillero ist im Reiseführer vermerkt und so verlassen wir die N-632. Am Hafen ist ein grosser Platz für Wohnmobile reserviert, denn die Durchfahrt durch das enge Dorf ist für Camper verboten. Der pittoreske Ort mit den bunten Häusern am steilen Hang erinnert etwas an die Cinque Terre in Italien. Wir spazieren durch die hübschen Gassen mit den viele Geschäften und ruhen uns in einem der Cafés bei einem Glas Coca-Cola aus.

Dann geht es weiter auf der extrem kurvenreichen Strasse. Langsam müssen wir uns nach einem Schlafplatz umsehen. Heute brauchen wir mehrere Anläufe, denn die Angaben im Reiseführer scheinen nicht mehr aktuell zu sein. In Tapia de Casariego werden wir schliesslich fündig, fangen uns aber kurz vorher noch einen zünftigen Steinschlag an der Windschutzscheibe ein. Den werden wir wenn möglich in den nächsten Tagen reparieren lassen.

Auf dem Wohnmobilstellplatz treffen wir das erste Mal seit Biarritz wieder einmal andere Schweizer. Die sind schon seit November 2021 in Spanien und Portugal unterwegs und sind jetzt auf dem Heimweg.

Wie üblich machen wir vor und nach dem Abendessen einen Spaziergang durch das Städtchen. Es ist allerdings wie ausgestorben, die meisten Restaurants sind um diese Jahreszeit noch geschlossen und so nehmen wir den Apéro im Wohnmobil.

 

22.03.2022
von Tapia de Casariego zur Punta de Estaca de Bares, 127 Km

Heute Morgen ist erst einmal Geduld gefragt. An der Entsorgungsstation ist ein Franzose mit riesigem Expeditionsmobil auf einem Lastwagenchassis inklusive Anhänger mit einem Kleinwagen am Werk. Schon nur um den Frischwasserschlauch am Einfüllstutzen anzubringen muss er zuerst eine Leiter auspacken. Für das Entleeren des Fäkalientankes muss ebenfalls ein langer Schlauch montiert werden und um das Grauwasser zu entleeren, wird das ganze Gefährt gewendet, damit der Stutzen über dem Abfluss positioniert werden kann. Das Ganze dauert gut und gerne eine Stunde. Wir sind mit unserem Brummsli dann in knapp 10 Minuten fertig.

Aber dann geht es los. Bei schönem Wetter fahren wir der Küste entlang und entdecken einige schöne Plätze direkt am Meer, die zum Übernachten geeignet gewesen wären. In Covas biegen wir von der Hauptstrasse ab um ein wenig ins Hinterland zu fahren. Am Rio Sor gibt es gemäss Karte eine alte Einsiedelei mit einer alten romanischen Bogenbrücke. Das Strässchen wird immer schmaler und führt uns schliesslich, steil durch den Eukalyptuswald hinunter zur Ermida das Augustias do Porto. Wir machen eine kurze Pause bevor es, auf einem Waldsträsschen entlang dem Rio Sor, zurück auf die Hauptstrasse geht. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum nördlichsten Punkt Spaniens, der Punta de Estaca de Bares. Auf dem Parkplatz beim Leuchtturm sind wir noch ganz allein. In nur wenigen Minuten Fussmarsch erreichen wir den Aussichtspunkt hoch über dem tosenden Meer. In der Zwischenzeit hat sich der Himmel mit schwarzen Wolken überzogen. Wir beeilen uns daher um zum Wohnmobil zurück zu gelangen bevor der Gewitterregen nieder geht.

Am späteren Nachmittag finden sich noch einige weitere Wohnmobile ein, welche die Nacht hier verbringen werden.

 

23.03.2022
von der Punta de Estaca de Bares zur Playa de Doniños, 126 Km

Der Regen von Gestern ist vergessen, heute scheint wieder die Sonne und so machen wir uns wieder auf den Weg. Schon auf der nächsten Landspitze ist unser nächstes Zwischenziel, der Leuchtturm am Cabo Ortegal. Zuerst machen wir aber noch Halt in Cariño um einzukaufen und uns das kleine Städtchen mit der schönen Strandpromenade anzusehen. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis ans Ende der Halbinsel und zum einsam gelegenen Leuchtturm, der den Schiffen hoch oben über der steilen Klippe den Weg weist.

Auf dem Rückweg zweigen wir kurz vor Cariño auf eine schmale Nebenstrasse ab. Diese führt uns durch monotone Eukalyptusplantagen hoch bis zum Grat. Hier wechselt die Vegetation und die Eukalyptusbäume machen lichtem Pinienwald platz in dem der gelbe Ginster blüht. Dazwischen weiden Pferde und Kühe.

Von hier oben bietet sich eine tolle Aussicht auf Cariño und die ausgedehnte Bucht von Ortigueira. Vorbei an grossen Windparks geht es weiter bis zum Wallfahrtsort Santo André de Teixido mit seiner alten Kirche von 1789. Diese ist neben Santiago de Compostela Galiziens zweitwichtigste Pilgerstätte. Es wird gerade eine Messe abgehalten, allerdings ist der Priester mit nur zwei Gläubigen allein. Trotzdem unterlassen wir das fotografieren und verlassen die Kirche wieder.

Nach einer leichten Mittagsverpflegung an einem Aussichtspunkt auf der Strecke wird es Zeit uns nach einem Schlafplatz umzusehen. An der Playa de Doniños richten wir uns auf dem grossen Parkplatz ein und machen einen Spaziergang am ausgedehnten Sandstrand der sich in einem Halbkreis um die Bucht zieht. Auch hier herrscht eine starke Brandung mit grossen Wellen, die zahlreiche Surfer anziehen.

Das Übernachten auf dem Parkplatz ist zwar nicht erlaubt, aber der offizielle Wohnmobilstellplatz ein paar hundert Meter ist sehr eng und wirkt wenig einladend. Darum verlassen wir uns darauf ausserhalb der Saison hier toleriert zu werden.

 

24.03.2022
von der Playa de Doniños nach La Coruña, 80 Km

Wie angenommen, haben wir die Nacht trotz Campingverbot, ungestört verbracht. Auf direktem Weg geht es heute nur ein kurzes Stück bis La Coruña. Am Hafen gibt es einen Wohnmobilplatz, der zwar nicht ganz billig, dafür aber zentral gelegen ist. Wir kommen schon vor Mittag an und machen uns auf den Weg um die Stadt zu erkunden. Die breite Promenade mit separaten Bereichen für Fussgänger, Radfahrer und zeitweise sogar für Jogger, führt uns ans Ende der Halbinsel, auf der die Altstadt liegt. Dort steht der Torre de Hercules, ein mächtiger Leuchtturm, der die Einfahrt zum Hafen markiert. Vorbei am Aquarium geht es weiter zur Playa do Orzán, wo Sonnenhungrige am langen Strand liegen und Surfer im Wasser auf die perfekte Welle warten. Quer durch die Altstadt erreichen wir die grosse Plaza de Maria Pita. Am nördlichen Ende steht der prächtige dreitürmige Palast.

Zurück auf dem Campingplatz nutzen wir die vorhandenen Duschen bevor wir uns im Restaurant mit einem Glas Weisswein an die Sonne setzen.

Der Plan wäre eigentlich gewesen, dass wir heute für einmal im Restaurant essen. Wir schlendern daher der Hafenpromenade entlang zur Altstadt. Es ist 19 Uhr und es herrscht reger Betrieb. Viele Menschen spazieren durch die Strassen oder treffen sich in Bars und Restaurants zum Schwatz. Wir wissen, dass die Spanier erst spät am Abend essen, haben aber trotzdem gehofft ein Restaurant zu finden das bereits um 20 Uhr Essen anbietet. Weit gefehlt, die Speiserestaurants öffnen erst um 21 Uhr. Wir entschliessen uns deshalb den Restaurantbesuch zu verschieben und kehren zurück zum Wohnmobil, wo wir eine Kleinigkeit zubereiten.

 

25.03.2022
von La Coruña nach Santiago de Compostela, 81 Km

Heute wollen wir nach Santiago de Compostela, dem Ziel aller Pilger auf dem Jakobsweg. Wir wählen den direkten Weg und gelangen, mit nur einem Einkaufsstopp, schon vor Mittag nach Santiago. Auf der Suche nach einem Parkplatz führt uns das Navi um die ganze Altstadt herum. Der Parkplatz unserer ersten Wahl ist allerdings komplett zugeparkt. Etwas weiter vom Zentrum entfernt finden wir auf einem riesigen Carparking problemlos einen Platz. Es gibt hier auch eine Entsorgungsstation für Camper. Auch von hier ist die Kathedrale in etwa 20 Minuten zu Fuss zu erreichen. Wir besichtigen das Heiligtum und betrachten mit Bewunderung die vielen Pilger, die auf dem Vorplatz eintreffen.

Wir spazieren durch die hübschen und sauberen Gassen der Altstadt und holen das Essen von gestern Abend nach. Heute gibt es Paella mit vielen Muscheln und Garnelen. Danach kehren wir zurück zu Brummsli und erholen uns ein wenig, denn um 19.30 Uhr wollen wir eine der Pilgermessen in der Kathedrale besuchen. Der Gottesdienst, der drei Mal täglich abgehalten wird, ist gut besucht. Im Film «Ich bin dann mal weg» mit Hape Kerkeling liessen die Messdiener den grossen Weihrauchkessel an einem langen Seil über den Köpfen der Kirchenbesucher hin und her pendeln. Dieses Ritual hat bei unserem Besuch leider nicht stattgefunden.

26.03.2022
von Santiago de Compostela nach Cobarro, 147 Km

Heute folgen wir weiter der vorgeschlagenen Route aus unserem Reiseführer in Richtung Süden, der portugiesischen Grenze entgegen. Als Ausgleich zur religiösen Erbauung von Gestern stehen heute Zeugnisser der frühen Besiedlung Galiziens auf dem Programm. Der erste Stopp gilt den Resten der keltischen Siedlung von Castro de Baroña. Die etwa 2000 Jahre alten Mauerreste liegen auf einer verlandeten Insel, die vom Meer her durch die steilen Klippen geschützt sind. Vom Land her sind noch zwei Verteidigungslinien mit einem ehemaligen Wassergraben dem eine erste Mauer folgt zu sehen. Danach ist eine zweite, zweistufige Mauer errichtet. Der Zugang zu den ovalen Gebäuden war durch ein Tor gewährleistet. Die Anlage wurde schon in den 1930er Jahren entdeckt, aber erst 1984 ausgegraben.

Den nächsten Halt machen wir beim Dolmen de Axeitos. Dieser liegt idyllisch in einem Eichenhain. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Menschen der Jungsteinzeit derart grosse Felsblöcke zu Grabkammern aufgeschichtet haben.

Langsam wird es wieder Zeit, dass wir uns nach einem Schlafplatz umsehen. Bei Cobarro, direkt bei einer Parkanlage am Meer, fahren wir zum kostenlosen Stellplatz. Es ist noch früh am Nachmittag und so können wir uns einigen anstehenden Arbeiten widmen. Es gibt einige T-Shirts auszuwaschen, die Frontscheibe muss gereinigt und die Trenntoilette erstmals auf dieser Reise geleert werden. Das ist alles schnell erledigt und so spazieren wir ins Dorf, das sich als regelrechtes Juwel erweist. In den engen Gassen am Meer stehen viele der hier üblichen Maisspeicher, die auf Stelzen stehen und wie die Speicher im Wallis, durch Steinscheiben vor Mäusen und Ratten geschützt sind. An der Enden der Giebel sind jeweils je ein Kreuz angebracht. An verschiedenen Weggabelungen im Dorf stehen hohe Steinkreuze. Die vielen Restaurants am Meer sind von den, meist spanischen, Gästen gut besucht. Auch wir suchen uns einen freien Platz und geniessen neben einem Glas Albariño, dem hier weit verbreiteten Weisswein, Calamares und Zamburiñas (bunte Kammmuscheln) als Tapas zum Apéro. Mit dem Nachtessen hat es deshalb keine Eile.

3. Portugal, der Norden

27.03.2022
von Combarro nach Vila Nova de Cerveira, 92 Km
Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Portugal. Ein Radrennen durch Pontevedra zwingt uns allerdings noch zu einer unfreiwilligen Stadtrundfahrt. Dann geht es aber zügig südwärts und wir überqueren den Rio Miño bzw. Rio Minho, der die Grenze zwischen Spanien und Portugal bildet. Als Tagesziel haben wir Vila Nova de Cerveira gewählt, welches am Grenzfluss etwas weiter westlich liegt. Auf dem grossen Wohnmobilstellplatz finden wir problemlos ein Plätzchen. Danach spazieren wir durch das kleine Städtchen. Am Fuss des Kastells aus dem 14. Jahrhundert bildet ein Ring aus historischen Häusern die Altstadt. Am grossen Platz reiht sich Restaurant an Restaurant. Viele der Besucher scheinen für einen Sonntagsausflug aus Spanien angereist zu sein. 
Wir gehen hinauf zur Burg, wo in der Kirche die Messe abgehalten wird. In einem der kleinen Läden kaufen wir ein Glas Rosmarin-Bienenhonig und probieren den Honigwein und Honiglikör. Danach spazieren wir entlang des Rio Minho durch einen gepflegten Park, wo sich Familien zum Picknick treffen und den grossen Spielplatz und die Radwege nutzen. In einem kleinen Teich feiern Unmengen von Fröschen lautstark Hochzeit.

