top of page

KANADA

Flug nach Kanada und die ersten Tage in Nova Scotia
13. Mai bis 17. Mai 2024

 

Heute ist es endlich soweit. Um 12.50 Uhr soll unser Flieger von Zürich nach Frankfurt abheben. Wir müssen daher nicht zu ungewohnt früher Stunde aufstehen, sondern können den Tag wie üblich beginnen. Die Reisetaschen stehen schon bereit, Kühlschrank und Tiefkühler sind leer und abgestellt. Nachbarn, Freunde und Verwandte verabschiedet und der Kehricht im Container deponiert. Noch ein letzter Kontrollgang durch das ganze Haus, dann marschieren wir los zur Haltestelle und fahren mit dem Bus zum Bahnhof Othmarsingen. Pünktlich fährt der Zug nach Zürich ein. Dort steigen wir um und erreichen nach etwa 50 Minuten den Flughafen.

Die Gepäckabgabe am Schalter der Swiss ist schnell erledigt. Nach einer Stärkung mit Kaffee und Gipfeli geht es durch die Sicherheitskontrolle in den Abflugbereich. Wie immer gibt mein künstliches Hüftgelenk im Metalldetektor an, die Leibesvisitation ist heute aber so gründlich wie noch nie zuvor.

Wir haben noch genügend Zeit bis das Gate öffnet und so treffen wir meinen Bruder Daniel, der am Flughafen arbeitet, in einem der Restaurants zu einem alkoholfreien Drink.

Dann ist es endlich soweit, dass wir das Flugzeug besteigen können und mit 45 Minuten Verspätung starten. Wir kommen mit unserem Sitznachbarn ins Gespräch. Er fliegt mit seiner Frau ebenfalls nach Halifax. Sie haben ihre Motorräder verschifft und wollen in einem Jahr von Kanada bis nach Feuerland fahren.

Nach einer knappen Stunde landen wir bereits in Frankfurt. Schier endlos scheint der Weg im riesigen Flughafen bis zum Abflugbereich C, wo unser Airbus A330 der Eurowings Discover Airlines bereitsteht. Vorher müssen wir aber nochmals durch die Sicherheitskontrolle. Hier werden wir durchleuchtet, so dass das Abtasten wegen der Hüftprothese entfällt. Durch den verspäteten Abflug in Zürich entfällt eine lange Wartezeit in Frankfurt und so machen wir es uns schon bald im Flugzeug gemütlich. Der Flug über England, Irland und den Nordatlantik dauert nur knapp 7 Stunden. Diese vertreiben wir uns mit Filmen. Dazwischen wird das Mittagessen und ein Snack verteilt und schon befinden wir uns im Landeanflug auf den Flugplatz von Halifax.

Die Grenzkontrolle verläuft problemlos. Mit der App “Arrive Canada” haben wir vorgängig schon alle Sicherheitsfragen für die Einreise beantwortet und können an einer langen Warteschlange vorbei, direkt zu den Automaten, wo der Pass noch gescannt werden muss. Dann geht es zum Grenzbeamten, wo wir nochmals einige Fragen zur Dauer und dem Zweck unseres Aufenthaltes in Kanada beantworten müssen. Dann können wir zur Gepäckausgabe und ohne weitere Kontrolle einreisen. Die Mitnahme meines Medikamentenvorrates für zwei Jahre ist somit kein Problem.

Der Flughafen Halifax ist angenehm klein und übersichtlich, eher provinziell. Beim Ausgang fragen wir einen Angestellten nach dem Bus 320 ins Zentrum. Der nette, ältere Herr begleitet uns freundlich ein Stück zur Haltestelle, wo der nächste Bus auch schon wartet. Mit der App «HFX-GO-Halifax» haben wir noch etwas Mühe und zahlen deshalb die Tickets von CAD 9.50 bar. Der Fahrer kann kein Rückgeld geben, mit 50 Cent hält sich unser Verlust aber in Grenzen.

Nach einer halben Stunde sind wir an der Endstation, wo sich auch unsere Unterkunft, das Barrington Hotel, befindet. Am Empfang liegt unsere Reservation bereit und so können wir unser Zimmer rasch beziehen. Es ist jetzt etwa 19 Uhr und so bleibt noch genügend Zeit für eine erste Erkundungstour zum Hafen, wo wir uns in einem der vielen Restaurants verpflegen.

Nach einem kräftigen Frühstück, wir haben das Breakfast Weekday Package gebucht, mit Hashbrowns, Eiern, Speck und Toast starten wir zur Stadtbesichtigung. Vom Hotel geht es in nur wenigen hundert Metern hinauf zur Zitadelle. Dabei kommen wir an der Old Town Clock vorbei. Bei dem Uhrturm, einem der Wahrzeichen von Halifax, handelt es sich um ein Geschenk von Edward, Herzog von Kent, der Ende des 18. Jahrhunderts als Oberkommandierender die britischen Truppen befehligte.

In der Halifax Citadel kaufen wir uns, statt eines Tagestickets, gleich den Discovery Pass. Damit können wir während einem Jahr über 80 durch «Parks Canada» verwaltete Nationalparks und Sehenswürdigkeiten besuchen. Mit dem Bau der Zitadelle, die auf einem Hügel über der Stadt liegt, wurde bereits 1749, gleich nach der Gründung der Siedlung begonnen. Die Festung diente dem Schutz des langgestreckten Hafens. In der Anlage geht es zu wie in einer Kaserne. In historischen Uniformen eines Schottischen Regimentes exerzieren angestellte Statisten und üben Kanoniere die Handhabung der Kanonen. Jeden Tag um Punkt 12 Uhr wird ein Geschütz abgefeuert. Bei der Vorführung erfahren wir, wie wichtig für die Seefahrer die genaue Zeit war. Denn bei der Bestimmung des Breitengrades exakt am Mittag, dem höchsten Sonnenstand, bedeutete eine Minute Differenz eine Abweichung von 14 Kilometern.

Wir verbringen mehrere Stunden mit Führungen, Waffendemonstrationen und Besichtigung der Museen in der Festung bevor wir zu den Public Gardens, einer wunderschönen Parkanlage am Fuss des Festungshügels, spazieren. Hier geniessen wir den wolkenlosen Himmel und das warme Wetter auf einer Parkbank. Die zahlreichen Blumenrabatten mit Tulpen und Narzissen sind in voller Blüte. Auch die Magnolien und Rhododendren zeigen sich in allen Farben. Während in der Schweiz bereits der Frühsommer Einzug gehalten hat, sind wir hier in Halifax noch mitten im Frühling.

Nach einer stärkenden Eiscreme geht es weiter zur Einkaufsstrasse «Spring Garden Road». Hier finde ich auch einen Optiker, wo ich die Sonnengläser, die im Fluggepäck in die Brüche gegangen sind, ersetzen kann. Vorbei an einem alten Friedhof, der von 1749 bis 1843 genutzt wurde, marschieren wir bis zum Point Pleasant Park. In dem weitläufigen Waldgebiet, das von zahlreichen Wanderwegen durchzogen ist, verbringen zahlreiche Spaziergänger, Biker, Jogger und Hündeler die Zeit und geniessen den Ausblick auf die Meeresbucht. Auch hier stehen noch einige Ruinen alter Kanonenstellungen, welche dem Schutz der Hafeneinfahrt dienten.

Nach über 10 Kilometern Fussmarsch und vielen tollen Eindrücken kehren wir zurück zum Hotel und ruhen uns erst einmal aus. Schon bald geht es aber wieder los zum Hafen denn es ist schon wieder Zeit für das Nachtessen. Die Promenade entlang der Bucht ist grösstenteils neugestaltet und neben den historischen Holzgebäuden wurden etliche Glaspaläste errichtet, welche die Skyline dominieren. Zahlreiche Imbissbuden und Restaurants in allen Preisklassen lassen für den grossen und kleinen Hunger keine Wünsche offen. Ich entscheide mich für Hummer-Poutine. Dabei handelt es sich um Hummerfleisch das auf einer Schüssel Pommes Frites verteilt und mit einer Hummer-Käsesauce angerichtet wird. Für Elsbeth gibt es eine Seafood Chowder, eine cremige Fischsuppe.

Am Mittwoch haben wir den Termin mit dem Spediteur. Zeit und Ort wurde uns von der Mitarbeiterin bereits am Montag per E-Mail bekannt gegeben. Idealerweise treffen wir uns nicht im Hauptbüro der Gesellschaft, sondern in einem Workspace, nur wenige hundert Meter vom Zoll entfernt. Mit dem Taxi erreichen den Treffpunkt in etwa 20 Minuten. Der Fahrpreis von CAD 32, inklusive Steuern und Trinkgeld, liegt deutlich unter unseren Erwartungen. Um 09.20 Uhr werden wir von Anne empfangen. Wir bezahlen die Gebühr von CAD 150 und erhalten dann die Frachtpapiere. Auf dem Pult liegt noch ein ganzer Stapel von Dossiers, die von der jungen Mitarbeiterin heute noch erledigt werden müssen und so folgen die Termine mit den Fahrzeughaltern in 10 Minutentakt.

In wenigen Minuten erreichen wir zu Fuss das Zollgebäude und stellen uns in die Warteschlange. Auch hier müssen wir dann nochmals etliche Fragen betreffend Fahrzeuginhalt, Reisedauer und Reisepläne beantworten, dann bekommen wir den Stempel auf die Frachtpapiere.

Wir wollen unser Brummsli noch nicht heute abholen, da wir das Hotel noch eine weitere Nacht reserviert haben. Wir nehmen deshalb den Bus und fahren zum Hotel zurück. Der Routenplaner von Google Maps führt uns zwar zuerst zur falschen Buslinie, wir finden dann aber, mit umsteigen, doch noch den richtigen Bus in die Innenstadt. Auch die Handhabung der Bezahlapp für das Ticket ist kein Problem.

Den Rest des Tages verbringen wir wieder auf der Promenade an der Waterfront und in den Public Gardens.

Am Donnerstag, dem 16. Mai, geniessen wir ein letztes Mal das «währschafte» Frühstück im Hotel und checken dann aus. Mit dem Bus 29 fahren wir bis knapp vor den Container Terminal am Fairview Cove. Mit einem kurzen Umweg, da wir unsere Unterlagen vorgängig nicht genau studiert haben, erreichen wir schliesslich das Empfangsgebäude. Ausgerüstet mit unserer gelben Warnweste und dem Besucherausweis, den wir erhalten haben, werden wir zum Bürogebäude auf dem eingezäunten Hafenareal gefahren. Hier müssen wir die vom Zoll abgestempelten Papiere vorweisen und werden dann zu unserem Fahrzeug geführt. Mit dem Hafenarbeiter kontrollieren wir das Wohnmobil auf Schäden und prüfen ob in den Schränken etwas fehlt. Es ist alles in Ordnung und so quittieren wir den Empfang.

Auf dem grossen Parkplatz vor dem Hafen machen wir unser Brummsli reisefertig. Den Stickstoff im Gastank lassen wir ab. Das ist ungefährlich, stinkt einfach etwas. Die Sandbleche werden wieder an der Rückwand montiert und die Schränke umgeräumt.

An der erstbesten Tankstelle füllen wir den Dieseltank. Wir fragen höflich nach Trinkwasser, angeblich gibt es aber keine Möglichkeit den Wassertank zu füllen. Nächster Halt ist bei einer Gastankstelle. Entgegen den Angaben in unseren Reiseunterlagen werden hier aber nur Gasflaschen und keine fest eingebauten Gastanks befüllt. Die Mitarbeiter verweisen uns an «Canadian Tire», nur wenige hundert Meter weiter. Hier wird uns dann auch geholfen. Der Andrang am Propangastank ist riesig. Zahlreiche Kanadier lassen hier ihre Gasflaschen auffüllen. Bis wir dran sind unterhalten wir uns mit dem kanadischen Besitzer eines riesigen Wohnmobils über die Gas- und Wasserversorgung. Er empfiehlt uns, einen Campingplatz aufzusuchen um den Wassertank zu füllen. Die Mitarbeiterin an der Gaszapfsäule bekommt das mit, und bietet mir an, den Wasseranschluss in der Autowerkstatt zu nutzen. Endlich sind wir dran und im Nu sind 47 Liter Propangas im Tank. Beim Ablassen des Stickstoffes habe ich die grosse Mutter zum Druckregler nicht stark genug angezogen, darum ist die Verbindung nicht ganz dicht. Ich ziehe deshalb mit dem grossen 30er Schlüssel vorsichtig etwas stärker an und schon ist das Problem gelöst. Danach können wir noch, wie versprochen, den Wassertank füllen.

Jetzt müssen nur noch der leere Kühlschrank und die Lebensmittelschubladen gefüllt werden. Da keine Nahrungsmittel im Camper mitgeführt werden durften, ist unsere Einkaufsliste ziemlich lang. Mit CAD 320 ist dann auch die Belastung auf der Kreditkarte recht happig.

So, jetzt wollen wir nur noch raus aus der Stadt. Wir geben die Koordinaten eines kostenlosen Stellplatzes an der Terence Bay ein und erreichen nach knapp 30 Kilometern unser erstes Tagesziel. Der Kiesplatz liegt neben einem Kinderspielplatz unmittelbar am Wasser. Wir wollen es uns jetzt gemütlich machen. Doch wo ist mein Mobiltelefon? Wir durchsuchen alle Taschen an Jacken und Hosen, durchforsten die Fahrerkabine und den Wohnbereich, doch das Telefon bleibt unauffindbar. Auch ein Anruf auf die vermisste Nummer hilft nicht, denn vermutlich ist das Handy immer noch auf "lautlos" gestellt, da ich meist vergesse am Morgen auf "laut" umzustellen. Nach einem anstrengenden Tag befällt mich leichte Panik. Habe ich das blöde Ding beim Einkaufen im Laden oder auf dem Parkplatz verloren? Schnell packen wir unsere sieben Sachen zusammen und fahren wieder zurück ins Einkaufszentrum nach Halifax. Auf dem Parkplatz ist nichts zu finden und auch am Kundendienst vom Walmart ist nichts abgegeben worden. Ich steige wieder ins Auto und male mir schon aus, was alles zu unternehmen ist. Am meisten ärgert mich, dass die SIM-Karte von Yallo mit unbeschränktem Datenpaket für USA und Kanada weg ist. Doch was liegt denn da in der Ablage der Fahrertür? Mein Telefon. Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Erleichtert fahren wir zurück an die Terence Bay und braten uns ein feines Steak

Nach einer ruhigen Nacht folgen wir der Küstenstrasse. Schon nach wenigen Kilometern fahren wir auf einen Parkplatz am Strassenrand und unternehmen einen kurzen Spaziergang durch die Heidelandschaft die durchzogen ist von glatt geschliffenen Granitfelsen. Zwischen den zahlreichen Inseln vor dem Festland kreuzen etliche Fischerboote. Die wilde Küste erinnert stark an Norwegen oder Schottland.

Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück bis Peggys Cove. Der hübsche Fischerort mit dem markanten Leuchtturm ist ein beliebtes Reiseziel und wird in der Hochsaison von zahllosen Touristen und Reisecars überrannt. Etliche Künstler führen hier ihre Galerien. Für uns Schweizer hat der Ort durch den Absturz der Swissair-Maschine SR111 am 2. September 1998 traurige Berühmtheit erlangt. 229 Menschen verloren dabei ihr Leben. Etwas ausserhalb von Peggys Cove besuchen wir die Gedenkstätte.

Gemütlich fahren wir weiter entlang der zerklüfteten Küste, vorbei an hübschen Ortschaften mit bunten Häusern bis nach Lunenburg. Das Städtchen ist benannt nach der Herkunft der vielen deutschen Einwanderer aus Lüneburg. Auf dem Campingplatz im kleinen Ort finden wir einen schönen Stellplatz. In der hübschen Destillerie Ironworks kaufen wir ein Sortiment an kleinen Fläschchen verschiedener Schnäpse und Liköre. Am Hafen liegen grosse Segelschiffe vor Anker und ein Fischtrawler legt ab, während wir uns auf der sonnigen Terrasse eines der vielen Restaurants mit Fish & Chips verpflegen.

 

 

Rund um Nova Scotia  
18. Mai bis 26. Mai 2024

 

Während wir an der Entsorgungsstation des Campingplatzes beschäftigt sind, werden wir plötzlich auf Schweizerdeutsch angesprochen. Einem Ehepaar, das ursprünglich aus Wettingen bzw. Zürich stammt, aber schon seit 50 Jahren in Kanada lebt, ist unser Aargauer Nummernschild aufgefallen. Die beiden sind ebenfalls auf dem Weg nach Neufundland und Labrador und raten uns, die Überfahrt von North Sydney nach Port aux Basques schon zu buchen. Wir nehmen uns das zu Herzen und wollen das heute Abend noch erledigen. Wir schwatzen noch eine Weile bevor die Fahrt los geht.

Im Ovens Natural Park, nur wenige Kilometer von Lunenburg entfernt, machen wir den ersten Halt. Der Eintritt ins private Schutzgebiet, kostet zwar ein paar Dollar, aber als «young looking seniors» erhalten wir 50% Rabatt. Auf einem gut ausgebauten Spazierweg entlang der Steilküste vertreten wir uns die Beine. Der Pfad führt hoch über dem tosenden Meer durch einen schönen Wald. Etliche Stolleneingänge alter Goldminen, die um 1860 in den brüchigen Schiefer geschlagen wurden, sind hier zu besichtigen.

Auf der wenig befahrenen Autobahn geht es der Küste entlang bis zur Cape Sable Island, die über einen Damm erreicht werden kann. Auf einem Parkplatz beim Strand, am Rande eines Vogelschutzgebietes finden wir einen schönen Übernachtungsplatz. Vorher umrunden wir die kleine Insel aber noch, um uns das ursprüngliche Fischerdorf Clark’s Harbour anzusehen, welches im Reiseführer als sehenswert gepriesen wird. Wir können dem kleinen Ort allerdings nicht viel abgewinnen und kehren zu unserem Übernachtungsplatz zurück und reservieren die Fähre nach Neufundland für Montag, den 27. Mai. Eine ganze Weile sorgen vorbeifahrende Pickups mit ihren grossen Motoren für ordentlich Lärm. Schliesslich verbringen wir hier dann aber doch eine ungestörte Nacht, obwohl ein kräftiger Sturm mit Regen aufzieht.

Generell fällt auf, dass vor den meisten Häusern gleich mehrere Autos stehen, häufig grosse SUVs oder Pickups, ein wahrer Horror für jeden Klimaaktivisten.

Am nächsten Morgen erreichen wir jene Gegend, die im 17. Jahrhundert von französischen Einwanderern besiedelt wurde. Sie nannten diese Gebiet Akadien. Später wurden sie zwar von den Engländern vertrieben, viele kehrten aber hierher zurück. Die Nachfahren sind noch heute stolz auf ihre Herkunft und an manchem Haus weht die Trikolore mit dem goldenen Stern. Vereinzelte Kanadische Fahnen scheinen mit Französischstämmigen zu konkurrieren.