 

28.03.2022
von Vila Nova de Cerveira nach Viana do Castelo, 64 Km

Bevor es weiter geht, kaufen wir im gut sortierten Einkaufszentrum im Städtchen ein und füllen unsere Vorräte auf. Dann geht es weiter südwärts. Unser erstes Ziel sind wieder einmal «alte Steine», wie unsere Kinder als Teenager zu sagen pflegten. In Vila Praia de Ancora steht am Rande des Städtchens auf einem parkartigen Areal mit altem Baumbestand der Dolmen Anta da Barrosa. Der Weg zum jungsteinzeitlichen Grabmal ist zwar gut ausgeschildert, Parkplätze sind allerdings in unmittelbarer Nähe keine vorhanden. Wir fahren deshalb zu einem kleinen Einkaufszentrum und gehen dann zu Fuss zurück.

Nur wenige Kilometer weiter steht am Strand die Ruine des Forte Paçô aus dem 17. Jahrhundert. Direkt daran vorbei führt der Fernwanderweg «Litoral Norte», der auf einem schönen Plankenweg durch die Dünen führt.

Wie uns ein vorbeikommender Radfahrer erzählt ist der Strand hier bei Surfern sehr beliebt und es sollen hier auch schon Weltmeisterschaften stattgefunden haben. Dann schwärmt er von seiner Heimatstadt Viana do Castelo, die nur wenige Kilometer weiter an der Mündung des Rio Lima liegt. Die Altstadt und die Kirche Santa Luzia, die der Sacré Coeur in Paris nachempfunden ist, sollen ausserordentlich sehenswert sein. Wir versprechen, dass wir auf jeden Fall dort einen Halt einlegen werden.

Vorher geht es aber noch zu den alten Windmühlen von Montedor. Hier werden unsere Nerven wieder einmal auf die Probe gestellt. Der Weg zur Sehenswürdigkeit ist sehr gut ausgeschildert, allerdings wird die Strasse schmaler und schmaler. Schliesslich bleiben links und rechts nur noch Zentimeter bis zu den Hauwänden und schliesslich endet das enge Strässchen bei den Mühlen vor einer verschlossenen Hauseinfahrt ohne Park- oder Wendemöglichkeit. Wendeversuche in zwei gegenüberliegenden Hauseinfahrten bleiben erfolglos. Schliesslich kommt der Besitzer des letzten Hauses und öffnet uns sein Zufahrtstor, so dass wir auf seinem Grundstück wenden können.

Wir haben heute also wieder etwas gelernt: In Portugal sind auch gut ausgeschilderte Sehenswürdigkeiten nicht zwingend mit Park- oder Wendeplätzen versehen. Mit grossen Fahrzeugen ist es unter Umständen besser frühzeitig zu parkieren und das letzte Stück zu Fuss zu gehen.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis Viana do Castelo, allerdings sind auch hier alle Parkplätze nahe dem Zentrum belegt. Bei der Anfahrt haben wir eine Werkstatt von Carglass bemerkt und entschliessen uns dort zu fragen, ob die Reparatur unserer Frontscheibe heute noch möglich wäre. Tatsächlich bekommen wir einen Termin und das Fahrzeug sollte in etwa 3 Stunden fertig sein. Somit haben wir unser Parkplatzproblem gelöst und der Fussweg ins Zentrum ist auch machbar.

Wir schlendern also durch die wirklich schöne Altstadt mit vielen kleinen Läden und Restaurants, gehen zum Fluss der von einer Brücke überspannt wird, die von Gustave Eiffel, dem Erbauer des Eiffelturms und der Freiheitsstatue in New York, konstruiert wurde. Auf der oberen Fahrbahn verkehren Autos, auf der unteren die Eisenbahn. Mit der Standseilbahn fahren wir hoch zur Wallfahrtskirche Santa Luzia, von wo die Stadt und der Hafen überblickt werden können.

Dann ist es auch schon wieder Zeit unser Brummsli abzuholen. Die Scheibe konnte repariert werden und der Schaden ist kaum noch zu sehen.

Da es schon gegen 17 Uhr geht, wählen wir einen Wohnmobilplatz auf der anderen Seite des Flusses um die Nacht zu verbringen. Wir brauchen zwei Anläufe rund um die Altstadt um die Auffahrt zur Eiffelbrücke zu finden. Die Brücke hat eine Gewichtsbeschränkung von 3.5 Tonnen (wir sind für 4.1 Tonnen zugelassen) und wir haben die Option «Autobahn vermeiden» eingegeben. Deshalb möchte uns das Navi 15 Kilometer flussaufwärts zur nächsten Brücke leiten.

Der Stellplatz liegt auf einer kleinen Anhöhe über der Hafeneinfahrt und bietet einen schönen Blick auf das Meer. Nach dem Essen unternehmen wir noch einen ausgedehnten Spaziergang am endlos langen Sandstrand, wo sich noch etliche Surfer im Wasser tummeln. Auf bequemen Plankenwegen geht es durch die Dünen zurück zu unserm Wohnmobil.

29.03.2022
von Viana do Castelo nach Gerês, 113 Km

Wir folgen dem Rio Lima nach Osten in die Berge. Einen ersten Halt machen wir bei einem Badeplatz, wo der Rio Tamente in den Rio Lima fliesst. Der Wasserstand scheint sehr hoch, denn ein Teil des Eichenwaldes am Ufer steht unter Wasser.

Bei unserem nächsten Stopp in Lindoso gibt es wieder einmal ein Kastell zu besichtigen. Geprägt von unserem Erlebnis bei den Windmühlen von Montedor fahren wir nicht die Kopfsteinpflasterstrasse zur Festung hoch, sondern parken ein Stück weiter an der Hauptstrasse. Zu Fuss marschieren wir dann zurück zur Festung und stellen fest, dass die Zufahrt angenehm breit ist und ein grosser Parkplatz, sowie ein Wohnmobilstellplatz vorhanden sind. Nun ja, ein wenig Bewegung schadet ja nicht. Das Kastell ist gut erhalten und frei zugänglich, auch die kleine Ausstellung ist kostenlos. Unmittelbar neben der Burg gibt es eine weitere Sehenswürdigkeit. Dort stehen nämlich dicht an dicht 64 Maisspeicher aus Granit, den sogenannten Espigueiros, wie sie hier und in Spanien weit verbreitet sind.

Unser Auto haben wir unterhalb des Dorfes an der Strasse abgestellt, die zum Damm führt der den Rio Lima zu einem tiefen See staut. Wir fahren deshalb noch hinunter zur Staumauer und stellen fest, dass der See fast vollständig entleert ist. Bei der Weiterfahrt sind deshalb immer wieder ehemalige Dörfer, Brücken und Mauerreste zu sehen, die sonst vom Stausee überflutet sind.

Für ein kurzes Stück führt die Strasse wieder über die Grenze nach Spanien. Bei Lobios schwenken wir dann wieder nach Süden und kehren über einen Pass nach Portugal zurück. Auf einer sehr schmalen, kurvenreichen Strasse geht es durch einen wunderschönen Mischwald ein Schutzgebiet hinunter nach Gerês, einem kleinen Thermalkurort. Leider gibt es auf der ganzen Strecke von der Passhöhe hinunter keine Haltemöglichkeit. Alle Ausweichbuchten sind entweder mit einem Halte- und Parkverbot belegt oder gar mit Felsbrocken abgesperrt. Einzig auf der Passhöhe, oder dann wieder in Gerês gibt es Parkmöglichkeiten, um auf den Wanderweg zu gelangen, der durch das Tal führt.

Auf einem Parkplatz in Gerês, etwas abseits der Hauptstrasse, gibt es die Möglichkeit mit dem Wohnmobil zu übernachten. Beim Spaziergang durch das Dorf stellen wir fest, dass fast alle Restaurants, Hotels und auch die Thermalbäder noch geschlossen sind. Wir verbringen daher einen ruhigen Abend im Camper.

30.03.2022
von Gerês nach Chaves, 122 Km

Wir folgen dem Rio Gerês weiter bis wir den Stausee erreichen, der durch den Rio Cávado, den Rio Caldo und den Rio Gerês gebildet wird. Die steilen bewaldeten Hänge und der blaue See erinnern an den Lago Maggiore im Tessin. Steil und kurvenreich geht es hinauf bis nach Tabuarças und dann hoch über dem Talgrund bis zu den nächst höher gelegenen Stauseen.

in Vila da Ponte machen uns Wegweiser auf eine romanische Brücke und alte Mühlen aufmerksam. Wir biegen von der Umfahrungsstrasse ins Dorf ab und parkieren an der Dorfstrasse. Ein Wanderweg führt uns zuerst hinunter an den Rio Rabagão. Dort führt eine alte Fussgängerbrücke aus Steinplatten über den Bach zu den Ruinen von 26 alten Mais- und Getreidemühlen. Die Gebäude sind nicht mit den bei uns bekannten, mit einem grossen Wasserrad betriebenen Mühlen vergleichbar, sondern wesentlich kleiner. Die Mühlsteine wurden aber auch durch Wasserkraft betriebe. Leider ist keine der alten Bauwerke restauriert und funktionstüchtig.

Wir spazieren zurück ins Dorf, wo weiter Flussaufwärts eine alte, romanische Bogenbrücke zu besichtigen ist. Vila da Ponte besteht hauptsächlich aus alten, sehr einfachen Steinhäusern und den uns schon bekannten Maisspeichern. Die Bewohner, die scheinbar hauptsächlich von der Landwirtschaft leben, grüssen uns freundlich und winken uns zu. Eine alte Frau spricht uns an und zeigt uns ihren Speicher, der mit Maiskolben gefüllt ist. Dann führt sie uns zum Hühnerstall und versucht uns zu erklären, dass der Mais dort verfüttert wird. Da wir kein Portugiesisch sprechen, versucht es Elsbeth mit Spanisch, versteht aber nur einen Teil der Erklärungen. Wir bedanken uns für die Ausführungen und sind beeindruckt von der Freundlichkeit der Menschen hier.

Bald erreichen wir unser Tagesziel Chaves. Auch hier ist die Parkplatzsuche schwierig. Wir steuern deshalb ein Guesthouse an, dass auch Stellplätze zur Verfügung stellt. Hier können wir auch die Duschen und das WiFi nutzen.

Das historische Stadtzentrum liegt unmittelbar gegenüber auf der anderen Flussseite und kann über eine Fussgängerbrücke schnell erreicht werden. Unten am Fluss gibt es eine Thermalquelle. Aus dem Brunnen sprudelt das 76° heisse Wasser. Dann spazieren wir hoch zum Kastell und der Altstadt mit den engen Gassen und weiter zur Festung São Francisco, die als 4 Sternhotel genutzt wird. In einem Cafe stärken wir uns mit einer Cola.

Den Abend verbringen wir auf dem Areal unseres Campingplatzes und geniessen das schöne aber recht kühle Wetter.

31.03.2022
von Chaves nach Peso da Régua, 118 Km

Wie vom Wetterbericht vorausgesagt, beginnt es heute Morgen kurz vor Tagesanbruch zu regnen. Bis wir dann soweit sind um loszufahren ist das Gröbste auch schon wieder vorbei. Heute geht es weiter Richtung Süden in die Weinanbaugebiete des Rio Douro.

Kaum haben wir Chaves verlassen, steigt die Strasse auch schon wieder an und es geht in das hügelige Umland. Zuerst hängt noch dichter Nebel an den Hängen. Doch schliesslich erreichen wir die Nebelgrenze und fahren bei Sonnenschein.

Bei Murça fahren wir steil bergauf zum Aussichtspunkt «Miradouro de São Domingos». Hier machen wir eine Znünipause und einen kurzen Spaziergang um den Berggipfel, der dicht mit blühendem Ginster und Heidekraut bewachsen ist. Die Stämme der vorhandenen Kiefern sind alle angeritzt und das austretende Harz wird in blauen Plastiktüten aufgefangen. Es verwundert, dass die Bäume die massiven Verletzungen an der Rinde überstehen.

Auf Nebenstrassen geht es weiter, dabei verweisen Wegweiser verschiedentlich auf prähistorische Dolmen die zu besichtigen wären. Allerdings haben wir schon zwei solche Grabstätten gesehen, so dass wir heute darauf verzichten.

Jetzt nähern wir uns dem Tal des Douro und die Strasse beginnt in engen Kurven rasch abzufallen. Die steilen Hänge sind terrassiert und mit Reben bepflanzt. In den Rebbergen prangen in grossen Buchstaben die Namen der Produzenten.

Schliesslich erreichen wir bei Pinhão, wo der Rio Pinhão in den Rio Douro fliesst, den Talgrund. An der Uferpromenade haben mehrere grosse Touristenschiffe angelegt, die Flussfahrten anbieten. Pinhão ist sehr eng, und bietet kaum Parkmöglichkeiten für Wohnmobile. Wir fahren deshalb weiter bis nach Peso da Régua, dem nächsten grösseren Ort. Hier gibt es einen grossen Wohnmobilstellplatz direkt am Fluss, wo für 3 Euro übernachtet werden kann.

Auch hier ankern grosse Flusskreuzfahrtschiffe. Wir spazieren durch das kleine Städtchen. Dieses bietet neben der schönen Uferpromenade und dem Douro-Museum nichts Besonderes. Wir schlendern ein wenig durch die Gassen mit den vielen kleinen Geschäften.

Hier finden wir in einem Haushaltwarenladen mit chaotischer Auslage sogar noch einen neuen italienischen Espressokocher. Bei unserem Alten ist nämlich heute Morgen der Griff abgebrochen und im grossen Leclerc in Chaves war kein Neuer zu bekommen.

Danach besuchen wir das Douro-Museum, wo die Geschichte der Region und der Produktion von Portwein gezeigt wird. Hier erfahren wir auch, dass die Gegend schon seit tausenden von Jahren besiedelt wird und deshalb unzählige Fundstellen mit Steinritzungen, Höhlenmalereien und Dolmen vorhanden sind. Im Eintrittspreis ist dann am Schluss auch noch ein Glas des hauseigenen 10-jährigen Portweines inbegriffen.

In der Zwischenzeit hat sich das Wetter wieder verschlechtert und es beginnt zu regnen. In weiser Voraussicht haben wir die Regenschirme in den Rucksack gepackt und kommen so trocken zurück zum Wohnmobil, wo wir den Abend in trauter Zweisamkeit verbringen.

01.04.2022
von Peso da Régua nach São Romão, 126 Km

Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns. Bei wolkenlosem Himmel geht es weiter dem rechten Douroufer entlang. Die Strasse ist kurvenreich und eng. Zudem ist der Verkehr, auch mit grossen Lastwagen, sehr mühsam. Immer wieder geht es knapp vorbei an Steinmauern und Hauswänden.

Schliesslich geht es wieder steil den Berg hinauf, zuerst über wenig besiedelte Hügel, dann durch immer dichter bebaute Gebiete. Der Einfluss von Porto macht sich schon bemerkbar.

Vor ein paar Tagen ist uns der Deckel des Wassertanks kaputt gegangen. Wir haben deshalb ein Wohnmobilcenter nördlich von Porto ausfindig gemacht in der Hoffnung, dass wir dort einen Ersatzdeckel finden. Tatsächlich werden wir fündig und finden das passende Produkt, allerdings passt unser Schloss vom alten Deckel nicht. Die Mitarbeiter der Werkstatt treiben aber innert Kürze ein, zwar gebrauchtes, aber passendes Schloss auf und bauen dieses ein.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis nach São Romão. Dort gibt es einen ruhigen Stellplatz, von dem aus Porto mit der Bahn in etwa 20 Minuten erreichbar ist. Wie kommen schon kurz nach Mittag an und suchen uns einen sonnigen Platz, müssen aber wieder einmal die Hebekissen einsetzen, da das Gelände sehr uneben ist. Dann geht es zuerst zu Fuss zum Einkaufen. Die 1.5 Kilometer entlang einer viel befahrenen Strasse und teilweise ohne Trottoir sind schon fast ein Abenteuer.

Auf dem Rückweg schauen wir beim Bahnhof vorbei um den Fahrplan zu studieren. Der vermeintliche Ticketschalter entpuppt sich als Büro der Gemeindeverwaltung. Wir werden an einen nahen Kiosk verwiesen. Mit Hilfe der Übersetzungshilfe von Google, da die Verkäuferin auch nicht aus Elsbeth’s Spanisch schlau wird, kaufen wir für Samstag zwei Retourfahrten. Diese sind auf einem Magnetstreifens eines Kartonkärtchens gespeichert. Erst beim Stellplatz sehen wir auf der Quittung, dass wir für jeden von uns zwei Fahrten erworben haben.

Wir wollten uns eigentlich einen gemütlichen Nachmittag machen, wollen aber die Fahrten nicht ungenutzt verfallen lassen. Deshalb machen wir uns schnell parat um den nächsten Zug nach Porto zu erwischen. Die Verbindung ist sehr gut, alle halbe Stunde fährt eine Bahn direkt ins Zentrum an den Bahnhof São Bento. In wenigen Minuten sind wir an de Cais da Ribeira, der Flanierzone am Douro. Hier herrscht ein unheimliches Gedränge. Die vielen Restaurants sind voll und auf der Promenade ist kaum ein Durchkommen. Strassenmusikanten und Artisten geben ihr Können zum Besten und hoffen auf die Grosszügigkeit der Passanten. Wir kämpfen uns durch bis zur Brücke Luiz I aus dem Jahre 1886, einer zweistöckigen Stahlkonstruktion und das Wahrzeichen von Porto. Wir überqueren den Fluss auf der unteren Ebene, die zurzeit saniert wird und erreichen die Cais de Gaia. In einem Restaurant am Ufer geniessen wir einen Aperol Spritz. Der Preis von 9 Euro pro Glas erreicht schon fast Schweizer Niveau.

Danach geht es mit der Gondelbahn Teleférico da Gaia hinauf zum Jardim do Morro, einer Gartenanlage, wo sich vor allem junge Leute versammelt haben und Party machen. Über die obere Ebene der Ponte Luiz I, wo auch eine Strassenbahn fährt, geht es wieder zurück ans andere Ufer zur Kathedrale und dem Bischofspalast. Diese Sehenswürdigkeiten sparen wir uns für den morgigen Besuch auf und kehren zurück zum Bahnhof São Bento, dessen Halle mit Wandbildern aus Keramikkacheln, den Azulejos, geschmückt ist.

Nach kurzer Zugfahrt sind wir wieder zurück in São Romão. Nach dem Gewusel mit den vielen Menschen müssen wir kurz zur Ruhe kommen und dann ist es schon wieder Zeit schlafen zu gehen.

4. Porto und Lissabon

 

02.04.2022
ein Tag in Porto

Auch der vermeintlich ruhige Stellplatz hat seine Tücken. In der Nachbarschaft scheint ein Hahn zu Hause zu sein, der sich früh am Morgen bemerkbar macht. Ein anderer Gockel gibt dann jeweils aus der Ferne Antwort.

Nach dem Morgenessen geht es wieder an den Bahnhof, der nur 5 Minuten entfernt liegt und mit dem Zug nach Porto. Zuerst steht die Kathedrale auf dem Programm. Ein Rundgang führt uns zum Kreuzgang, auf den Turm und in die Kathedrale selbst.

Wir kaufen uns ein Ticket für den Touristenbus, mit dem die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt erreicht werden können. Wir lassen die Altstadt erst einmal aus und fahren zum grossen Park bei der Zitadelle am Meer. In der weitläufigen Parkanlage treffen sich viele Familien zum Picknick oder treiben Sport.

Mit dem nächsten Bus fahren wir vom Forte de São Francisco der schönen Promenade entlang zurück zur Altstadt und schlendern hier kreuz und quer durch die belebten Gassen.

Für 19 Uhr haben wir in einem Restaurant am Cais de Gaia einen Tisch reserviert um meinen Geburtstag zu feiern. Mit Fischsuppe, Octopuskroketten und Chateaubriand lassen wir es uns gut gehen.

Dann ist es für ältere Semester wie uns auch schon wieder Zeit zurück zu fahren. Wegen einer ausgefallenen Anzeige im Zug müssen wir darauf achten, unseren Zielbahnhof nicht zu verpassen und beim neunten Halt auszusteigen.

 

03.04.2022
von São Romao nach Quiaios, 194 Km

Heute wollen wir etwas Gas geben um weiter nach Süden voranzukommen. Ende April sollte wir ja wieder zu Hause sein und wir haben doch noch eine ziemliche Strecke vor uns. Deshalb verzichten wir heute auf einen Abstecher ins Landesinnere und folgen der Küste.

Das Navi führt uns sicher durch Porto und ans andere Ufer des Douro. Da wir Autobahnen immer noch meiden, sind solche Stadtdurchfahrten immer etwas komplizierter als auf den schnellen Autobahnrouten.

Auch die Küstenstrasse führt nicht direkt dem Meer entlang, sondern liegt einige Kilometer im Landesinnern. Der Strand wird jeweils über Stichstrassen erreicht. Wir machen zuerst einmal am Canal de Ovar eine Mittagspause mit Kaffee und Müesli. Erst später, bei Mira, wo sich ein grosses Dünengebiet erstreckt, fahren wir auf einer holprigen Schotterpiste ans Meer. An und für sich ein tolles Plätzchen zum Übernachten. Aber der Wind bläst fast in Sturmstärke und eisig kalt vom Meer her. Trotzdem unternehmen wir einen Spaziergang am Strand bevor wir uns weiter auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen. Auch der Platz am idyllischen Lagoa da Vela, der in unserem Reiseführer erwähnt wird liegt mittlerweile in einem Naturschutzgebiet, wo da Übernachten mit bis zu 150 Euro gebüsst werden kann. Schliesslich lassen wir uns in Quiaios auf einem grossen Parkplatz am Strand nieder. Der Platz ist zwar nicht besonders idyllisch, es gibt aber kein Campingverbot und wir hoffen niemanden zu stören.

Der Wind bläst zwar immer noch heftig, legt sich aber im Laufe des Abends, so dass wir auf eine ruhige Nacht hoffen.

04.04.2022
von Quiaios nach São Bento, 137.Km

Unsere Hoffnung nach einer ruhigen Nacht hat sich nicht erfüllt. So schnell wie der Wind gestern abgeflaut ist, legt er während der Nacht wieder zu und schüttelt uns ordentlich durch.

Unser erstes Ziel für heute ist in Batalha das Kloster de Santa Maria da Vitória. Das Kloster wurde von König João I. als Dank für den Sieg gegen das überlegene Spanische Heer am 14. August 1385 erbaut. Gleich neben dem Eingang sind in der Stifterkapelle König João I. zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern beigesetzt. Die Kirche ist eher schlicht gehalten und enthält keinen, der sonst üblichen, prunkvollen Altar. Von dort gelangen wir zum königlichen Kreuzgang mit seinen gotischen Bögen und einem schön gearbeiteten Brunnen.

Dann fahren wir weiter, zum nur wenige Kilometer entfernten Fatima. Hier soll am 13. Mai 1917 den drei Hirtenkindern Lúcia, Francisco und Jacinta die Mutter Gottes erschienen sein. Zwei der Kinder sind schon kurze Zeit später gestorben. Lúcia lebte als Nonne in einem Kloster, starb 2003 und wurde 2005 seliggesprochen.

Auf einem riesigen Platz steht heute eine Basilika anstelle der ursprünglich nach der Erscheinung gebauten Kapelle. Dort befinden sich auch die Gräber der drei Kinder. Heute ist der Andrang der Pilger eher mässig. Die Parkplätze bieten aber Platz für Tausende von Autos und Cars. Entsprechend gross muss der Andrang in Spitzenzeiten sein.

Unser nächster Halt hätte einer Fundstelle von Dinosaurierspuren gegolten. Dies hat aber ausgerechnet am Montag geschlossen. Leider ziehen wir unverrichteter Dinge von dannen.

In São Bento, einem kleinen Dorf in einer wenig besiedelten bergigen Region finden wir einen Übernachtungsplatz. Die Nutzung der gemeindeeigenen Anlage inklusiv Strom und Wasser ist kostenlos. Wir sind im abgelegenen Ort heute die einzigen Gäste und geniessen, trotz kühler Temperaturen die Sonne im Liegestuhl.

Nach dem Essen machen wir einen kurzen Spaziergang in die Umgebung. Die einzelnen Weiden auf denen Olivenbäume stehen, sind von hohen Steinmauern umgeben. Auch etliche gut ausgeschilderte Wanderwege führen hier vorbei. An jeder Weggabelung steht ein Wegweiser der den Wanderern den richtigen Weg zeigt.

05.04.2022
von São Bento nach Lissabon, 160 Km

Heute ist der Himmel bedeckt und es weht ein kalter Wind, ganz anders als wir es uns im vermeintlich sonnigen Süden vorgestellt haben.

Heute ist erneut ein grosses Kloster auf dem Reiseplan. In Alcobaça steht nämlich das Mosteiro de Santa Maria de Alcobaça, eine Zisterzienserabtei und eines der bedeutendsten Bauwerke Portugals. Dieses wurde 1154 von König Afonso I. gegründet und sollte für «einen weniger als Tausend» Ordensbrüder Platz bieten.

Heute kann ich, nach Gestern in Batalhan, schon zum zweiten Mal vom Seniorenrabatt profitieren und muss nur den halben Eintrittspreis bezahlen. Das sind die Vorteile des Alters.

Wir besichtigen den zweistöckigen Kreuzgang, die riesige Klosterküche mit dem gewaltigen Dunstabzug über der Feuerstelle und die Klosterkirche. Hier stehen die zwei Sarkophage im Querschiff in denen Prinz Pedro und seine geliebte Inês bestattet sind. Diese liess der Vater von Pedro ermorden, da er mit der Verbindung nicht einverstanden war. Als sein Vater starb, wurde die Tote ausgegraben, festlich gekleidet und zur Königin gekrönt. Anschliessend wurde sie hier in Alcobaça bestattet.

Weiter geht es jetzt in Richtung Lissabon. Zuerst geht es auf der gut ausgebauten Strasse recht zügig voran. Je näher wir Lissabon kommen, umso dichter wird der Verkehr und es geht in den Industriequartieren der Hauptstadt nur noch mühsam voran. Das Navi führt uns auf den bis zu vierspurigen Strassen sicher zum Lisboa Camping. Wir fragen uns, wie wir das in den Zeiten vor Garmin und TomTom, nur mit Strassenkarte und Wegbeschreibung ausgerüstet, geschafft hätten.

Wir checken vorerst für zwei Nächte auf dem riesigen Campingplatz ein. Eine Fahrt in die Altstadt lohnt sich nicht mehr. Deshalb nutzen wir die Zeit um die Betten neu zu beziehen und bereiten uns auf die morgige Städtetour vor. Vom Campingplatz aus führt eine Busverbindung direkt ins Zentrum.

06.04.2022
ein Tag in Lissabon

Heute stellen wir den Wecker, denn wir wollen etwas früher für die Stadtbesichtigung bereit sein als in Porto. Nur wenige hundert Meter vom Campingplatz entfernt befindet sich die Busstation für den Bus 714. Wir müssen auf die Beschriftung am Fahrzeug achten, denn an der Station halten die Busse 714 die von der Innenstadt kommen und ebenso jene die dorthin fahren. Ausserdem muss dem Fahrer mit Handzeichen angedeutet werden, dass man zusteigen möchte, damit er anhält. Eine nette Frau erklärt uns das alles und verpasst es darum dem Chauffeur rechtzeitig zu winken um in die Aussenquartiere zu fahren. Dieser fährt darum durch ohne anzuhalten. Es ist uns etwas peinlich, dass die Freundlichkeit wo wenig belohnt wird. Dann kommt aber auch schon unser Bus 714 «Figueira», wir winken und er hält an. Für 2 Euro können wir 40 Minuten bis ins Zentrum der Altstadt fahren.