Mittag ist schon vorbei, als wir auf dem Campingplatz von Digby einchecken. Der Platz ist frisch renoviert. Die Besitzerin erzählt uns, dass sie versuchen bei einem Teil der Stellplätze den Rasen neu anzusäen. Es hat hier aber schon seit Wochen nicht mehr geregnet, auch gestern ist es trocken geblieben. Deshalb ist die arme Frau den ganzen Tag damit beschäftigt die Parzellen zu bewässern, bei nur geringem Wasserdruck in den Leitungen ist das ein mühsames Unterfangen.

In einer knappen Viertelstunde spazieren wir ins Dorfzentrum. Im Hafen befindet sich die grösste Fangflotte für Kammmuscheln in Neuschottland. In den Restaurants werden deshalb überall «Scallops» in allen Variationen angeboten. Wir wenden uns allerdings dem Hummer zu und bestellen «Lobsterrolls», die vorzüglich schmecken, allerdings für relativ wenig Hummerfleisch doch recht teuer sind. Dafür können wir auf der Terrasse die Sonne geniessen, die sich heute wieder zeigt.

Auf den Campingplatz ist die Besitzerin immer noch am Bewässern, während immer mehr neue Gäste eintreffen. Die Kanadier fahren meist mit riesigen Trailern vor, die selbst einer Grossfamilie genügend Platz bieten würden. Die Mietfahrzeuge der europäischen Reisenden sind eine Nummer kleiner, aber immer noch recht geräumig. Ein Aargauer Paar aus Windisch im eigenen Pickup mit Absetzkabine trifft ebenfalls ein. Auch sie haben die Reise, wie wir, letzte Woche begonnen.

Bei Digby erstreckt sich die schmale Landzunge Digby Neck in die Bay of Fundy. Eigentlich besteht der Landstreifen aus drei Teilen, wobei die zwei äusseren Inseln durch Fähren miteinander verbunden sind. Die Bucht von Fundy zeichnet sich durch ausgewöhnlich hohen Tidenhub von bis zu 21 Metern aus. Dieser Rekord wurde 1869 verstärkt durch einen Sturm gemessen. Normalerweise beträgt der Gezeitenunterschied 10 – 16 Meter. Uns interessiert heute allerdings etwas anderes. Auf der ersten Insel gilt eine etwa 6 Meter hohe, schmale Basaltsäule, die aufrecht auf einer Felsplatte über dem Ozean steht, als Sehenswürdigkeit.
Nach rund 45 Kilometern Fahrt durch die liebliche Landschaft des Digby Neck, erreichen wir die erste Fähre (East Ferry). Diese fährt immer zur halben Stunde. Wir müssen deshalb fast 45 Minuten warten, bis wir in wenigen Minuten zum gegenüberliegenden Ufer nach Tiverton übersetzten können. Von hier sind es nur noch wenige Kilometer bis zum, noch leeren, Wanderparkplatz. Wenige Minuten später treffen auch unsere Stuttgarter Nachbarn vom Campingplatz ein und stellen ihr Fahrzeug neben unseres.

Auf einem gut ausgebauten Plankenweg gelangen wir bis zur Steilküste. Informationstafeln geben Einblick in Geologie, Flora und Fauna der Umgebung. Am Schluss des kurzen Spazierganges führen 235 Stufen hinunter ans Meer zum Balancing Rock.

Wir kehren zurück zum Parkplatz und machen uns auf den Rückweg. Die Gegend ist bekannt für Wal-Beobachtungs-Touren. Allerdings hat die Wal-Saison noch nicht begonnen und so müssen wir uns nicht darüber den Kopf zerbrechen, ob wir nochmals eine Bootstour buchen sollen. Wir haben die Meeressäuger schon in Norwegen und Island bewundert. Dafür geniessen wir am Lake Midway einen herrlich gelegenen Picknick-Platz bei schönstem Sonnenschein.

Über Digby erreichen das historische Städtchen Annapolis Royal. Bevor wir uns der Geschichte des Ortes widmen, fahren wir zum Baumarkt um uns Wasseranschlüsse mit Zollgewinde zu besorgen. Denn obwohl in Kanada die Distanzen in Kilometern und die Geschwindigkeiten in Km/h angegeben sind, passen unsere metrischen Gewinde der Gardena-Anschlüsse nicht.

Annapolis Royal wurde um 1600 durch französische Siedler gegründet, und schon bald durch eine Festung gesichert. Trotzdem wurde der Ort 1710 durch die Engländer erobert und die Akadier wurden vertrieben oder deportiert. 

Wir besichtigen das Fort, welches, wie zur damaligen Zeit üblich, sternförmig angelegt ist. Allerdings wurden die Mauern nicht wie in Halifax aus Stein errichtet, sondern bestehen aus Erdwällen. Ein altes Munitionsdepot und ein kleines Museum sind im Zentrum der Anlage zu besichtigen.

Wir spazieren durch den geruhsamen, kleinen Ort mit den bunten Holzhäusern zurück zum Parkplatz und fahren ins Landesinnere bis zum Kejimkujik Nationalpark. Auch hier ist der Zugang, wie in der Festung von Annapolis Royal, dank dem Discovery-Pass, den wir in Halifax erworben haben, kostenlos. Lediglich für zwei Übernachtungen auf dem grosszügigen Campingplatz müssen wir 57 CAD bezahlen. Die zahlreichen, im schattigen Wald gelegenen Stellplätze am Kejimkujik See sind nur spärlich belegt.

Für den nächsten Tag haben wir eine Wanderung geplant. Die ursprünglich geplante Route ist allerdings wegen einem maroden Plankenweg gesperrt, wir finden aber eine schöne Alternative entlang dem Mersey River. Wir marschieren durch den schattigen Wald, entlang dem Fluss mit dem moorig braunen Wasser und treffen lediglich auf zwei Radfahrerinnen, die uns entgegenkommen. Nach etwa 2 Stunden kehren wir um und wandern auf der gleichen Route zurück zum Campingplatz.

Es ist jetzt Mittwoch, der 22. Mai. Heute steht uns eine längere Fahrt bevor. Wir wollen bis nach Truro, um am Salmon River die Gezeitenwelle zu beobachten. Diese ist hier, auf Grund des hohen Tidenhubes in der Bay of Fundy, besonders ausgeprägt. Am Flussufer gibt es deshalb sogar ein spezielles Informationszentrum. Im Internet ist eine Tabelle zu finden, auf der für jeden Tag die Uhrzeit angegeben ist, zu der die Welle erwartet wird. Für heute wäre das 12.35 Uhr, also kurz nach Mittag. Wir stellen deshalb den Wecker und machen uns etwas früher als üblich auf den Weg. Da wir wieder einmal einen Fastentag einlegen, sparen wir uns auch noch die Zeit fürs Frühstück. Nur schnell den Wassertank auffüllen uns schon geht es los.

Auch wenn wir nicht die Autobahn benutzen kommen wir zügig voran. Hier im Zentrum von Nova Scotia weicht der an der Küste allgegenwärtige Wald landwirtschaftlichen Flächen, die hauptsächlich für Viehwirtschaft genutzt werden. Nur gelegentlich müssen wir durch Ortschaften auf 50 oder 60 Stundenkilometer abbremsen. Meist geht es mit 70 bis 90, mit wenig Verkehr, dem Ziel entgegen. Um 11.30 erreichen wir das Informationszentrum und setzen uns auf eine Bank. Ein Tourist aus Texas gesellt sich zu uns und erzählt von seinen Reisen rund um die Welt, auch Zermatt und das Lauterbrunnental hat er schon besucht. So geht die Zeit schnell vorbei, bis sich die etwa 1 Meter hohe Flutwelle den Fluss hinauf wälzt. Eigentlich haben wir uns das Ganze etwas spektakulärer vorgestellt. Gemäss Mitarbeitern im Infozentrum war die Welle heute auch nicht besonders hoch. Was solls, wir haben auf jeden Fall alles auf Foto und Video festgehalten und können dann einmal im Alter von den Erinnerungen zehren.

Bis wir am Montag mit der Fähre nach Neufundland übersetzten, haben wir noch ein paar Tage die uns bleiben. Diese wollen wir nutzen um Cape Breton Island, den nordöstlichsten Teil Neu-Schottlands, zu erkunden. Die Küstenstrasse Cabot Trail, soll eine der Schönsten der Welt sein; wir lassen uns überraschen.
Die Region ist geprägt von den schottischen Einwanderern. Deshalb sind die meisten Ortsnamen auch gälisch angegeben. Am 15. September 1773 brachte der Dreimaster «Hector» die erste Gruppe schottischer Highlander nach Pictou. Am Hafen, mit den historischen Gebäuden, ist eine authentische Nachbildung des Schiffes noch im Bau. Allerdings, sind bei unserem Besuch, kurz vor Saisonbeginn, die meisten Restaurants und das McCulloch Heritage House Museum geschlossen oder in Renovation. Trotzdem geniessen wir den Spaziergang am alten Hafen.

Via Cape George, mit dem Leuchtturm hoch über den Klippen, gelangen wir auf Cape Breton Island. Während der Nacht am Strand bei Troy regnet es heftig. Am nächsten Morgen zeigt sich der Himmel allerdings schon wieder wolkenlos. Vorbei an Siedlungen der «First Nations», wie die Ureinwohner heute politisch korrekt genannt werden, geht es nordwärts. In Geschäften entlang der Strasse wird von den Mi’kmaq, neben Souvenirs auch Cannabis verkauft. Es scheint, dass das hier, zu medizinischen Zwecken, legal möglich ist.

Unseren nächsten Übernachtungsplatz finden wir etwas abseits der Strasse am Meer. Vom Meer her weht allerdings ein kalter Wind, so dass wir uns im Windschatten unseres Wohnmobiles an der Sonne aufwärmen. Über dem kalten Wasser bildet sich bald dichter Nebel, der dann gegen Abend auch unseren Schlafplatz erreicht. Hoffen wir, dass Morgen die Sonne wieder scheint, denn wandern ist wieder angesagt.