Als wir am Praça (Platz) de Figueira ankommen müssen wir uns erst einmal entscheiden, wie wir uns am besten fortbewegen. Wir erkundigen uns deshalb bei einem der Rikscha-Fahrer nach den Preisen. 120 Euro für eine 2 ½ Stundentour ist uns dann aber doch zu teuer. Deshalb marschieren wir zum Touristenoffice am Praça do Comercio. Dieser befindet sich nur wenige hundert Meter weiter südlich direkt am Rio Tejo, bevor dieser ins Meer mündet. Hier erhalten wir die Prospekte der beiden Anbieter für Stadtrundfahrten. Da, wie schon in Port, die meisten Sehenswürdigkeiten im Zentrum relativ nahe beieinander liegen, entschliessen wir uns für einen Rundgang zu Fuss.

Wir marschieren zuerst hoch zum Castelo de São Jorge, der Burgruine auf einem Hügel hoch über der Stadt. Am Ticketschalter hat sich bereits eine lange Schlange gebildet und so entscheiden wir uns erst einmal durch die Gässchen vor der Burg zu spazieren. Zurück beim Billettschalter ist die Schlange nochmals länger geworden und so stellen wir uns auch an. Schliesslich geht es doch recht zügig und nach 30 Minuten halten wir unsere Eintrittskarten in Händen. Auf dem Gelände des Schlosses gelangt man zuerst auf die Praça de Armas. Der Platz ist von einer kanonenbestückten Mauer umgeben, von wo man eine tolle Aussicht auf Lissabon geniessen kann. Im schönen Garten vor der Burgruine tummeln sich zahlreiche Pfauen und machen mit lauten Rufen auf sich aufmerksam. Auf den Zinnen des Castelo, die wir über steile, ausgetretene Treppen mit sehr hohen Stufen erreichen, können die alten Mauern umrundet werden. Die Aussicht auf die Stadt ist allerdings nicht besser als vom Praça de Armas aus.

Vom Burghügel gehen wir durch enge Gassen hinunter zum Praça Dom Pedro IV. In einem der zahlreichen Restaurants wollen wir etwas zu Mittag essen. Das gebotene ist aber eher enttäuschend: Chaotischer Service, laute Musik und das Essen auch nur mässig. Immerhin können wir unsere Stadtbesichtigung jetzt mit vollem Bauch fortsetzen. Vorbei am Elevador de Santa Justa, einem über hundert Jahre alten Lift geht es hoch zum Museu Arquelogico. Hier oben verteilt sich der Touristenstrom recht gut und es geht vorbei an hübschen Restaurants und lauschigen Plätzen und kleinen Parks bis zum Botanischen Garten. Von hier gehen wir wieder hinunter zur Avenida da Liberdade, einer breiten Prachtstrasse mit grosszügiger Fussgängerpromenade, deren Gehweg mit verschiedenfarbigen Pflastersteinen schöne Muster aufweist. Hier sind neben vornehmen Hotels auch alle namhaften Nobelgeschäfte vertreten.

Wir gehen die Avenida hoch bis zum riesigen Verkehrskreisel, in dessen Zentrum ein monumentales Denkmal des Marques de Pombal steht. Vor uns liegt jetzt der Parque Eduardo VII mit grosser Grünfläche und breiter Promenade und am oberen Ende mit einer Gedenkstätte für die Nelkenrevolution vom 25. April 1974. Damals wurde die autoritäre, rechte Diktatur durch den Putsch linksgerichteter Militäreinheiten beendet. Dies führte zu demokratischen Wahlen im Jahre 1976 und einer zivilen Regierung.

Jetzt haben wir langsam genug vom Trubel der Stadt und kehren zurück zum Praça da Figueira. Mit dem 714er Bus geht es zurück zum Campingplatz, wo wir uns von einem anstrengenden, sonnigen Tag erholen.

5. Portugal, der Süden

07.04.2022
von Lissabon zum Stausee Albufeira de Pêgo do Altar, 159 Km

Wir müssten zwar erst um 16 Uhr spätestens auschecken, könnten also nochmals bis zum Nachmittag einen Stadtbummel machen. Aber irgendwie haben wir Landeier aus der Aargauer Provinz genug vom Trubel der Grossstadt und machen uns deshalb wieder auf den Weg aufs Land.

Direkt von Lissabon aus führen nur zwei Autobahnbrücken über den Rio Tejo. Um nicht über 40 Km flussaufwärts fahren zu müssen, wählen wir ausnahmsweise die Route über die hier kostenlose Autobahn um die Stadt zu verlassen.

Das portugiesische Autobahnnetz hat so seine Tücken. Es gibt ganz wenige kostenlose Teilstücke. Häufig muss man, wie gewohnt, ein Ticket ziehen und bezahlt dann beim Verlassen der Autobahn. Dies ist aber nicht überall mit Kreditkarte möglich. Zudem gibt es auch Teilstücke mit einem elektronischen Erfassungssystem, hier gibt es dann verschiedene Möglichkeiten wie die Gebühr abgebucht werden soll. Diese muss, zumindest gemäss unserem Reiseführer, vorgängig gewählt werden. Soweit ich weiss, kann beim TCS ein Gerät für die Erfassung gemietet und mit einem Betrag geladen werden.

Die Ponte de 25 Avril überspannt den Tejo mit einer 2278 Meter langen Fahrbahn 70 Meter über dem Wasserspiegel und wird von nur zwei riesigen Masten getragen, die 1000 Meter von einander entfernt im Flussgrund verankert sind. Wir verlassen die Autobahn gleich nachdem wir den Fluss überquert haben. Unser erstes Ziel heute ist die riesige Christusstatue Cristo Rei. Diese steht mit ausgebreiteten Armen und Blick auf Lissabon hoch über dem Tejo. Die 28 Meter hohe Statue steht auf einem 82 Meter hohen Sockel. Ein Fahrstuhl führt zur Aussichtsplattform.

Das Denkmal soll als Dank dafür, dass das Land vom 2. Weltkrieg verschont geblieben ist, errichtet und 1959 eingeweiht worden sein.

Bevor wir das Denkmal erreichen, leitet uns das Navigationsgerät wieder einmal durch schmale Gassen zum Aussichtspunkt. Erst hier sehen wir, dass von der anderen Seite eine breite, auch von Reisecars befahrbare Strasse auf den Hügel führt. Wir sind früh dran und müssen noch eine halbe Stunde warten bis die Gedenkstätte öffnet. Dafür sind wir dann auch fast allein auf der Aussichtsplattform und geniessen die Aussicht auf die Hauptstadt und das Umland.

Dann geht es weiter in Richtung Cabo Espichel. Schon kurz nach Amora verlassen wir die dicht bebaute Agglomeration von Lissabon und es geht durch lichte Pinienwälder und grüne Wiesen. Eine Wohltat nach dem dichten Verkehr der Stadt. Bald erreichen wir das Kap mit einem Leuchtturm und der Pilgerkirche Nossa Senhora do Cabo Espichel. Die verlassenen und zugemauerten Pilgerunterkünfte flankieren einen grossen Platz, an dessen Stirnseite die Pilgerkapelle steht. Ein kurzer Rundweg führt an den Rand der Klippen mit den fast senkrecht abfallenden Felsen. Vorher marschieren wir aber noch zu einer kleinen Bucht, wo auf den steilen Steinplatten Dinosaurierspuren zu erkennen sind. Es gibt grosse, runde Abdrücke, wie von einem Elefanten und kleinere mit drei Zehen, ähnlich einem Hühnerfuss. Die Spuren sollen 180 Millionen Jahre alt sein und würden von uns Laien wohl übersehen, wenn wir nicht wüssten, dass sie da sind. Es ist eine ziemliche Kletterei auf den steilen, steinigen Pfaden bis wir den Wanderweg wieder erreichen, der uns zum Kap zurückführt.

Wir wollen jetzt noch etwas Distanz zurücklegen und rollen auf der IC1 zügig weiter. Die Strasse führt vorbei an saftig grünen Wiesen, auf denen mächtige Korkeichen stehen. Schliesslich erreichen wir den Stausee Albufeira de Pêgo do Altar. Beim Staudamm gibt es verschieden Stellplätze, auf denen sich schon andere Camper eingerichtet haben. Wir suchen uns ein ebenes, sonniges Plätzchen und ruhen uns nach dem Essen noch ein wenig im Liegestuhl aus.

 

08.04.2022
vom Stausee Albufeira de Pêgo do Altar nach Evora, 80 Km

Heute Morgen ist es wieder bewölkt, aber relativ mild und es wird den ganzen Tag trocken bleiben. Es stehen wieder einmal «alte Steine» auf dem Programm. Nach einer schönen Fahrt auf schmalen Nebensträsschen mit wenig Verkehr, vorbei an ausgedehnten, grünen Weiden auf denen Korkeichen stehen, besuchen wir bei Valverde ein Megalithengrab aus der Zeit um 3000 vor Christus. Dazu fahren wir über das Gelände einer Landwirtschaftlichen Schule und gelangen über einen ausgewaschenen holprigen Feldweg zum Parkplatz beim «Ante Grande do Zambujeiro». Und das Hügelgrab ist wirklich «Grande». Riesige Felsbrocken bilden eine Grabkammer und eine Allee aus Steinplatten führt zum Eingang. Aus Sicherheitsgründen ist die teilweise eingestürzte Konstruktion aber nicht begehbar, und wird durch ein grosses Wellblechdach geschützt.

Nur wenige Kilometer weiter führt in Guadalupe eine schöne Schotterpiste zum Steinkreis «Cromeleque dos Almendres». Die mehr als 90 Steine gehören zu einer prähistorischen Kultstätte die 6000 – 4000 Jahre vor Christus errichtet wurde. Einzelne davon sind mit Gravuren versehen, die allerdings wegen der Erosion kaum mehr zu erkennen sind. Die Bedeutung der Steine wurde erst in den 60er Jahren erkannt und die Anlage wurde danach wiederhergestellt.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Halt beim «Menir dos Almendres», einer aufrechtstehenden Felssäule.

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu unserem Tagesziel Evora. Auf dem gebührenfreien öffentlichen Wohnmobilplatz finden wir gerade noch eine Lücke. Von hier sind es nur wenige hundert Meter bis zu einem der Stadttore zu der von einer Mauer umgebenen historischen Stadt. Wir spazieren durch die Gassen, vorbei an unzähligen Souvenirläden, über den Praça (Platz) de Giraldo zur Kathedrale. Im Eintrittspreis ist der Zugang zum Dach mit einer grossen Terrasse, zum Kloster, dem Museum mit dem Klosterschatz und der Kathedrale inbegriffen. Gleich daneben stehen die Reste eines römischen Tempels. Die Anlage mit einigen Säulen gilt als eine der am besten erhaltenen römischen Bauwerke in Portugal. Als letzte Station besichtigen wir die Kirche São Francisco mit dem angegliederten Franziskanerkloster, dessen Ursprung auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Die Hauptattraktion ist aber die Knochenkapelle, wo über 5000 Knochen von Verstorbenen aus dem 16. Jahrhundert zur Gestaltung von Wänden und Decken verwendet wurden. Über dem Eingang zur Kapelle ist folgende Inschrift angebracht: NOS OSSOS QVE AQVI ESTAMOS PELOS VOSSOS ESPERAMOS was soviel bedeutet wie UNSERE HIER VERSAMMELTEN GEBEINE WARTEN NUN AUF DEINE.

Für heute haben wir genug besichtigt und kehren mit schmerzenden Füssen zurück auf den Stellplatz.

09.04.2022
von Evora nach Mina de São Domingos, 193 Km

Heute Morgen meint es der Wettergott nicht gut mit uns, es ist stark bewölkt und es nieselt. Trotzdem geht es weiter durch die Region Baixo Alentejo, die geprägt ist von sanften Hügeln und riesigen Weiden die mit Korkeichen durchsetzt sind. Hunderte Störche nisten an allen möglichen und unmöglichen Orten und ziehen ihre Jungen gross.

Schon nach wenigen Kilometern weist uns in Aguiar einer der braunen Wegweiser, die auf Sehenswürdigkeiten hinweisen, auf den Anta de Aguiar hin. Nur einige Dutzend Meter vom Dorf entfernt steht bei einem Picknickplatz ein weiterer Dolmen. Die prähistorische Grabstätte ist allerdings teilweise eingestürzt. Trotzdem ist es beeindruckend, wie viele der Jahrtausende alten Zeugen der frühen Besiedlung erhalten geblieben sind.

Kurz vor Vidigueira stehen die Reste einer römischen Villa eines Grossgrundbesitzers. Diese umfasst die Reste eines Tempels, von Wasserreservoiren, Ökonomiegebäuden, Unterkünften von Bediensteten und eines grossen Herrenhauses mit Therme. Dieses überdauerte die Jahrhunderte, da es lange Zeit auch als Kloster genutzt wurde. Deshalb sind in einigen Räumen auch Fresken erhalten geblieben.

Weiter geht es in den Parque Natural do Vale do Guadiana. Auf einer schlechten Strasse holpern wir durch die menschenleere Gegend dem Rio Guadiana entgegen. Unser Ziel ist der Wasserfall Pulo do Lobo. Viele der Fahrwege die von den Strassen abzweigen führen auf Privatgrund. Hinweisschilder weisen darauf hin, dass diese nicht befahren werden dürfen. So stossen wir auch kurz vor unserem Ziel auf ein grosses Eisentor. Hier steht allerdings in fünf Sprachen, dass der Durchgang bis zum 1.5 Kilometer entfernten Wasserfall genutzt werden darf, lediglich das Tor soll wieder geschlossen werden. Wir entscheiden und dazu das letzte Stück zu Fuss zurückzulegen, andere Besucher fahren bis zum Fluss hinunter.

Der Wasserfall ist nicht besonders spektakulär, das mag auch daran liegen, dass der Wasserstand vermutlich eher niedrig ist. Das braune, schäumende Wasser zwängt sich durch eine Engstelle zwischen schroffen Felsen.

Langsam wird es Zeit uns nach einem Schlafplatz umzusehen. Diese sind hier ziemlich rar. In Mértola, ebenfalls am Rio Guardiana, können verschiedene Parkplätze zum Übernachten genutzt werden, uns ist aber eher nach Natur.

Wenige Kilometer weiter in Mina de São Domingos beschreibt unser Reiseführer einen Badeplatz am Stausee Albufeira da Tapada Grande. Dort angekommen, stellen wir fest, dass unterdessen der Zugang für Wohnmobile verboten ist. Im Dorf gibt es auch noch einen asphaltierten Wohnmobilstellplatz, dieser wird allerdings kaum genutzt. Dafür stehen etliche Camper auf einem grossen, von Eukalyptusbäumen bestandenen Platz, nur hundert Meter vom See entfernt. Auch wir finden hier ein ebenes Plätzchen zwischen den Bäumen.

Das Wetter ist im Laufe des Tages immer besser geworden und mittlerweile ist es angenehm warm und die Sonne scheint. So stürzen wir uns, zum ersten Mal auf dieser Reise, in kurze Hosen und setzen uns an die Sonne.

 

10.04.2022
von Mina de São Domingos nach São Teotónio, 202 Km

Im Dorf gibt es eine Kupfermine, welche den Betrieb in den 60er Jahren eingestellt hat. Durch das Areal führt eine Piste, die mit dem Auto befahren werden kann und so machen wir uns nach einem Abstecher bei der Entsorgungsstation auf die Besichtigungstour. Zu sehen sind die zerfallenen Unterkünfte der Minenarbeiter und Ruinen der Verarbeitungsanlagen. Die tiefen Gruben des Kupfererztagebaus haben sich mit Wasser gefüllt und die abgestuften Wände schillern in den verschiedensten Farben der Erze von gelb, ocker, rot, rostbraun, grau bis schwarz.

Über einen ausgewaschenen Feldweg gelangen wir aus dem Minengelände auf die Schotterstrasse, die von Mina de São Domingos nach Santana de Cambas führt. Dabei passieren wir ein kleines Flusstal, das uns mit seinem roten Sand, dem gelblichen Wasser aus der Mine und den Eukalyptusbäumen an unsere Reise in Australien erinnert.

Bei der Durchfahrt durch Santana de Cambas werden unsere Nerven wieder strapaziert. Zum einen gibt es keine Wegweiser, welche die beste Route durch das Dorf anzeigt und zum andern müssen wir in den engen Gassen aufpassen, dass wir mit unserem hohen Fahrzeug die vorstehenden Dachziegel der niedrigen Häuser nicht streifen. Darum geht Elsbeth voraus, den Blick immer kritisch nach hinten gerichtet.

Schliesslich erreichen wir das Dorfende und die breitere EM514, die Richtung Süden nach Pomarão führt. Hier bilden die Flüsse Rio Chança, der zu einem See gestaut ist und der Rio Guadiana die Grenze zu Spanien. Um auf die spanische Seite zu gelangen gibt es eine breite Brücke. Auf portugiesischer Seite gibt es für Autos allerdings kein Weiterkommen mehr. Die Strasse EM514 führt zwar bis zum Fluss und geht auf der anderen Seite auch wieder weiter. Von der Fähre, welche auf unserer App eingezeichnet ist, ist allerdings nichts zu sehen. Es gibt lediglich Boote zum Personentransport. Der Grenzfluss Rio Guadiana scheint ohnehin ein kaum zu überwindendes Hindernis zu sein. Auf den etwa 50 Km bis zu seiner Mündung ins Mittelmeer gibt es nur eine Fährverbindung in Alcoutim und eine Autobahnbrücke bei Vila Real de Santo António.

Wir kehren also um und zweigen nach wenigen Kilometern auf die schmale CM1153 ab, die uns nach Mértola bringt. Das Städtchen haben wir gestern schon bei bedecktem Himmel passiert, heute bei Sonnenschein wirken die weissen Häuser um die Burg viel freundlicher.

Auf wenig befahrenen Strassen geht es weiter, vorbei an Weiden und Korkeichen. Dabei werden wir von einer grossen Schafherde aufgehalten, die gemächlich zur Weide getrieben wird und den Verkehr lahmlegt.

Nach Santana da Serra werden die Hügel wieder höher und die Hänge steiler. Teilweise ist der Korkeichenwald mit Buschwerk bedeckt. Häufig stellen wir aber auch fest, dass der Waldboden bearbeitet und von Furchen durchsetzt ist und das Unterholz entfernt wurde. Dies dient vermutlich zur Verhinderung von Waldbränden. Es sind auch kaum Flächen zu sehen, welche in letzter Zeit ein Raub der Flammen wurden.

Wir passieren den in viele Arme verzweigten Stausee «Albufeira de Santa Clara», dessen Wasserstand eher niedrig ist und so überflutete Gebäude und Bäume sichtbar sind.

Bei einem Hinweis nach einer historischen Stätte machen wir Halt. Auf einem Hügel liegen die Necrópole do Pardieiro. Dabei handelt es sich um ein Gräberfeld mit 11 Gräbern aus der frühen Eisenzeit um 700 – 500 vor Christus.

Langsam geht es wieder dem Meer entgegen beim Farol do Cabo Sardão machen wir einen ersten Halt auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Es sieht auch recht vielversprechend aus. Unmittelbar neben dem Leuchtturm gibt es einen Fussballplatz mit einem kleinen Wanderparkplatz. Dieser ist fast leer und es gibt auch kein Übernachtungsverbot. Wir stellen unser Brummsli also guter Hoffnung ab und machen einen Spaziergang auf dem Wanderweg entlang der Klippen. Nach unserer Rückkehr ist alles mit Autos vollgestellt. Auf dem Fussballplatz soll ein Match stattfinden. Unter diesen Bedingungen können wir nicht wie geplant unsere Liegestühle zum Einsatz bringen. Wir entschliessen uns deshalb noch ein Stück weiter bis nach São Teotõnio zu fahren. Dort gibt es einen kleinen Stellplatz der von einem Deutschen betrieben wird. Obwohl nur etwa 10 Plätze zur Verfügung stehen ist noch einiges frei und wir werden von der portugiesischen Ehefrau eingewiesen. So kommen wir doch noch zu unserem Apéro an der Sonne, bevor es dann, gemäss Prognose, die nächsten zwei Tage wieder regnen wird.

11.04.2022
von São Teotónio an den Strand von Barranco, 144 Km

Wie vom Wetterbericht vorausgesagt, ziehen schon am späten Abend schwarze Regenwolken auf und während der Nacht regnet es heftig. Am Morgen scheint zwar über unserem Standort die Sonne, doch am Horizont droht schon die nächste Regenfront.

Wir füllen heute unseren Wasservorrat wieder auf und machen uns auf die Weiterfahrt. Für heute planen wir verschiedene Strandabschnitte der Algarve zu besuchen. Unmittelbar entlang der Küste gibt es keine Strasse. Diese verläuft einige Kilometer im Landesinnern in Nord-Südrichtung. Wir haben aus unserem Reiseführer einige der besonders empfehlenswerten Strände und Aussichtspunkte vorgemerkt und folgen den jeweiligen Wegweisern an den Rand der Klippen. Zum Teil fallen diese steil ins Meer ab, an anderen Stellen gibt es am Fuss der Felsen einen Strand, der über steile Holztreppen zugänglich ist. Leider müssen wir feststellen, dass vielerorts bei den Parkplätzen Übernachtungsverbote bestehen. Jetzt in der Nebensaison werden diese allerdings nicht durchgesetzt, denn meistens stehen noch Camper dort, die offensichtlich die Nacht dort verbracht haben. Im Sommer dürfte dies dann allerdings nicht mehr möglich sein.

Zuerst haben wir noch Glück mit dem Wetter, während der Fahrt gibt es zwar immer wieder einen kurzen Regenschauer, aber während den Stopps und den kurzen Spanziergängen scheint die Sonne und es ist angenehm warm.

Beim Aussichtspunkt auf die Praia da Bordeira werden wir dann allerdings von einem heftigen Platzregen überrascht. Elsbeth hat wenigstens die Regenjacke dabei und kommt mit nassen Hosen davon. Ich bin nur im T-Shirt unterwegs und auch ein Sprint zum Auto bewahrt mich nicht davor völlig durchnässt zu werden. Wir drehen die Heizung auf und setzten die Fahrt entlang der grandiosen Steilküste auf der holprigen Schotterpiste fort, obwohl ein Fahrverbot für Wohnmobile besteht. Trotz des im Moment miserablen Wetters bieten sich tolle Ausblicke auf die steile Küste mit der enormen Brandung.

Bei Sagres machen wir einen Abstecher zum Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlandes. Ein Imbisstand wirbt mit dem Slogan «die letzte Bratwurst vor Amerika».

Wir fahren zurück nach Sagres. So langsam müssen wir uns nach einem Schlafplatz umschauen. Der grosse Parkplatz bei der Festung vom Sagres ist allerding schon ziemlich mit Wohnmobilen vollgestellt und macht auch keinen besonders einladenden Eindruck.

So fahren wir weiter bis nach Raposeira und folgen dort dem Wegweiser zum Praia do Barranco. Die unbefestigte Strasse ist vollkommen durchnässt und weist grosse Wasserlachen und Löcher auf. Die letzten Kilometer sind dann mit Verbundsteinen ausgelegt. Allerdings gibt es auch hier zahlreiche Lücken und grosse Löcher. Wir gehen davon aus, dass wir bei solch schlechten Strassenverhältnissen so ziemlich allein am Strand sein werden. Doch weit gefehlt. Auf dem Parkplatz stehen schon zahlreiche Campervans und VW-Busse älterer Bauart aus verschiedenen Ländern. Die Besitzer, meist junge Leute mit Rastafrisur, Pluderhosen und einer ganzen Hundemeute sitzen zusammen und musizieren.

Sobald sich die Sonne zeigt, gehen wir zum Strand und schauen den mächtigen Wellen zu, die sich vor der Küste brechen. Vermutlich brauchen wir heute wieder einmal die Ohrstöpsel um bei der Brandung ungestört schlafen zu können.

12.04.2022
vom Strand von Barranco nach São Marcos da Serra, 103 Km

Das Wetter macht sich ganz ordentlich heute. Es gibt zwar immer noch viele Wolken, doch die Sonne zeigt sich oft durch grosse Wolkenlücken.

Wir fahren vom Strand zurück auf die Hauptstrasse erreichen schon bald die Hafenstadt Lagos. Hier begann im Jahr 1444 das traurige Kapitel des portugiesischen Sklavenhandels. Lagos war in Europa die erste Stadt, in welcher Sklaven gehandelt wurden. Da diese zuerst hauptsächlich aus Westafrika hierher verschleppt wurden, hat Nigerias Hauptstadt über diese Verbindung ihren Namen erhalten.

Wieder einmal gestaltet sich die Parkplatzsuche eher schwierig. Der im Reiseführer angegebene Parkplatz ist voll und auch die Parkplätze der Einkaufszentren sind entweder mit Höhenbeschränkungen versehen oder ebenfalls ziemlich voll. Wir geben schon fast auf. Beim Einkaufszentrum Pingo Doce werden wir dann doch noch fündig und ergattern uns einen der knappen Wohnmobilparkplätze. Nach dem Einkauf spazieren wir dem Hafen entlang in die Altstadt. Auf der Promenade werden von verschiedenen Anbietern Bootstouren angepriesen. Wie steuern aber die Altstadt an und schlendern durch die Gassen mit Restaurants, Geschäften und vielen Touristen.

Nach der Stadtbesichtigung kehren wir zu unserem Brummsli zurück und besprechen nochmals die heutige Etappe. Wir haben uns entschieden, der Küste wieder den Rücken zu kehren und über das hügelige Hinterland nach Spanien weiter zu reisen. Wie wir schon früher festgestellt haben, gibt es nur wenige Möglichkeiten den Grenzfluss Rio Guadiana zu überqueren. Unser Plan dies in Alcoutim mit der Fähre zu tun fällt allerdings wortwörtlich ins Wasser, denn unsere Internetrecherchen ergeben, dass es sich bei der auf der Karte eingetragenen Fähre lediglich um eine kleine Personenfähre handelt. Somit gibt es neben der Brücke bei Vila Real de Santo Antonio am Meer erst bei Mertola wieder eine Möglichkeit. Dies sind auf direktem Weg etwa 80 Km Fahrt zwischen den beiden Brücken.

Auf dem Weg in Richtung Norden machen wir einen Halt bei der Necrópole Megalithica Alcalar, einer steinzeitlichen Grabstätte. Es ist zwar Mittagspause als wir ankommen, aber der Mitarbeiter unterbricht sein Mittagessen und verkauft uns die Tickets für die Besichtigung. Die etwa 5000 Jahre alte Anlage besteht aus einem Grabhügel in dessen Zentrum eine kreisrunde Totenkammer angelegt ist, die über einen etwa 10 Meter langen nur etwa 1 Meter hohen und sehr schmalen Gang erreicht werden kann. Der Gang und die Grabkammer wird durch grosse Steinplatten gebildet. Auf dem Gelände befindet sich auch ein gut erhaltener Kalkbrennofen aus dem 17. Jahrhundert.