Tatsächlich ist uns der Wettergott hold. Es ist angenehm warm und fast wolkenlos. Zuerst ein kurzer Stopp in Ingonish Beach. Hier gibt es zum Einlaufen einen kurzen Spaziergang in Richtung Middle Head, der langgestreckten Landzunge, die ins Meer hinausragt. Allerdings ist auch hier vor Saisonbeginn noch nicht alles bereit. Der Wanderweg ist teilweise gesperrt oder noch im Ausbau befindliche. Es ist eher mühsam vorwärts zu kommen. Deshalb machen wir nur eine verkürzte Schlaufe durch den schattigen Wald und freuen uns an den Eichhörnchen, die in den Tannenzapfen nach Samen suchen.

Bis zum Ausgangspunkt der Wanderung auf dem Franey Trail sind es nur wenige Kilometer, das letzte Stück ist zwar für Wohnmobile gesperrt. Das Fahrverbot ignorieren wir aber. Einerseits ist unser Fahrzeug nicht grösser als einer der hier üblichen Pickups und zum anderen ist der Andrang um diese Jahreszeit noch nicht so gross. Der Parkplatz ist darum auch fast leer.

Durch den lichten Mischwald geht es zuerst auf einem breiten Kiesweg mässig bergauf, später auf einem steinigen Bergweg steil hoch zum Gipfel. Von hier bietet sich eine atemberaubende Aussicht auf die Küste, die vor uns liegt, auch der Middle Head in Ingonish, wo wir erst noch spaziert sind, liegt uns zu Füssen. Ein komfortabler, roter Holzsessel steht auf einer der Felsplatten und lädt zum Geniessen der Aussicht ein.

Der Rückweg ist etwas länger als der Aufstieg, dafür ist er weniger steil. Es sind nur wenige Wanderer unterwegs. Ein Schwesternpaar mit riesigem Feldstecher, erzählt uns begeistert, dass sie auf dem Gipfel einen wilden Truthahn beobachten konnten, den Ersten den sie je gesehen haben. Wir mussten uns mit ein paar Eichhörnchen begnügen.

Wir folgen der Küste, die immer wieder schöne Ausblicke bietet. Zahlreiche Haltemöglichkeiten und Picknickplätze laden zu kurzen Stopps ein. Auf kurzen Spazierwegen lässt sich die nähere Umgebung erkunden.

Unser Plan wäre auf dem Campingplatz über den Klippen von Meat Cove, ganz im Norden der Halbinsel zu übernachten. Allerdings wird das Wetter von Westen immer schlechter. Dichter Nebel breitet sich aus und es beginnt zu regnen. Ausserdem bläst ein heftiger Wind. Wir entschliessen uns deshalb umzukehren und hoffen auf besseres Wetter weiter südlich. Wir werden allerdings enttäuscht. Der Nebel hat sich an der ganzen Westküste ausgebreitet. Erst gegen Abend zeigt sich bei unserem Übernachtungsplatz in Chéticamp nochmals die Sonne.

Am Hafen von Chéticamp können wir am nächsten Morgen unseren Wassertank füllen. Wie immer, die letzten Tage, filtrieren wir das Wasser mit dem Aktivkohlefilter, den wir dabeihaben. Erstens hoffen wir dadurch bei gechlortem Wasser den unangenehmen Geschmack zu eliminieren und zweitens ist die Wasserqualität nicht in jedem Fall über alle Zweifel erhaben. Der Vorfilter, welcher Schwebeteilchen zurückhält ist zumindest schon nach kurzer Zeit stark verfärbt.

Nicht auf direktem Weg, aber zügig, gelangen wir nach North Sydney. Am Hafen ist ein Stellplatz auf unserer App angegeben. Leider ist auch hier neuerdings ein Schild angebracht, dass Campieren und Parken über Nacht nicht erlaubt ist. Wir stellen unser Fahrzeug aber erst einmal ab und unternahmen einen Spaziergang in den kleinen Ort. Auf der Suche nach einem Restaurant entdecken wir auf der anderen Seite des Hafens einen grossen Parkplatz, wo wir die Nacht verbringen können. Gleich angrenzend gibt es auch ein nettes Restaurant.

Wir kehren zurück zu unserem Wohnmobil. Etwas weiter hinten steht ein kleiner VW Bus mit deutschen Kennzeichen. Schon von Weitem winkt uns eine ältere Dame zu und freut sich etwas Deutsch reden zu können. Die Seniorin ist alleine unterwegs und wird, wie wir, am nächsten Morgen nach Neufundland uns später nach Labrador weiterreisen. Sie ist jetzt schon den dritten Tag hier auf dem Parkplatz, ohne dass sie wegen dem Verbot weggewiesen worden wäre. Trotzdem entschliessen wir uns auf den anderen Platz zu fahren. Elsbeth möchte für heute Abend im Restaurant einen Tisch reservieren. Dabei wird ihr mitgeteilt, dass das Lokal wegen einem Cateringauftrag geschlossen bleibt. Der Mitarbeiter bietet uns aber an für 17 Uhr zwei Portionen Fish & Chips vorzubereiten, die wir mitnehmen und im Auto verzehren können. Wie versprochen, ist unser Nachtessen, heiss und frisch zubereitet parat. Zum Dessert gibt es vom benachbarten Glacestand noch zwei Riesenportionen Eiscreme.

Bye Bye Nova Scotia, Hello Newfoundland
28. Mai bis 7. Juni 2024

 

Um 11.45 Uhr soll unser Schiff ablegen. Zwei Stunden vorher sollten wir am Hafen sein. Da wir kaum 5 Minuten Weg bis zum Fährterminal haben, können wir es gemütlich nehmen. Die Abfertigung geht zügig voran und auch das Verladen der wartenden Fahrzeuge geht ohne Probleme. Vom Sonnendeck aus beobachten wir das Auslaufen aus dem Hafen von North Sydney, ziehen uns dann aber bald ins Innere zurück, denn auf dem offenen Meer ist es eisig kalt. Wir haben zwar Mütze und Handschuhe im Rucksack, auf den reservierten Passagiersesseln mit Kopfstütze und Fussschemel ist es bedeutend komfortabler. Ausserdem sind wir schon bald im dichten Nebel und so ist von der über sechsstündigen Fahrt nicht viel zu sehen. Erst kurz vor Neufundland lichtet sich der Nebel und gibt die Sicht frei auf die Küste bei Port aux Basques. Die hügelige Landschaft, weitgehend ohne Baumbewuchs, erinnert an Island oder Norwegen.

Für uns verzögert sich das Verlassen der Fähre, denn die Besitzer des Wohnmobiles vor uns sind noch nicht in ihrem Fahrzeug. Die Autos stehen so nahe hintereinander, dass das Manövrieren auf die Spur neben uns nicht möglich ist. Und so wartet unsere Reihe, bis die beiden doch noch auftauchen und losfahren. Vermutlich haben sie sich nicht gemerkt auf welchem Deck ihr Auto steht und mussten das Fahrzeug suchen.

Port aux Basques ist ein kleines Nest. Wir haben einen Stellplatz bei der Werft für die Übernachtung vorgesehen. Allerdings ist dieser Platz mit Baumaschinen vollgestellt und wird momentan saniert. So suchen wir uns eine andere Übernachtungsmöglichkeit an der Grand Bay, etwas ausserhalb. Hier treffen wir auch die ältere Dame aus Deutschland wieder, mit der wir schon in North Sydney gesprochen haben.

Es steht zwar auch hier ein Schild «no camping and overnight parking», wir entscheiden uns aber trotzdem hier zu bleiben. Eine Spaziergängerin versichert mir, dass wir nicht damit rechnen müssen, weggewiesen zu werden. Sie sehe jeden Morgen Wohnmobile hier stehen. Die Wildcamper sind zwar immer wieder ein Thema in der Nachbarschaft, besonders ärgerlich seien aber jene, die den Kompressor die ganze Nacht laufen lassen.

Wir verbringen dann auch eine ruhige Nacht hier am Strand, wo schon frühmorgens Spaziergänger und Hündeler ihre Runden drehen.

Für Wohnmobilisten hat Neufundland gegenüber Neuschottland einige Vorteile. So gibt es nur wenige hundert Meter von unserem Übernachtungsplatz entfernt eine Entsorgungsstation, wo wir unseren Abwassertank leeren und Frischwasser auffüllen können. Auch Abfalleimer sind dort vorhanden. Mit der App «IOverlander» lassen sich die Installationen problemlos finden.

In Nova Scotia sind solche Einrichtungen kaum zu finden. Für Frischwasser oder Entleerung von Toilette und Abwassertank muss meist ein Campingplatz angefahren werden. Abfalleimer sind oft nur in Einkaufszentren zu finden. Mülltrennung ist nur in Nationalparks problemlos möglich. Auf PET-Flaschen und Aludosen wird zwar ein Pfand erhoben, die Entsorgung ist aber in Einkaufszentren nicht gewährleistet. Lediglich Privathaushalte sind verpflichten ihren Abfall zu trennen.

Die Auswahl an Strassen ist auf Neufundland eher beschränkt. Der Trans Canada Highway 1 führt im Bogen an die Nordküste und wieder nach Süden bis nach St. John’s. Von dieser Hauptverkehrsachse zweigen dann Nebenstrassen zu den Dörfern an der Küste und auf verschiedenen Halbinseln ab. Das Zentrum und die Südküste sind kaum mit Strassen erschlossen.

Wir fahren auf dem Highway nordwärts. Auf der «Port au Port» Halbinsel finden wir beim Cape St. George im Boutte du Cap Naturpark einen geschützten Übernachtungsplatz. Schon der ganze Tag war geprägt von heftigen Windböen die es oft schwer machten die Spur zu halten. Gegen Abend überzieht sich der Himmel jetzt auch noch mit dunkeln Wolken und bald regnet es heftig. Hinter den niedrigen und dicht gewachsenen Nadelbäumen sind wir aber gut geschützt. Bevor das Unwetter richtig los geht reicht es noch für einen kurzen Spaziergang zu den steilen Brutklippen einer Seemöwenkolonie.