Weiter geht es durch die hügelige Landschaft auf kurvenreicher Strasse vorbei an Eukalyptuswäldern. Diese werden angelegt, indem ganze Hügel von der Vegetation befreit und mit Baggern terrassiert werden. Dann werden die jungen Bäume in Reih und Glied angepflanzt und können später wieder mit schweren Maschinen grossflächig abgeholzt werden.

In São Marcos da Serra gibt es einen schönen Wohnmobilplatz, der 2020 mit EU-Fördermitteln errichtet wurde. Gemäss Park4Night ist man gut beraten, den Schildern zum Stellplatz zu folgen um in den engen Gassen nicht in Probleme zu geraten. Wir halten uns an den Rat und belegen einen der freien Plätze.

Es ist noch früh am Nachmittag und so spazieren wir durch das verschlafene Dorf bevor wir uns vor dem Camper an die Sonne setzen.

13.04.2022
von São Marcos da Serra nach Pomarão, 137 Km

Heute verbringen wir unseren letzten Tag in Portugal. Wir haben eine Strecke gewählt, die uns auf schmalen und kaum befahrenen Naturstrassen quer durch die Hügel des Hinterlandes der Algarve führt. Dabei sind wir froh um unsere Kartenapp, denn Wegweiser gibt es keine und es gibt immer wieder Strassengabelungen wo wir auf die Orientierung auf dem Laptop angewiesen sind. Nach 25 Km auf diesen Fahrwegen gelangen wir endlich wieder auf Asphalt und jetzt geht es auch schneller vorwärts.

Am Rio Vascão legen wir eine Pause ein und machen eine kleine Rundwanderung entlang dem Fluss zu einer ehemaligen Mühle. Zuerst müssen wir aber noch ordentlich manövrieren, damit wir unser Brummsli von einer Kiesbank am Bachufer über die steile Böschung wieder auf den Fahrweg bekommen.

Der Wanderweg, der gemäss einer Informationstafel durch die EU und Coca-Cola finanziert wurde, ist eher schlecht unterhalten. Auf einer Seite des Flusses geht es teilweise weglos durch das hohe Gras Der Damm, der über den Fluss und zur Mühle führt ist vollkommen mit Gebüsch überwuchert und wir müssen ziemlich herumturnen um keine nassen Füsse zu bekommen. Zurück geht es dann auf einem breiteren Pfad vorbei an Kakteen und durch Olivenhaine und blühenden Wiesen.

Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück bis Mertola, wo wir bereits zwei Mal vorbeigefahren sind und dann zu unserem Tagesziel Pomarão an der spanischen Grenze, wo wir auch vor ein paar Tagen schon waren.

Am Flussufer dürfen Wohnmobile abgestellt und über Nacht stehen gelassen werden. Im Dorf gibt es nicht viel zu sehen. Von der auf der Karte eingetragenen Fähre fehlt immer noch jede Spur. Bei einem verrottenden Holz- und Stahlgerüst scheint es sich um die Reste einer alten Brücke zu handeln, welche die beiden Portugiesischen Ufer verbunden hat. Gemäss einem Reisebericht im Internet soll der Übergang bei einem Hochwasser zerstört und nicht mehr aufgebaut worden sein.

Wir setzten uns an die Sonne und geniessen die Ruhe und die Aussicht auf den Fluss. Dabei bekommen wir Besuch von einer Hühnerschar, die ganz offensichtlich Futter von uns erwartet. Eine ganz wagemutige Henne müssen wir daran hindern sich in unserem Wohnmobil niederzulassen.

6. Über Spanien zurück nach Hause

14.04.2022
von Pomarão nach Aracena, 125 Km

Vor einigen Jahren haben wir bereits eine drei wöchige Reise durch Andalusien unternommen und dabei die wichtigsten Städte wie Cadiz, Sevilla, Cordoba Granada, Ronda, Ubeda und Baeza besucht. Deshalb ist unser Plan, nördlich von Sevilla und Cordoba in Richtung Osten zu fahren und die Region La Mancha zu erreichen. Diese ist bekannt durch Cervantes «Don Quijote».

Es hat zwar noch etwas Nebel als wir losfahren, doch dieser lichtet sich schon nach wenigen Kilometern und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Schon vor der Abfahrt haben wir am Morgen die Uhren eine Stunde vorgestellt, denn Portugal und Spanien liegen in unterschiedlichen Zeitzonen.

Es herrscht kaum Verkehr und wir tuckern vorbei an Korkeichen auf grünen Wiesen, Orangenplantagen und sanften Hügeln. Erst allmählich werden die Berge höher und schroffer und es kommen lichte Nadelwälder dazu.

Wie gewohnt meiden wir die Hauptstrassen und fahren in möglichst direkter Linie unserem Ziel Aracena entgegen. Zuerst machen wir aber noch einen Halt in Almonaster la Real. Bei der Anfahrt auf der schmalen Bergstrasse ist die Mezquita auf dem Hügel über der Stadt schon von Weitem zu sehen.

Wir finden problemlos einen Parkplatz und spazieren durch die hübschen, sauberen Gassen auf den Hügel mit dem historischen Bauwerk aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Dieses wurde ursprünglich von den Mauren als Moschee errichtet und im 13. Jahrhundert zur Kirche umfunktioniert. Der Hauptraum erinnert mit seinen Säulen und Steinsäulen an die Mezquita in Cordoba.

Jetzt geht es nur noch wenige Kilometer durch mit Korkeichen bestandene Wiesen auf denen wir die ersten schwarzen Iberico Schweine sehen. Daraus entsteht der Iberico Schinken (früher Pata Negra, heute nicht mehr politisch korrekt), der als bester Schinken der Welt gilt.

Im Zentrum von Aracena gibt es einen grossen Parkplatz auf dem das Übernachten mit Wohnmobilen erlaubt ist. Wir sind früh dran und finden deshalb problemlos einen Platz.

In wenigen Minuten sind wir im Zentrum. Wie schon in Almonaster la Real haben wir den Eindruck, dass diese spanischen Kleinstädte gegenüber den portugiesischen wesentlich sauberer und gepflegter wirken. Die Restaurants am Hauptplatz sind von den hauptsächlich spanischen Ostertouristen gut besucht. Wir setzten uns auch an einen Tisch und versuchen einige der Tapas bei einem Glas Wein.

Frisch gestärkt steigen wir hoch zur Burg mit der Kirche die das Städtchen überragt.

Im Berg, auf dem das Castillo de Aracena steht gibt es auch Tropfsteinhöhlen, die zu den schönsten Spaniens gehören. Die Tickets sind allerdings online schon alle ausgebucht. Der Andrang an den Ostertagen scheint enorm zu sein.

In einem der vielen Geschäfte kaufen wir uns noch frisches Brot und etwas von dem hauchdünn geschnittenen Iberico Schinken zum Nachtessen und kehren dann zurück zu unserem Brummsli und geniessen die Sonne.

15.04.2022
von Aracena nach Las Navas de la Concepción, 144 Km

So stellen wir uns das spanische Wetter vor: Blauer, wolkenloser Himmel und angenehme Temperaturen. Wir gehören heute zu den Ersten die sich vom vollen Wohnmobilplatz auf den Weg machen. Wir fahren weiter durch das hügelige Andalusien, mal auf breiten Strassen auf denen wir mit 90 sanft dahingleiten, mal über holprige Naturstrassen oder schmale, gewundene Bergsträsschen, auf denen wir alleine schon ¾ der Fahrbahnbreite benötigen. Gott sei Dank gibt es kaum Gegenverkehr und wir müssen nur wenige Male kreuzen, immer den tiefen Graben an der Seite oder den Abhang ins Tal im Blick.

Wir machen heute nur einen Stopp in Santa Olalla del Cala. Die Burg und die Kirche auf dem Hügel sind schon von weitem zu erkennen. Am Strassenrand können wir problemlos parken und spazieren hoch zur Kirche Nuestra Señora de la Asunción und dem Castillo aus dem 13. Jahrhundert. Dieses diente mit einer ganzen Reihe von Burgen zur Verteidigung gegen die Portugiesen.

Vorbei am Stausee Embalse de El Pintado erreichen wir um 15 Uhr unser Tagesziel, das Dorf Las Navas de la Concepión. Die Strassen sind noch für die Osterprozessionen geschmückt. Obwohl es nur 1600 Einwohner zählt gibt es zahlreiche Restaurants in denen sich scheinbar die ganze Einwohnerschaft zum Mittagessen versammelt hat.

Wir sind noch ganz alleine auf dem grossen, kostenlosen Stellplatz. Auch wir suchen uns einen Schattenplatz vor einem Restaurant, essen eine Kleinigkeit und spazieren durch den kleinen Ort.

Auf dem Stellplatz bleiben wir bis 20 Uhr alleine, erst dann gesellen sich noch zwei spanische Wohnmobile zu uns.

16.04.2022
von Las Navas de la Concepción nach Almadén, 167 Km

Bevor wir losfahren, wollen wir im Dorf noch Fürchte und Gemüse einkaufen. Die Auswahl ist aber in dermassen schlechtem Zustand, dass wir mit leeren Einkaufstaschen zum Stellplatz zurückkehren. Dann geht es heute, wieder bei wolkenlosem Himmel, wie gewohnt über enge, einsame Strassen weiter. Wir fahren über 53 Kilometer, bis uns das erste Auto begegnet. Darüber sind wir nicht unglücklich, denn teilweise gibt es auf den schmalen Strassen kaum Ausweichmöglichkeiten. Auf der Bergseite geht es gleich steil nach oben und auf er Talseite reicht der Strassenbelag bis an den Abhang, wo es dann, ohne Seitenstreifen, steil abwärts geht.

Die Landschaft ist wieder geprägt von Korkeichen, Hügeln und tiefen Tälern. In über 700 Metern Höhe werden die Eichen oft durch Nadelhölzer abgelöst. Auch hier handelt es sich um lichten Wald. Der Boden ist mit Gras und Zystrosen überwachsen.

Allmählich wird das Land flacher und die Hügel sanfter und schliesslich erreichen wir nach 13 Uhr Almadén. Auf einem kostenpflichtigen Stellplatz checken wir am Automaten ein. Hier müssen wir von E-Mail-Adresse, Ausweisnummer, Namen Adresse und Autonummer alle möglichen Angaben liefern. Trotzdem fehlt uns am Schluss dann aber der PIN-Code um das Eingangstor nach dem Verlassen des Areals wieder zu öffnen. Glücklicherweise kommt schon bald ein neuer Gast der uns seinen Code aushändigt. So können wir das Areal zu Fuss verlassen und dann auch wieder betreten.

Almadén ist geprägt durch jahrhundertelangen Abbau von Zinnober zur Gewinnung von Quecksilber. Hier lagern die grössten Zinnobervorräte der Welt, allerdings wurde der Abbau 2003 aus Umweltschutzgründen eingestellt. In den Minen wurden meist Häftlinge eingesetzt, die dann aber oft vor Verbüssung der Haftstrafe an Quecksilbervergiftung gestorben sind.

Wir spazieren durch das Städtchen. Allerdings sind einige der Sehenswürdigkeiten wie die Minen und die einzigartige sechseckige Arena geschlossen. Für den Besuch des Minenspitals müssen wir uns noch gedulden, da dieses erst um 15.30 Uhr wieder öffnet. Wir nutzen deshalb die Gelegenheit für ein Glas Weisswein, dazu gibt es ohne Aufpreis ein Plättchen mit Tapas. Für jeden ein Spiegelei, gebratene Würstchen und Speck, gegrillte Peperoni und alles auf einem Bett aus gerösteten Brotwürfeln. Das alles für 4 Euro.

Beim Minenspital muss mit einem riesigen Türklopfer um Einlass gebeten werden. In der Klinik wurde versucht, die Leiden der Minenarbeiter auf Grund der Quecksilberbelastung zu lindern. Die Ausstellung zeigt die früheren Behandlungsmethoden und Lebens- und Arbeitsbedingungen der Minenarbeiter.

Wir spazieren noch zur Burgruine und zum Minenareal und kehren dann zurück zum Stellplatz, wo wir den Abend verbringen. Am abendlichen Himmel sind dutzende von Fledermäusen auf der Jagd nach Insekten und zeigen uns ihre Flugkünste.

17.04.2022
von Almadén nach Consuegra, 179 Km

Bevor die Kamera am Tor zum Stellplatz unsere Autonummer erkennt und die Ausfahrt öffnet, müssen wir zuerst einigem Male vor- und zurückfahren bis wir in der richtigen Position stehen. Doch dann geht es zügig und auf breiten Strassen nach Consuegra, unserem heutigen Tagesziel.

Wir wandeln auf den Spuren von Don Quijote, denn auf einem Hügelzug beim Städtchen am Rand der La Mancha stehen zahlreiche der weissen Windmühlen, gegen die der Held zusammen mit seinem Diener Sancho Pancho, aus dem Roman von Cervantes, gekämpft hat.

Die Mühlen sind ein beliebtes Ausflugsziel, trotzdem finden wir auf dem grossen Wohnmobilparkplatz problemlos einen freien Platz. Dann spazieren wir hoch zum Grat, wo die restaurierten Mühlen und eine Burg stehen.

Die Mühlen sind so gebaut, dass das Windrad am Dach angebracht ist. Dieses ist drehbar, so dass die Windräder mit einem massiven Balken in den Wind gedreht werden konnten.

Wir wandern bis zur letzten Mühle, von dort führt ein Fussweg vom Hügel runter auf einen Fahrweg, auf dem wir zum Parkplatz zurückkehren.

Langsam leert sich der Platz und so entschliessen wir uns die Nacht hier zu verbringen.

18.04.2022
von Consuegra über Toledo nach Navalperal de Pinares, 192 Km

Heute wollen wir Toledo besuchen. Dazu wählen wir die kostenlose Autobahn CM-42, auf der sich zügig und ohne lästige Kreisel fahren lässt. In Mora verlassen wir die Schnellstrasse kurz um das Grauwasser zu entsorgen. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Toldeo, deren markante Silhouette schon von Weitem zu sehen ist. Auf dem Parkplatz Safont am Fuss der Altstadt finden wir problemlos einen Platz und machen uns zu Fuss auf zum Stadtrundgang. Vorher versichert uns der Parkwächter, dass auf dem Platz, trotz Verbotstafel und Androhung von 500 Euro Busse, problemlos übernachtet werden kann.

Eine Rolltreppe führt hinauf zur Altstadt, die auf drei Seiten vom Fluss Tajo umflossen wird. Dieser zeigt sich uns von den Aussichtsplatzformen als braune, schäumende Brühe, die sicher nicht zum Baden einlädt.

Wir besorgen uns beim dem Touristenbüro einen Stadtplan. Dort erfahren wir auch, dass einige der Sehenswürdigkeiten, wie immer am Montag, geschlossen sind. Darunter auch das El Greco Museum, das wie gerne besucht hätten.

Wir spazieren durch die Gassen der Altstadt in denen in vielen Geschäften Messer aus Damaszenerstahl, sowie alle möglichen Schwerter und Säbel angeboten werden. Toledo war berühmt für die Qualität der hier für Könige und Ritter geschmiedeten Schwerter.

Die Kathedrale ist montags geöffnet. Im Ticketpreis ist auch ein Audioguide inbegriffen, der uns in 90 Minuten durch das grosse Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert führt. Besonders beeindruckend ist der riesige Hauptaltar, das Chorgestühl mit der weissen Madonna und die 2.5 Meter hohe Monstranz von 1515, welche aus dem ersten Gold hergestellt wurde, welches Columbus aus Amerika zurückgebracht hat.

Vorbei am Kloster San Juan de los Reyes gelangen wir zum alten jüdischen Viertel. Hier sind an den Sockeln der Häuser noch verschiedene jüdische Symbole und Schriftzeichen zu erkennen.

Ziemlich geschafft von den vielen Touristen und dem Trubel kehren wir zurück auf den Parkplatz und entschliessen uns noch ein Stück weiter zu fahren um nicht auf dem grossen Parkplatz übernachten zu müssen.

Westlich vorbei an Madrid durchqueren wir weiter die riesige Ebene la Mancha. Allmählich wird die Landschaft wieder hügeliger und schliesslich gelangen wir zum Zentralen Gebirgsmassiv, das von Nordspanien bis nach Portugal reicht. Die höchsten Gipfel der Sierra de Gredos erreichen etwa 2500 Meter und die schneebedeckten Kuppen sind im Südwesten zu erkennen. Unser Weg führt weiter nach Norden, vorbei an lichten Pinienwälder die mit Felsplatten und grossen Geröllbrocken durchsetzt sind. Das wirkt auf uns wie ein überdimensionaler japanischer Garten.

Schliesslich erreichen wir Navalperal de Pinares und richten uns auf dem fast leeren Wohnmobilstellplatz der Gemeinde ein. Auch dieser Stellplatz hat wenig Charme, aber wir können hier zumindest mehr «Campingverhalten» an den Tag legen als in Toledo.

19.04.2022
von Navalperal de Pinares über Segovia nach Riaza, 150 Km

Für die nächsten Tage ist wieder schlechtes Wetter, ja in hohen Lagen sogar Schnee und Glatteis vorausgesagt. Unser Übernachtungsplatz befindet sich auf etwa 1260 Metern über Meer und so haben wir zumindest kein Problem mit Hitzewallungen während der Nacht.

Schon gestern Abend hat es kurz geregnet und heute Morgen ist es kalt und neblig. Wir wagen es trotzdem und ziehen die kurzen Hosen und das T-Shirt an.

Die Strasse steigt weiter an, und wir erreichen schliesslich den Pass «Puerto de la Lancha» auf 1488 Metern über Meer. Leider bekommen wir von der Aussicht nichts mit, denn es liegt dichter Nebel und es nieselt. Es geht jetzt hinunter in ein flaches Hochtal bevor es schon wieder zum nächsten Pass «Puerto de la Cruz de Hierro» auf 1474 Meter hoch geht. Auch hier sehen wir nur die Alpweiden mit den grasenden Kühen die unmittelbar neben der Strasse. Alles andere liegt im Nebel verborgen.

Dann erreichen wir die N-110 wo wir wieder zügiger in Richtung Segovia brausen können. Eigentlich gibt es eine Umfahrungsstrasse, aber unser Navi führt uns mitten durch die Stadt und so bekommen wir die beeindruckende Altstadt auf dem Hügel zu Gesicht. Obwohl wir keinen Halt vorgesehen haben, wenden wir nach einigem werweissen und fahren wieder zurück. Am Fuss der Altstadt gibt es entlang der Strasse auch genügend Parkmöglichkeiten.

In nur wenigen Minuten stehen wir am gewaltigen römischen Aquädukt mit über 160 Bögen, die meisten davon sind noch original erhalten und ohne Mörtel gebaut. Mit dem Wetter haben wir Glück, es ist zwar immer noch bedeckt, aber es regnet nicht und so gehen wir durch die Gassen der Altstadt zur Kathedrale, die das ganze Stadtbild dominiert und anschliessend zum Alcázar de Segovia. Von der Burg, deren Ursprung bis ins 11.Jahrhundert zurück reicht, bietet sich ein toller Blick auf die Stadt und die Kathedrale.

Dann marschieren wir zurück zu unsere Brummsli und setzen die Fahrt fort. Es sind jetzt nur noch wenige Kilometer bis zu unserem Tagesziel Riaza. Am Rand des historischen Städtchens gibt es einen Wohnmobilstellplatz auf dem kostenlos übernachtet werden kann.

Wir sind noch ganz allein und suchen uns einen möglichst ebenen Platz, müssen aber trotzdem die Hebekissen hervorholen um das Gefälle auszugleichen. Es beginnt jetzt auch richtig stark zu regnen. Wir räumen die kurzen Hosen deshalb bis auf Weiteres weg und schalten die Heizung ein. Mal sehen, ob wir heute noch einen Rundgang durch das Dorf unternehmen können.

20.04.2022
von Riaza nach Valtierra, 232 Km

Eigentlich haben wir es ja nicht so richtig geglaubt, dass es während der Nacht wirklich schneien soll, wie der Wetterbericht vorausgesagt hat. Aber heute Morgen liegt tatsächlich 10 – 15 cm Schnee und es schneit munter weiter. Wir lassen uns darum erst einmal Zeit mit dem Frühstück und den Vorbereitungen für die Weiterfahrt. Unsere Nachbarn, zwei spanische Wohnmobile, haben es da deutlich eiliger. Vermutlich haben beide Sommerreifen montiert, denn bei beiden drehen die Räder durch und so bleibt nichts anderes übrig als Schneeketten zu montieren. Jetzt klappt es auch auf der ansteigenden Zufahrt zur Hauptstrasse hochzufahren.

Da es nicht so aussieht, dass das Wetter bald besser wird, machen auch wir uns auf den Weg. Jetzt zeigt sich auch der Vorteil von 4x4, denn wir kommen zur Strasse hoch, ohne dass die Räder durchdrehen.

Wir fahren aber trotzdem langsam und vorsichtig, denn das Profil unserer Ganzjahresreifen hat das Minimum bald erreicht. Langsam aber stetig geht es abwärts in Richtung Soria, welches etwa 200 Meter tiefer liegt als Riaza. Schon bald geht der Schnee in Regen über.

In San Esteban de Gormaz machen wir einen ersten Halt. Schon bei der Fahrt über die mittelalterliche Brücke die über den Rio Duero in die Stadt führt, fallen uns Höhlenwohnungen und eine Burgruine auf. Wir spazieren hoch zur Burgruine aus dem 12. Jahrhundert und vorbei an den Höhlenwohnungen, von denen nur noch wenige ständig bewohnt werden.

Wir fahren weiter nach Soria. Im Leclerc kaufen wir für die letzte Ferienwoche nochmals tüchtig ein, bevor wir auf der App nach einem Übernachtungsplatz suchen.

Wenn das Wetter morgen mitspielt, wollen wir den «Parque Natural de las Bardenas Reales» besuchen. Dabei handelt es sich um ein Gebiet mit dem Charakter einer Halbwüste. Wir entscheiden uns deshalb für Valtierra als Übernachtungsort. Das bedeutet zwar nochmals etwa 100 Km Fahrt, dafür sind wir dann Morgen schon beim Eingang des Naturparks.

Es hat jetzt ein stürmischer Wind eingesetzt, der uns fast von der Strasse bläst. Wir sind deshalb nicht traurig, dass unser Navi uns von der Schnellstrasse N-122 wegführt und auf einer Nebenstrasse durch die Schlucht des Rio Alhama leitet. Es ist eine beeindruckende Landschaft mit steilen Abhängen, die von früheren Generationen mit Terrassen nutzbar gemacht wurden.

Schliesslich erreichen wir den neuen, noch nicht ganz fertiggestellten, Stellplatz von Valtierra. Da sich das Wetter beruhigt hat, machen wir noch eine Wanderung auf der Ruta de las Salinas. Ein steiler, steiniger Rundweg führt dabei in die Hügel hinter dem Dorf zu alten Salzmienen, die während Jahrhunderten von der lokalen Bevölkerung genutzt wurden. Die teilweise mit Gittern abgesperrten Stollen führen tief in den Berg. Auch an den erodierten Felswänden entlang dem Wanderweg lassen sich die weissen Salzschichten erkennen.

Auf dem Rückweg zum Stellplatz kommen wir auch hier im Dorf an alten Höhlenwohnungen vorbei, die aber auch nicht mehr bewohnt werden. Meist werden sie als Lagerraum genutzt.

21.04.2022
von Valtierra nach La Cartuja de Monegros, 240 Km

Heute haben wir einen Tag mit Schotterpisten geplant. Wir haben einen Reiseführer mit verschiedenen «Offroadstrecken» in ganz Spanien. Wobei es keine effektiven Offroadtouren sind, sondern Fahrwege und Pisten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden die mit einem 4x4 Wohnmobil befahrbar sind.

Nur wenige Kilometer von unserem Übernachtungsplatz entfernt geht es in den Bardenas Reales Naturpark. Dabei handelt es sich um ein Gebiet mit vielen Erosionsflächen und spärlicher Vegetation, das stark an den «Wilden Westen» der USA erinnert. Auf der recht guten Schotterpiste sind viele Touristen unterwegs und allmählich setzt sich die Sonne auch durch und es wird angenehm war.

Die zweite Tour ist etwa 100 Kilometer entfernt und liegt am Stausee Embalsa de la Sotonera. Hoch über dem See führt die Strecke durch einen Windpark in einem nur mit Fahrwegen erschlossenen Berggebiet. Die ersten Kilometer verlaufen problemlos, doch dann zweigt die Route auf einen steilen, von tiefen Rinnen zerfurchten Weg ab, nachdem wir tiefe Wasseransammlungen vom Regen der vergangenen Tage durchqueren mussten. Nur mit Mühe schaffen wir das steile Stück ohne in die tiefen Furchen abzurutschen und erreichen die flachere Hochebene. Hier läuft es wieder problemlos. Es ist durch den Schlamm auf den durchweichten Naturstrassen etwas rutschig, aber unser Brummsli schafft das ohne Murren.

Nach einigen Diskussionen entschliessen wir uns die dritte Route auch noch zu fahren. Die Piste beginnt nur wenige Kilometer entfernt und führt wieder durch hügeliges Gelände. Die Vegetation ist spärlich und die Hänge sind stark erodiert. Es ähnelt dem Bardenas Reales Naturpark. Nur ist die Strasse bedeutend schlechter. Es gibt viele tiefe Pfützen, schlammige Passagen und Auf- und Abstiege mit tiefen Rillen. Nach endlosem Holpern durch die kargen Hügel erreichen wir endlich wieder die asphaltierte Strasse.

Auf den beiden letzten Teilstücken ist uns auf den etwa 70 Kilometern nur ein Auto begegnet. Es war also bedeutend einsamer als der touristisch erschlossene Naturpark. Unser Brummsli hat in den Radkästen auch eine dicke Dreckschicht angesetzt. Für die nächsten Tage ist Regen angesagt, so werden wir das zusätzliche Gewicht sicher bald wieder los.

Wir haben uns entschieden, den Heimweg nicht über die Pyrenäen anzutreten, da unsere Reifen für allfällig weiteren Schneefall doch nicht mehr gut genug sind. Wir steuern also in den nächsten Tagen die Mittelmeerküste an und werden dann nördlich von Barcelona der Küste bis nach Frankreich folgen.

in La Cartuja de Monegros, einem kleinen Dorf finden wir auf dem kleinen Stellplatz mit nur 4 Plätzen eine Übernachtungsmöglichkeit. Der kurze Spaziergang durch den Ort mit den schachbrettartig angelegten Strassen schliesst den Tag ab. Es scheint, dass das Dorf nicht historisch gewachsen, sondern am Reissbrett geplant wurde, denn es gibt keine einzige Kurve. Zu sehen gibt es deshalb nicht viel, die Bewegung tut aber doch gut.