Der nächste Morgen lässt von der stürmischen Nacht nichts mehr erahnen. Es ist windstill, fast wolkenlos und warm. An der Nordküste der Halbinsel «Port au Port» liegt der kleine Ort Lourdes. Hier gibt es seit den 1980er Jahren, in Anlehnung an das französische Original, eine kleine Pilgerstätte mit Kirche, Kreuzweg und Mariengrotte.

Wir wollen das schöne Wetter heute ausnutzen und fahren bis zum Campingplatz in Deer Lake, am gleichnamigen See. Am Strand im Dorf ist das Übernachten nicht erlaubt und hier auf dem Platz können wir die Liegestühle zum Einsatz bringen. Allerdings stürzt sich sogleich ein ganzer Mückenschwarm auf uns und hofft auf eine ergiebige Mahlzeit. Da kommt jetzt zum ersten Mal der Mückenspray zum Einsatz, den wir schon am ersten Tag in Halifax gekauft haben. Die Dame an der Reception versichert uns aber, dass gegen 14 Uhr jeweils der Wind vom See her einsetzt und die lästigen Biester vertreibt. Es wird zwar 15 Uhr bis es soweit ist, aber jetzt lässt es sich ungestört an der Sonne dösen. Vor dem Eindunkeln wollen wir uns doch noch etwas bewegen und spazieren dem Strand entlang ins Dorf.

Weiter geht es bis nach La Scie, einem Fischerort mit geschütztem Hafen, das von französischen Fischern geprägt ist, welche als erste hier gelandet sind. Der kleine Campingplatz ist noch kaum belegt, bietet aber eine tolle Aussicht auf das Meer und die Klippen. Eine ganze Reihe von Spazierwegen führt zu verschiedenen Aussichtspunkten.

Auf dem Weg nach La Scie machen wir noch einen Abstecher nach Westport. Unsere App «Iceberg-finder» zeigt nämlich an, dass dort einer der weissen Kolosse vor der Küste treiben soll. Tatsächlich ist ein Eisberg unweit des Strandes im flachen Wasser gestrandet und wird sich im warmen Wetter nach und nach auflösen. Vor der Nordküste Neufundlands treiben zahlreiche Eisberge, von Grönland kommend, vorbei. Zur Zeit sind es gemäss Internet 80. Viele gelangen durch die Meerenge zwischen Neufundland und Labrador in den Golf von St. Lorenz. Einer dieser Eisriesen wurde am 14. Aprll 1912 der Titanic zum Verhängnis. 550 Km südöstlich von Neufundland kollidierte das Schiff mit einem Eisberg.

Am nächsten Morgen ist es vorbei mit wolkenlosem Himmel. Es ist kalt und regnerisch und es soll auch ein paar Tage so bleiben. Trotzdem wollen wir noch ein Stück weiter nach Osten fahren. Heute möchte Elsbeth ihre Fahrkünste unter Beweis stellen um für einen Notfall gewappnet zu sein. In Nordamerika ist die 3.5 Tonnen Limite in unserem Fahrausweis kein Hindernis Wir kehren von La Scie zurück auf den Highway 1 und brausen zügig bis nach Grand Falls-Windsor. Hier besuchen wir das kleine örtliche Museum, Wir erfahren mehr über die 4000 Jahre Besiedelung Neufundlands und das tragische Schicksal der Beothuk. Die Ureinwohner wurden durch die eindringenden Europäer verdrängt und ermordet oder fielen den eingeschleppten Krankheiten zum Opfer. Die Eingeborene Shanawdithit starb 1829, als letzte ihres Volkes, der Beothuk, in St. John’s.

Ein paar Kilometer geht es noch weiter bis auf einen Campingplatz bei Gambo. Hier in der Gegend sind Freistehplätze rar. Häufig sind die Seeufer bebaut, kaum zugänglich oder es herrscht Campingverbot.

Am nächsten Morgen wollen wir den Wassertank noch auffüllen. Allerdings ist der Vorfilter nach nur 10 Litern dermassen durch rostbraune Verunreinigungen verstopft, dass kein Tropfen mehr in den Wassertank gelangt. Vermutlich ist die Leitung nach der langen Winterpause das erste Mal wieder in Gebrauch und müsste zuerst ordentlich durchgespült werden. Wir haben noch über 100 Liter im Tank und brechen die Übung deshalb ab.

Bei Nieselregen geht es auf der Küstenstrasse nach Norden. Leider ist von der reizvollen Schärenlandschaft im Nebel nicht viel zu erkennen. In Newtown machen wir Halt. Im hübschen Fischerort, der auf mehreren Inseln angelegt ist, die durch Brücken miteinander verbunden sind, gibt es das «Barbour Living Heritage Village», ein Museumsdorf. Ein ausgeschilderter 6 Km langer Rundgang durch das Dorf und die Umgebung führt zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Allerdings ist das Wetter dermassen unfreundlich, dass wir es bei ein paar Fotos des 400 Selendorfes belassen.

Unser heutiges Ziel ist Twillingate, ein Fischerdorf mit bunten Häusern am Nordende der South Twillingate Island. Dort gibt es beim Leuchtturm einen ruhigen Übernachtungsplatz.

Während der Fahrt heute haben wir mit Schrecken festgestellt, dass unsere Bordbatterie über die Lichtmaschine nicht mehr geladen wird. Erste Versuche den Fehler unterwegs zu finden sind gescheitert. Auf dem Stellplatz haben wir mehr Ruhe und Zeit. Schliesslich führt das Tauschen der Temperatursensoren von Batterie-Ladegerät (Landstrom) zum Lade-Wandler (Ladung über Lichtmaschine) zum Ziel. Jetzt müssen wir nur beim nächsten Aufenthalt auf einem Campingplatz noch testen, ob die Ladung über den Landstromanschluss funktioniert, oder ob der Temperatursensor defekt ist.

Den Rest des Nachmittages verbringen wir im warmen Wohnmobil, denn das Wetter verschlechtert sich zusehends. Auch von den anderen Campern zeigt sich niemand im Freien. Nur das Nebelhorn vom nahen Leuchtturm ist, neben dem Prasseln des Regens, in regelmässigen Abständen zu hören.
Selbst mit Ohrstöpseln war das Dröhnen des Nebelhornes im Minutentakt nicht zu überhören. Auch die Hoffnung auf besseres Wetter erfüllt sich nicht. Im Gegenteil, der Regen hat zwar aufgehört, aber der Nebel ist noch dichter als gestern. Wir wollen deshalb heute eine grössere Strecke hinter uns bringen und fahren wieder auf den Trans-Canada-Highway. Dann geht es mit 100 Sachen zurück nach Deer Lake. Dort biegen wir ab nach Norden in den Gros Morne Nationalpark bis nach Rocky Harbour. Hier werden wir, bei der Suche nach dem Campingplatz, von einer Kanadaschweizerin im Bündner-Dialekt angesprochen und erhalten eine Wegbeschreibung.
Bei strahlendem Wetter beginnt ein neuer Tag. Wir wollen die Gelegenheit zu einer kurzen Wanderung nutzen. Nur wenige Kilometer nach Rocky Harbour führt ein breiter Spazierweg durch die nordische Moorlandschaft zur Bootsanlegestelle am Western-Brooke-Pond. Dies ist ein bis zu 165 Meter tiefer, schmaler See in einer von Gletschern geformten Schlucht, der von mehreren hundert Meter hohen Felswänden gesäumt ist. Ursprünglich handelte es sich um einen Fjord, der aber durch die Landhebung der Küste vom Meer abgeschnitten wurde.
Wir kehren zurück zum Parkplatz, von wo uns zahlreiche Touristen entgegenkommen, die an der nächsten Bootstour teilnehmen wollen.
Am Cow Head folgt ein weiterer Spaziergang zum kleinen Leuchtturm aus dem Jahr 1909, der bis 1979 in Betrieb war. 2002 wurde er restauriert, steht heute allerdings, für Schiffe unsichtbar im dichten Wald.
Übernachten können wir heute im Arches Rock Provincial Park, wo die Brandung des Meeres mehrere Steinbögen im Fels ausgewaschen hat. Auch hier werden wir wieder von einer Schweizerin angesprochen, die vor 30 Jahren von Thun nach Kanada ausgewandert ist und jetzt mit ihrem Partner durch das Land reist.
Das Wetter spielt weiterhin mit und so fahren wir entlang der wilden Küste zügig weiter bis nach Saint Barbe. Die Fahrt wird nur unterbrochen von einem Halt in Port au Choix. Hier gibt es Ausgrabungsstätten und ein Museum, das 5500 Jahre Besiedlung durch die Ureinwohner dokumentiert. Ausserdem sehen wir heute unseren ersten Elch. Die Elchkuh überquert auf ihren langen Beinen gemächlich die Strasse und verschwindet wieder im Wald.
Jetzt ist es nicht mehr weit bis nach Saint Barbe. Hier wollen wir uns am Hafen betreffend der Fähre nach Labrador informieren. Allerdings ist es im Ticket-Office nicht möglich für nächsten Samstag eine Überfahrt zu reservieren oder ein Ticket zu kaufen. Dies hat entweder telefonisch oder auf einer trägen Webseite zu geschehen. Wir erledigen es über das Internet. So bleiben uns noch ein paar Tage für die Nordspitze Neufundlands.