22.04.2022
von La Cartuja de Monegros nach Vic, 294 Km

Das Wetter hält sich ganz gut heute. Der Himmel ist zwar von dünnen Schleierwolken überzogen aber es ist angenehm war. Wir wollen heute wieder ein Stück in Richtung Mittelmeer vorankommen und suchen uns deshalb schon einen möglichen Übernachtungsplatz aus. Die Auswahl auf der App «Parc 4Night» ist auf unserer Route nicht mehr so üppig und so wählen wir einen kleinen Stellplatz in Navarcles, etwa 230 Kilometer entfernt.

Zuerst herrscht allerdings noch ordentlich Verwirrung, denn auf Grund der eingegebenen Koordinaten möchte uns das Navi trotz verschiedener Eingabeversuche wieder nach Westen führen. Bis wir realisieren, dass der Längengrad nicht mit 1° West, sondern 1° Ost angegeben ist.

Meist geht es über weite Ebenen auf guten Strassen zügig voran, auf der linken Seite die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen auf der rechten die Hügelzüge Zentralspaniens. Nur hin und wieder müssen wir Ausläufer dieser Gebirge queren.

Schon öfter haben wir auf unserer Reise durch Spanien und Portugal gesehen, wie grosse Raubvögel am Himmel ihre Kreise ziehen. Die Flügelspannweite war jeweils beträchtlich grösser als die der bei uns heimischen Bussarde und Milane. Wir sind deshalb davon ausgegangen, dass es sich um Adler oder Geier handeln muss. Heute sehen wir die Tiere bei der Fahrt über einen felsigen Hügel endlich aus der Nähe. Es handelt sich eindeutig um Geier, die mit ihren langen Hälsen in grossen Gruppen auf Felskuppe hocken. Gelegentlich heben einzelne Tiere ab und ziehen ihre Kreise am Himmel.

Schliesslich erreichen wir Navarcles und finden auch den Weg durch die Stadt zum Stellplatz. Dieser gefällt uns allerdings gar nicht. Wir fahren deshalb nochmals 40 Kilometer weiter bis Vic. Auf dem schönen Wohnmobilplatz beim Sportplatz fühlen wir uns bedeutend wohler. Die 5 Euro Parkgebühr können wir verkraften. Wir machen uns gleich auf den Weg in die Altstadt, die nur wenige hundert Meter entfernt liegt. Es gibt hier, wie üblich, eine Kathedrale, einen Hauptplatz und enge Gassen. Dazu hat Vic eine römische Brücke und einen römischen Tempel zu bieten. Auffällig sind auch die vielen Transparente und Sprayereien für die Unabhängigkeit Kataloniens.

Heute leisten wir uns noch einen ganz besonderen Luxus. In einem Bioladen kaufen wir uns ein dunkles 600 Gramm Vollkornbrot für den stolzen Preis von 7.80 Euro. Das werden wir uns die nächsten Tage ganz besonders schmecken lassen.

23.04.2022
von Vic nach Le Barcares, 187 Km

Während der Nacht hat es ziemlich heftig und anhaltend geregnet, am Morgen zeigt sich dann aber wieder die Sonne. Wir nutzen die Gelegenheit und füllen den Frischwassertank wieder auf, obwohl der Wasserdruck unsere Geduld ziemlich strapaziert. Aber letztendlich ist unser 160 Liter Tank wieder voll und es geht auf der Schnellstrasse C37 durch mehrere Tunnels zügig nach Figueres. Das erspart uns eine zeitraubende und kurvenreiche Fahrt über die letzten Ausläufer der Pyrenäen.

Von Figueres sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Llançà am Mittelmeer. Hier schlängelt sich die Strasse der steilen Küste entlang, bis wir zwischen Portbou und Cerbère auf dem Coll des Belitres die Grenze nach Frankreich überqueren. Vom Pass aus sind zahlreichen Gleise der Güterbahnhöfe in den beiden Grenzorten zu sehen. Vermutlich werden diese heute, in Zeiten des freien Warenverkehrs durch Europa nicht mehr benötigt.

Langsam wird die schroffe Küste sanfter und wir erreichen die flache Region um Perpignan mit den kilometerlangen Sandstränden und riesigen Ferienanlagen. Jetzt ist es auch nicht mehr weit bis zum Wohnmobilstellplatz von Le Barcares, wo wir die Nacht verbringen werden.

Gegen Abend verschlechtert sich das Wetter zusehends. Der Küste entlang hat schon vorher ein kräftiger Wind geweht, doch kaum sind wir auf den Stellplatz angekommen geht ein Hagelschauer nieder. Glücklicherweise sind die Körner nicht gross, so dass an unserem Brummsli kein Schaden entstanden ist.

Schliesslich beruhigt sich das Wetter, so dass wir uns auf die Suche nach einem Restaurant für das Nachtessen machen können. Wir entscheiden uns für ein Polynesisches Restaurant am Hafen, allerdings müssen wir noch eine Stunde spazieren gehen, denn es ist erst 18 Uhr und die meisten Restaurants öffnen erst um 19 Uhr. Aber schliesslich geniessen wir ein wirklich gutes Essen mit Fischsuppe, überbackenen Miesmuscheln, gebratenem Wolfsbarsch ( 1 x als Filet, 1 x der ganze Fisch) und einem Bananensplit.

Der Besitzer des Restaurants erzählt uns, dass er von der Südseeinsel Bora Bora stammt und wegen der Liebe nach Frankreich gekommen ist. Er hat während Jahren im Bora Bora Lagoon Ressort gearbeitet und wurde dort im Jahr 2000 zum Mitarbeiter des Jahres gewählt.

 

24.04.2022
von Le Barcarès nach Millau, 224 Km

Wir haben beide nicht sehr gut geschlafen. Einerseits vermutlich wegen dem vollen Bauch, aber sicher auch wegen dem Dauerregen, der auf das Wohnmobildach geprasselt ist.

Bei orkanartigem Wind fahren wir in Richtung Narbonne. Von dort wollen wir über das hügelige Hinterland und das Zentralmassiv nach Norden fahren. Die Routenwahl überlassen wir für einmal dem Navi. Wir wählen lediglich einen Stellplatz in Millau als Tagesziel.

In den Bergen lässt der Wind etwas nach, dafür setzt der Regen wieder ein. Wir überqueren mehrere Pässe auf denen meist dichter Nebel die Sicht erschwert. Nur mit einer kurzen Kaffeepause erreichen wir dann schliesslich Millau. Sobald der Regen nachlässt machen wir uns auf zu einem Spaziergang durch die kleine Stadt. Diese macht einen etwas heruntergekommenen Eindruck. Man merkt schon, dass wir hier in der tiefsten französischen Provinz gelandet sind. Trotzdem machen wir unsere Runde durch das Stadtzentrum, wo die Wahllokale für die Präsidentenwahl noch geöffnet sind. Zudem entdecken wir noch Geschäfte, wie einen Handschuhmacher oder einen Seifenhersteller, von denen man eigentlich annimmt, die wären schon lange ausgestorben.

Für Morgen ist wieder besseres Wetter angekündigt und so ist zu hoffen, dass wir von der schöne Landschaft hier im Zentrum Frankreichs etwas mehr zu sehen bekommen.

 

25.04.2022
von Millau nach Verrières-en-Forez, 257 Km

Heute herrscht tatsächlich, wie vorhergesagt, schönstes Wetter und so machen wir uns gutgelaunt an die Weiterfahrt. Als Tagesziel haben wir wieder einen Stellplatz auf der App in 200 – 300 Kilometern Entfernung ausgewählt, der etwa auf der Route in die Schweiz liegt. Die Routenwahl überlassen wir wieder dem Navigationsgerät und zwar mit der Einstellung «kürzeste Strecke». Das hat den Vorteil, dass wir nicht nur auf die schnellen Hauptverkehrsachsen geleitet werden, sondern häufig auf wenig befahrenen Nebenstrassen.

Es geht auch heute durch tiefste französische Provinz im hügeligen Zentrum des Landes. Es sind verschiedene kleine Pässe zu bewältigen, es gibt ausgedehnte Wald- und Weideflächen. Oft geht die Fahrt kilometerweit, ohne dass weit und breit ein Haus zu sehen wäre. Dann folgt plötzlich wieder ein Dorf oder gar eine Kleinstadt, wie Mende, wo wir einen Halt einlegen um einzukaufen und uns die hübsche Altstadt anzusehen. Mende wirkt wesentlich gepflegter und sauberer als Millau, wo wir bei jedem Schritt darauf bedacht waren, nicht in die Hinterlassenschaft eines der vielen Hunde zu treten.

Auf der Weiterfahrt suchen wir einen den zahlreichen Schinken- und Wurstwarenhersteller auf, die es in der Gegend gibt und decken uns mit lokalen Produkten ein.

Schliesslich erreichen wir unser Tagesziel, das kleine Dorf Verrières-en-Forez, welches hoch über der Loire-Ebene in den Hügeln liegt. Wir sind ganz alleine auf dem kleinen, kostenlosen Stellplatz. Im Dorf gibt es nicht viel zu sehen. Die riesige Kirche dominiert das Ortsbild und steht unmittelbar hinter unserem Übernachtungsplatz. Hoffen wir, dass die Turmuhr nicht jede Stunde schlägt.  In einem grossen Gebäude ist eine Hotelfachschule untergebracht, die scheint aber wegen Osterferien noch geschlossen zu sein. Auch der kleine Laden und das Kaffee sind am Montag geschlossen. Nur ein schöner, grosser, weisser Hahn in einem Hühnergehege lässt und einen Moment verweilen, worauf die ganze Hühnerschar angerannt kommt. Dann ist unser Dorfspaziergang auch schon wieder erledigt und wir vertreiben uns die Zeit im Wohnmobil.

26.04.2022
von Verrières-en-Forez nach Foncine-le-Haut, 269 Km

Heute gibts zum Frühstück frische Croissants aus dem kleinen Dorfladen. Wir erwischen gerade noch die letzten zweit und lassen uns diese schmecken.

Danach fahren wir hinunter in die Ebene der Loire, umfahren grossräumig Lyon und gelangen schliesslich, immer der Routenwahl des Navigationsgerätes folgend, bei Lons-le-Saunier auf die gleiche Strecke, die wir bei Beginn unserer Reise schon gefahren sind. Schon bald zwingt uns aber eine Baustelle zu einem Umweg und auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fahren wir in die Hügel des französischen Jura. Wir machen kurz Halt an der Schlucht der Saine und dem Wasserfall "Cascade du Bief de la Ruine", bevor wir in Foncine-le-Haut den zur Zeit kostenlosen Stellplatz am Ufer der Saine erreichen.

Wir wollen uns nach der langen Fahrt die Beine etwas vertreten und beobachten zuerst die zahlreichen Fliegenfischer, die im kleinen Fluss ihr Glück versuchen. Dann spazieren wir durch das Dorf und auf einem kurzen Kreuzweg zu einer Jesusstaute, die über dem Talgrund steht. Auf dem Heimweg können wir nicht widerstehen und kaufen in der Bäckerei ein Mandelcroissant zum Dessert.

27.04.2022
von Foncine-le-Haut nach Othmarsingen, 223 Km

Jetzt geht es auf die letzte Etappe unserer Spanien-Protugal-Reise. Zuerst wollen wir aber noch zur Quelle der Saine wandern, die wenige Kilometer hinter dem Dorf aus dem Jurakalk sprudelt. Auf einem schönen Wanderweg erreichen wir einen Talkessel wo der kleine Fluss seinen Urspurng hat. Mehrsprachige Schautafeln geben Auskunft über die Tier- und Pflanzenwelt der Region. Auch über die Quelle erfahren wir viel Interessantes. Nach starken Regenfällen sprudeln bis zu 100 m3 Wasser aus dem Geröllfeld am Fuss einer Felswand. Zudem fliesst das Wasser dann auch aus verschiedenen Felsspalten, die zu einem Höhlensystem gehören. Dieses ist allerdings nicht zugänglich, da der Zugang für die Taucher nach erreichen eines Höhlensees durch grosse Felsbrocken versperrt ist.

Wir kehren zurück zum Übernachtungsplatz und fahren los. Doch schon nach wenigen Kilometern machen wir im Dorf Mouthe Halt um uns die Quelle des Doubs anzusehen. Dem Fluss sind wir auf unseren Radtouren von Nantes, entlang der Loire, nach Othmarsingen schon zwei Mal über viele Kilometer gefolgt. Wir haben daher eine besondere Beziehung zu diesem Fluss.

Auch bei dieser Quelle sammelt sich das Wasser der Hügel in einem Höhlensystem und steigt dann wieder auf, um durch eine Öffnung in den Felsen zu Tage zu treten. Ebenso wie die Saine führt der Doubs  schon von Anfang an eine ansehnliche Menge Wasser und startet nicht als kleines Rinnsal, sondern als ansehnlicher Fluss. In vielen Schlaufen schlängelt er sich durch die saftigen Juraweiden um dann in die Saône zu münden.

Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Schweizer Grenze. Diese können wir ohne Kontrolle passieren und fahren jetzt auf der Autobahn zügig nach Hause.

Wir haben wieder eine schöne Reise hinter uns und auf über 7500 Kilometern viele tolle Erlebnisse gehabt. Allerdings haben wir die Grösse der iberischen Halbinsel unterschätzt. Das nächste Mal werden wir uns deshalb entweder mehr Zeit nehmen, oder auf ein kleineres Gebiet beschränken um dann öfter mal für ein paar Tage am selben Ort zu bleiben und die eine oder andere grössere Wanderung zu unternehmen.

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