Auf unserer Karte haben wir aus der App «Iceberg Finder» die Standorte von gesichteten Eisbergen in der Iceberg Alley (Eisberg Allee) markiert. Schon kurz nach der Abfahrt entdecken wir nahe am Strand zwei kleinere Exemplare. Wir packen die Gelegenheit beim Schopf um einige Fotos zu schiessen. Unser eigentliches Ziel ist aber das nördlichste Ende Neufundlands. Hier werden am meisten Sichtungen gemeldet. Allerdings wird das Wetter zusehends schlechter und bald stecken wir in dichtem Nebel. So fällt unsere Eisbergsafari dem schlechten Wetter zum Opfer. Trotzdem fahren wir weiter bis L’Anse aux Meadows. Hier soll im Jahr 1021, unter Führung von Leif Eiriksson, eine Gruppe von Isländischen Wikingern über Grönland gelandet sein und eine Siedlung gegründet haben.

Wir besuchen zuerst ein privat betriebenes Museum mit einem nachgebauten Wikingerdorf. Hier befindet sich auch das Replikat eines Handelsschiffes der Wikinger mit dem Namen «Snorri». Das voll beladene Schiff soll 45 Tonnen wiegen, davon 14 Tonnen Ballaststeine. Mit dem Schiff wurde 1997 die 1500 Meilen lange Reise von Grönland nach Neufundland zurückgelegt. In den verschiedenen Gebäuden geben Statisten in historischen Kleidern Auskunft zu Leben und Arbeit der ersten europäischen Ankömmlinge.

Die Ausgrabungsstätte des Originaldorfes ist nur ein paar hundert Meter entfernt und wird als UNESCO World Heritage Site von «Parks Canada» verwaltet. Auch hier sind Wikingerhäuser nachgebaut und Fundstücke im Visitor Center ausgestellt.

Gemäss einem Mitarbeiter im Visitor Center ist der Grossteil des Landes hier «Crown Land» also Kronland und wird vom Staat verwaltet. Hier kann ohne weiteres wild campiert werden, ohne dass wir damit rechnen müssen weggeschickt zu werden. In ganz Kanada sind 89 % der Fläche Crown Land und nur 11 % in Privatbesitz. Holz-, Schürf- und Wasserrechte werden an Private verpachtet. Wir verbringen daher die Nacht auf einem der zahlreichen Kiesplätze auf denen geschlagenes Holz zu Brennholz zersägt und gespalten wird.

Auch der nächste Tag ist kalt, nass und neblig. Wir fahren deshalb nach St. Anthony, einer grösseren Siedlung, zum Einkaufen, machen in Goose Cove einen kurzen Spaziergang und fahren zum Onion Cove, bevor wir nach L’Anse aux Meadows zurückkehren. Beim Visitor Center gibt es nämlich noch einen etwa 3 Kilometer langen Rundweg durch die subarktische Küstentundra. Heute entdecken wir nur zwei grössere Eisberge, die im Nebel gerade noch zu erkennen sind.

Die Nacht verbringen wir am selben Ort wie Gestern und hoffen, dass wir Morgen mehr Wetterglück haben bevor wir am Samstag Neufundland Richtung Labrador verlassen.

Auf dem Trans-Labrador-Highway nach Québec
8. Juni bis 16. Juni 2024

 

Leider bleibt es auch für die Fahrt von L’Anse aux Meadows neblig und trüb. Zumindest vorerst. In St. Lunaire, wo wir gestern einen grossen Eisberg durch den Nebel gerade noch erkennen konnten, zeigt sich heute ein erstes Mal die Sonne und so können wir den Eiskoloss, der sich in die Bucht verirrt hat, heute nochmals bei besseren Bedingungen fotografieren. Die Eisriesen, die von kalbenden Gletschern in Grönland stammen, sind ein Jahr unterwegs, bis sie die Küsten Neufundlands erreichen, wo sie sich langsam auflösen. Gemäss einer Informationstafel ist der Schnee, aus dem das Eis besteht, vor 15'000 Jahren gefallen und hat sich zu Eis verdichtet. Das absolut reine Süsswasser wird von einer Brauerei zur Herstellung von «Iceberg Beer» verwendet und das schmeckt auch mir als Nicht-Bier-Trinker.

Statt dem Viking Trail, wie bei der Hinfahrt, wählen wir für die Rückfahrt die Strecke über den Grenfell Drive. Heute haben wir, auch was Elche betrifft, viel Glück. Gleich zwei Mal haben wir eine Begegnung mit den eindrucksvollen Tieren. Allerdings reicht die Zeit nicht für ein Foto, denn sofort verschwinden die scheuen Waldbewohner im Dickicht.

Je weiter wir nach Westen fahren, umso besser wird das Wetter und schliesslich können wir in St. Barbe, auf dem gleichen Stellplatz, den wir schon vor ein paar Tagen genutzt haben, einen sonnigen Nachmittag verbringen.

Problemlos verläuft die Fährfahrt am Samstag. Nach etwa 90 Minuten legen wir in Blanc Sablon, das noch zu Quebec gehört, an und müssen erst einmal die Uhr um 1 ½ Stunden zurückstellen. Im kleinen Ort gibt es einen schönen, kostenlosen Stellplatz. Eigentlich ist es eine Mischung aus Picknickplatz mit Feuerstellen und Picknicktischen, Kinderspielplatz mit zahlreichen Schaukeln und Spielgerät, sowie lauschigen Nischen für Wohnmobile und Zelte. Hier können wir bei wolkenlosem Himmel die Sonne geniessen und durch den kleinen Ort mit dem schönen Sandstrand (daher der Name) spazieren.

Eine Erwähnung verdienen noch die kanadischen Autofahrer. Wir haben jetzt schon etwa 4000 Kilometer zurückgelegt und obwohl viele mit grossen SUV und Pickup unterwegs sind zeigen sie sich überaus geduldig und rücksichtsvoll. Da gibt es, auch wenn wir nicht mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind, kein Hupen, Drängeln oder riskante Überholmanöver, sondern die Geschwindigkeit wird angepasst, bis gefahrlos überholt werden kann.

Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir Blanc Sablon und erreichen schon nach wenigen hundert Metern die Grenze zu Labrador. Eine grosse Tafel weist darauf hin, dass das Mitführen von mehr als 9 Litern Bier, 1,14 Litern Wein und 1.14 Litern Spirituosen illegal ist. Da wir dem Alkohol seit unserer Ankunft in Kanada fast gänzlich entsagt haben, sind die Bestimmungen für uns daher nicht relevant.

Wir haben gedacht, dass wir heute recht zeitig unterwegs sind, doch mit der Einreise nach Labrador müssen wir die 90 Minuten, um die wir die Uhren gestern zurückgestellt haben, wieder vorstellen. Was solls, wir haben ja Zeit. Dafür gibt es dann schon bald wieder Mittagessen.

Am Point Amour Lighthouse machen wir einen ersten Halt. Dabei handelt es sich um den mit 33 Metern höchsten Leuchtturm Atlantik-Kanadas. Eine kleine Ausstellung dokumentiert das Leben der Bewohner an der rauen Küste und der Seefahrer in den gefährlichen Gewässern. In der Meerenge zwischen Neufundland und Labrador liegen nämlich zahlreiche Schiffswracks auf dem Meeresgrund. Nahe der Zufahrtsstrasse zum Leuchtturm wurde die 7000 Jahre alte Grabstätte eines 12-jährigen Jungen gefunden. Eine Schautafel informiert über die Fundstätte, die nicht öffentlich zugänglich ist.

Am Nachmittag verschlechtert sich das Wetter und es regnet immer mal wieder. Fast ohne Verkehr geht es auf der, erst vor wenigen Jahren asphaltierten, gut ausgebauten Strasse voran. Endlose Wälder erstrecken sich über die hügelige Landschaft, die von zahlrechen Flüssen durchzogen wird und unzählige Seen und Teiche bilden sich in den Senken.

In Mary’s Harbour, einem kleinen Ort an der Küste, fahren wir von der Hauptstrasse, auf der Suche nach einer Tankstelle. Wir fragen eine Passantin: Tankstelle? Nicht hier im Dorf, nur 50 Kilometer weiter, in Port Hope Simpson, da gibt es dann gleich zwei.

Soweit fahren wir heute aber nicht mehr, sondern übernachten auf einem Rastplatz auf Wood Island im St. Lewis Inlet (Meeresarm).

Am nächsten Morgen ist das Wetter wesentlich besser. Wir nutzen deshalb die Gelegenheit um ein letztes Mal nach Eisbergen Ausschau zu halten. Am anderen Ufer des St. Lewis Inlet zweigt die Strasse nach St. Lewis ab. Nach 30 Kilometern auf Naturstrasse erreichen wir den kleinen Ort, wo wir dann tatsächlich noch drei grosse Eisberge zu Gesicht bekommen.

Jetzt führt die Strasse, weg vom Meer, ins Landesinnere. Nur wenige Autos begegnen uns. Der Tempomat ist auf 80 Km/h eingestellt und so geht es gemütlich durch das endlose Labrador. Mit 294'330 Quadratkilometern ist es etwa so gross wie Italien, hat aber nur 27'200 Einwohner (Stand 2016). Etwa die Hälfte davon lebt in den zwei grössten Städten Labrador City und Happy Valley Goose Bay.

Unsere entspannte Fahrt wird jäh unterbrochen durch einen Schwarzbären, den wir am Strassenrand entdecken. Bis wir abgebremst und etwas zurückgefahren sind, verschwindet er allerdings schon wieder im Wald. Für ein Foto reicht es leider nicht.

In Happy Valley Goose Bay übernachten wir auf einem ruhigen Wanderparkplatz am Churchill River, der hier eine beachtliche Breite erreicht, bevor er sich in den Hamilton Inlet ergiesst. Zuerst müssen wir aber noch durch den Feierabendstau in der etwa 9000 Einwohner zählenden Stadt. Der schöne und ruhige Platz ist von mehreren Campern und Trailern recht gut belegt. Danach müssen wir die Uhren 30 Minuten zurückstellen, wir befinden uns nämlich schon wieder in einer anderen Zeitzone. Zum Glück merken das unsere Smartphones von alleine und so müssen wir nur die Armbanduhren anpassen. Nun sind wir bereit um das schöne Wetter für einen Spaziergang auf einem Plankensteg, der dem Flussufer entlang und durch ein Sumpfgebiet führt, zu nutzen.

Am nächsten Morgen machen wir einen Abstecher nach North West River um das Labrador Interpretation Centre zu besuchen. In dem kleinen Museum gibt es eine schöne Ausstellung zu den verschiedenen Ureinwohnern Labradors und deren Lebensweise. Der Besuch ist kostenlos und die freiwilligen Mitarbeiter stehen für Fragen und Erklärungen bereitwillig zur Verfügung. Die Ausstellung ist absolut zu empfehlen und rechtfertigt den Umweg von 80 Kilometern.

Unser nächstes Ziel ist Churchill Falls. Der Ort ist geprägt vom Kraftwerk, welches das Wasser des riesigen Smallwood Reservoires nutzt. Die Fläche des Stausees beträgt 6286 Quadratkilometer und das Einzugsgebiet des gespeicherten Wassers 69'000 Quadratkilometer. Es wurden 88 Dämme und Deiche mit einer Gesamtlänge von 64 Kilometern errichtet.

Der Ort wirkt steril und eintönig. Im Labrador Interpretation Centre wurde uns gesagt, wer In Churchill Falls lebt arbeitet entweder für oder vom Kraftwerk. Eigentlich wollen wir auf dem Parkplatz des kleinen Shopping-Centers übernachten. Im einzigen Restaurant, wird uns aber ein Platz unten am Churchill River empfohlen. Dank der Wegbeschreibung erreichen wir die Stelle über eine steile Naturstrasse. Hier gibt es einen kleinen Park mit Pavillon und Bänken, sowie eine Einwasserungsstelle für Boote. Eine ganze Reihe von Pickups steht auf dem Parkplatz. Die Besitzer sind am Ufer oder auf Booten am Angeln und geniessen den Feierabend. Nach dem Eindunkeln sind wir dann ganz alleine und verbringen hier eine ruhige Nacht. Wir müssen uns allerdings zuerst einer intensiven Mückenjagd widmen. Die Plagegeister haben uns als Lieferant für die nächste Mahlzeit ausgesucht. Wie üblich erwischen wir nicht alle Plagegeister und auch die kleinen Black Flies (Kriebelmücken) hinterlassen ihre Spuren an uns-

Wenige Kilometer nach Churchill Falls zwängt sich der Chruchill River durch eine enge Schlucht. Ein Fussweg führt entlang der Schlucht bis zu einem Aussichtspunkt mit schönem Blick auf die Churchill Falls. Der Fluss führt im Moment nicht sehr viel Wasser, der Fall ist aber trotzdem beeindruckend. Auf dem Hinweg lernen wir ein Kanadisches Ehepaar kennen und berichten über unsere Reisepläne. Dafür bekommen wir jede Menge Tipps für unsere künftige Route.

Das Wetter ist herrlich und so erreichen wir gut gelaunt die Hauptstadt Labrador City. Diese wurde 1961 gegründet und ist geprägt von der Eisenerzgewinnung. Hier tanken wir voll und kaufen noch mehr Insektenschutz. Im nahen Fermont übernachten wir auf einem kostenlosen Stellplatz.

Wir verlassen jetzt Labrador und erreichen die Provinz Quebec. Daher heisst es auch nicht mehr Trans-Labrador Highway, sondern Route Trans-Quebec-Labrador. Und auch die Uhren werden jetzt eine Stunde zurückgestellt. Die Strasse führt durch ein weitläufiges Tagebaugebiet, wo ganze Hügel abgetragen werden um Erze zu gewinnen. Der Abraum wird zu gewaltigen Halden aufgeschichtet. Einer der riesigen Muldenkipper ist in Fermont ausgestellt. Wir haben den Eindruck, dass hier ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt Raubbau betrieben wird.

Mit der asphaltierten Strasse ist jetzt für etwa 90 Kilometer erst einmal vorbei. Auf einer schlecht in Stand gehaltenen Naturstrasse mit heftigen Querrillen geht es jetzt wesentlich langsamer vorwärts. Immer wieder machen wir in rasantem Tempo daher brausenden Lastwagen, die vermutlich für die Minen fahren, Platz. Für Lastwagen gelten die gleichen Tempolimits wie für Personenwagen. Gefahren wird allerding eher schneller. Wir kreuzen immer wieder die Eisenbahnlinie, die vom Hafen von Port Cartier am Golf von St. Lorenz, bis zu den Minen im Norden führt. Ein enorm langer Güterzug lässt uns an einem Übergang eine ganze Weile warten.

Endlich wieder Asphalt, zumindest für ein paar Kilometer. Wir erreichen jetzt das Reservoir Manicouagan, ein fast kreisrunder Stausee in einem Asteroidenkrater von 75 Kilometern Durchmesser. Dieser entstand vor 214 Millionen Jahren durch den Einschlag eines 5 Kilometer grossen Asteroiden.

Langsam wird es Zeit, sich nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Wir wählen aus der App «IOverlander» einen Stellplatz etwas abseits der Strasse. Der Ort ist wirklich schön gelegen und es stehen auch schon einige Trailer dort. Es stellt sich dann aber heraus, dass es sich um Angehörige der First Nation handelt und dass das Gebiet zu einem Reservat gehört. Wir werden höflich auf diesen Umstand aufmerksam gemacht und kehren deshalb zurück zur Hauptstrasse um uns einen anderen Platz zu suchen. Wir werden in «IOverlander» einen entsprechenden Kommentar verfassen, dass dieser Stellplatz, aus Respekt vor den Ureinwohnern, in Zukunft gemieden wird.

Es liegen jetzt nochmals 80 Kilometer schlechte Naturstrasse vor uns bis zum Wasserkraftwerk Manic-5, welches das aufgestaute Wasser des Manicouagan Stausees nutzt. Hier finden wir schliesslich auf einem grossen Kiesplatz nahe der Staumauer einen Schlafplatz.

Bevor wir unsere Fahrt am nächsten Morgen fortsetzen, statten wir dem Museum des Kraftwerkes einen Besuch ab. Dort erfahren wir, dass die, Anfang der 1960er Jahre begonnene und 1970 – 1972 in Betrieb genommene, Anlage 2660 Megawatt Strom produziert und damit 532'000 Haushalte mit Energie versorgt.

Schon seit wir Labrador bei Fermont verlassen haben, hat der Verkehr, insbesondere von Lastwagen, stark zugenommen. Zudem gehören hohe Stromleitungen entlang der Strasse zum Landschaftsbild. Somit lässt auch das Gefühl von Einsamkeit und Unberührtheit, welches die ersten Tage in Labrador noch geprägt hat, nach.

In der hügeligen Landschaft geht es auf einer gut ausgebauten Strasse jetzt in stetem Auf und Ab Baie-Comeau am St. Lorenz Strom entgegen. Dort richten wir uns auf dem grossen Parkplatz beim Sportzentrum für die Nacht ein. Hier beginnt auch ein ausgedehntes, mit Spazierwegen durchzogenes Waldgebiet, welches von Spaziergängern, Hundehaltern und Biker genutzt wird. Auch wir unternehmen einen ausgedehnten Spaziergang hinunter an den Fluss, der dann, wenige Kilometer von hier, in den Golf von St. Lorenz und den Nordatlantik mündet.

Auf der Küstenstrasse geht es jetzt zügig entlang dem St. Lorenzstrom Québec entgegen. Beim Saguenay Fjord nehmen wir dann aber nicht den direkten Weg mit der Fähre über den schmalen und etwa 100 Kilometer langen Fjord, sondern folgen diesem bis ans Ende zum Städtchen Saguenay. Unterwegs machen wir Halt im Parc National du Saguana, fahren an die Mündung des Rivière Sainte Marguerite und machen einen Spaziergang zur Anlegestelle des Ausflugsbootes Beluga, das auf dem Fjord verkehrt. In der Bucht Sainte Marguerite können während den Sommermonaten Belugawale beobachtet werden, die im Mündungsgebiet des Flusses nach Fischen jagen. Lange Zeit waren die kleinen Wale hier im Fjord Opfer intensiver Jagd.

In Saguenay richten wir uns auf einem grossen Parkplatz am Rande des Zentrums für die Nacht ein. Nach unserer Rückkehr von einem kurzen Stadtspaziergang werden wir allerdings von einem Club in der Nähe mit intensiven Bässen beschallt. Wir verlegen unseren Schlafplatz daher auf den Parkplatz an der Uferpromenade. Trotzdem brauchen wir unsere Ohrstöpsel, denn bis morgens um vier dauert die Party und hält vermutlich die ganze Innenstadt wach.

Am folgenden Nachmittag erreichen wir den Camping de la Joie am Rande von Québec, wo wir für die nächsten drei Nächte einen Stellplatz reserviert haben. Der Platz liegt in einem Waldstück, wo sich auch heisse Sommertage, im Schatten der Bäume, gut ertragen lassen.

Für den nächsten Tag reservieren wir schon den Shuttle ins Zentrum. So erreichen wir das Zentrum der Hauptstadt und Namensgeberin der Provinz. Québec gilt als eine der schönsten Städte auf dem Kontinent und besitzt als einzige Metropole nördlich von Mexico über eine noch vollständig erhaltene Stadtmauer. Québec ist das Zentrum der französischen Kultur in Nordamerika und hat eine über 400 jährige Geschichte.

Das Vieux-Québec besteht aus der Oberstadt, der Haute-Ville, und der Unterstadt, der Basse-Ville, deren historische Steinhäuser sich auf einem schmalen Uferstreifen zusammendrängen. Wir werden von unserem Fahrer beim Château Frontenac abgeladen. Was wie ein veritables Schloss aussieht ist in Tat und Wahrheit ein Luxushotel. Das Gebäude wurde von 1892 bis 1893 als Eisenbahnhotel für die Canadian Pacific Railway erbaut und wird heute durch die Hotelkette Fairmont Hotels and Resorts betrieben und umfasst 610 Gästezimmer.

Von der Dufferin-Terrasse, hoch über dem St. Lorenzstrom geniessen wir die Aussicht auf den breiten Fluss und die historische Unterstadt. Hier werden wir von Mitarbeitern von «Parks Canada» auf ein Museum angesprochen, das sich unter der Terrasse befindet. Denn dort, wo heute die Touristen promenieren, befand sich ursprünglich der Gouverneurspalast Château St. Louis, der am 23. Juni 1834 bei einem Brand vollständig zerstört wurde. Die alten Mauern wurden von 2005 – 2007 wieder freigelegt und können unter der Terrasse besichtig werden.

Weiter geht es hinauf zur Zitadelle. Das Fort wird heute noch vom Königlichen 22. Regiment als Kaserne genutzt und kann deshalb nur im Rahmen einer Führung besucht werden. Auf dem Areal befindet sich auch der Nebensitz des Generalgouverneurs von Kanada. Die Festung wurde zwischen 1820 und 1832 nach dem Britisch-Amerikanischen Krieg erbaut um die US-Amerikaner am Überqueren des St. Lorenzstromes zu hindern und Kanada zu erreichen. Das Fort wurde allerdings nie angegriffen. Während der Führung erfahren wir viel über die Einsätze des 22. Regimentes vom 1. Weltkrieg bis zum Krieg von Afghanistan. Punkt 12 Uhr wird auch hier, wie in Halifax, eine Kanone abgefeuert. Hier ist es aber ein modernes Geschütz mit bedeutend lauterem Knall, als die historische Kanone in Halifax.

Nächste Station ist das Parlamentsgebäude mit der schönen Fassade. Auf dem Kreisel davor steht ein Brunnen, welcher einem Brunnen der Partnerstadt Bordeaux nachempfunden ist.

Den Rest des Nachmittags spazieren wir durch die Strassen der Oberstadt mit dem französischen Flair und gehen hinunter in die Unterstadt. Hier drängen sich noch mehr Touristen in den engen Gassen, als in der Haute-Ville.

Für 18.30 Uhr haben wir den Shuttle zurück zum Campingplatz gebucht, wo wir den Abend unter den kühlen Bäumen verbringen.

Am nächsten Tag ist es so richtig heiss, weit über 30° und so sind wir froh, dass wir einen Ruhetag eingeplant haben und einfach mal nichts tun.

Von Québec zu den Niagara-Fällen und an die Grossen Seen

19. Juni – 28. Juni 2024
 

Unser nächstes Ziel sind die Niagara-Fälle. Um dem grossen Besucheransturm am Wochenende auszuweichen, planen wir am Freitag dort anzukommen. Es ist jetzt Mittwoch und so haben wir drei Tage für die Strecke von knapp 900 Km. Trotzdem fahren wir nicht auf dem Highway, sondern nehmen die Küstenstrasse, die näher am St. Lorenzstrom vorbeiführt. So können wir mit unserer üblichen Reisegeschwindigkeit von 70 – 80 Km/h den Ausblick auf den mächtigen Strom, auf dem auch grosse Frachtschiffe verkehren, geniessen. Die hübschen Dörfer mit den gepflegten Häusern auf riesigen Grundstücken sind durchaus sehenswert.

Kurz vor Montreal wechseln wir dann auf den Highway in der Hoffnung auf eine problemlose Durchquerung der Stadt. Allerdings ist dort, trotz drei- und vierspurigen Autobahnen das Verkehrschaos perfekt. Hier ist nichts mehr zu spüren von der gemütlichen Fahrweise der Kanadier, wie wir sie in Neuschottland und Neufundland kennengelernt haben. Da wird gedrängelt und unentwegt und abrupt die Spur gewechselt. Da ist keine Lücke zu klein um sich noch in die Kolonne auf der Fahrspur nebenan einzureihen. Wenn sich der Stau dann zwischendurch auflöst, sind wir mit den maximal erlaubten 100 Km/h in der Regel die langsamsten und werden selbst von den Lastwagen überholt.

So sind wir froh, Montreal hinter uns lassen zu können und wechseln wieder auf die Landstrasse entlang dem Fluss. Bei Cornwall finden wir im weitläufigen Guindon Park einen ruhigen Übernachtungsplatz, wo uns nur Waschbären und Glühwürmchen Gesellschaft leisten.

Gut ausgeruht geht es weiter dem Fluss entlang. In Prescott machen wir Halt, um das Fort Wellington zu besichtigen. Es ist erst 10 Uhr und schon über 25°, das wird wieder ein sehr heisser Tag. Das Fort ist eine originalgetreue Nachbildung. Der Bau des Originales wurde 1813 begonnen, kurz nachdem die neu gegründeten Vereinigten Staaten dem noch Britischen Kanada den Krieg erklärt hatten. Zwei Wochen bevor der Krieg beendet wurde, war auch das Fort fertiggestellt. 1833 wurde Fort Wellington aufgegeben.

Im Visitorcenter ist ein altes Kanonenboot ausgestellt, das aus dem St. Lorenzstrom geborgen wurde und hinter den Erdwällen und Palisaden des Forts sind die Offiziers- und Mannschaftsunterkünfte rekonstruiert.

Durch den Thousand Islands Nationalpark fahren wir weiter. Auf den meisten der unzähligen kleinen und sehr kleinen Inseln, stehen Ferienhäuser. Einige der Inseln sind so klein, dass das Gebäude fast die ganze Landfläche beansprucht.

Schon seit dem Tag unserer Ankunft in Quebec hören wir immer wieder ein quietschendes Geräusch, das scheinbar von den Vorderrädern kommt. Wir entschliessen uns daher eine Mercedes Garage aufzusuchen um das Problem abklären zu lassen. Bei unserem ersten Versuch in Kingston wurde uns allerdings mitgeteilt, dass Mercedes weltweit einen Systemausfall habe und sie uns deshalb im Moment nicht helfen können. Wenigstens hört sich die Mitarbeiterin die Tonaufnahme, die wir gemacht haben an, und meint, dass es von den Bremsen kommen könnte. Das war auch schon unsere Vermutung.

Wir fahren unverrichteter Dinge weiter und wollen es am nächsten Tag in Toronto versuchen. Hier gibt es gleich mehrere Mercedes Vertretungen. Allerdings wurde uns auch hier durch die Dame am Empfang mitgeteilt, dass durch einen Hackerangriff das gesamte Computersystem lahmgelegt ist. Wir könnten für Montag einen Termin vereinbaren, müssten das Auto dann aber eine Woche dort lassen. Das kommt für uns allerdings nicht in Frage.

Auf dem Parkplatz kommen wir mit einem Mechaniker, der unser eher ungewöhnliche Fahrzeug begutachtet, ins Gespräch und schildern ihm unser Problem. Er telefoniert kurzerhand mit seinem Schwiegervater, der ebenfalls in einer Autogarage arbeitet. Wir können gleich vorbeikommen und unser Auto zeigen. Die Firma GTEK ist nur wenige Kilometer entfernt ebenfalls mitten in Toronto. Die Garage ist spezialisiert auf Porsche, Mercedes-Benz, Audi Sport und BMW. Trotzdem hat der Chef Robert Carroll seinen Spass bei einer Probefahrt mit unserem Brummsli. Besonders die Handschaltung hat es ihm angetan. Wie so oft bleibt der Vorführeffekt aus und das störende Geräusch ist nicht zu hören. Zum Glück haben wir ja unsere Audioaufnahme. Auch hier tippen die Mechaniker auf die Bremsen. Möglicherweise ein Stein der sich zwischen Bremsbelägen und Bremsscheibe verfangen hat.

Wir machen einen Spaziergang, während die Räder abmontiert und die Bremsen kontrolliert werden. Da wir alle 10'000 Kilometer die Räder im Gegenuhrzeiger rotieren und den Ersatzreifen einsetzen, lassen wir das auch gleich erledigen. Das ist wesentlich einfacher als wenn ich es selber mit dem Wagenheber machen muss.

Schliesslich ist alles erledigt. Ein Stein wurde zwar nicht gefunden, trotzdem Hoffen wir, dass das Problem nicht mehr auftritt.

Robert empfiehlt uns noch das Städtchen Niagara-on-the-Lake zu besuchen. Niagara Falls selber sei wenig sehenswert, da es zu einer Kopie von Las Vegas verkommen ist. Um die Wasserfälle zu sehen, genügt ein Stopp von wenigen Stunden.

Wir nehmen den Rat zu Herzen und kämpfen uns erst einmal durch den stockenden Feierabendverkehr der sich über endlose Kilometer hinzieht. Erst als wir vom Highway abfahren wird es wieder gemütlicher. Ganz unverhofft sind wir auf der Ontario Weinstrasse und fahren an pompösen Weingütern vorbei. Schliesslich erreichen wir Niagara-on-the-Lake und finden beim Sportplatz einen schönen Übernachtungsplatz. Der Ort gehört zu den schönsten Städtchen Ontarios und liegt am Ontario See und Niagara River. Wir machen einen Spaziergang ins Zentrum, wo viele Touristen flanieren. Es scheint alles herausgeputzt und sauber. Überall blühen Blumen und in den Strassen sind Pferdekutschen unterwegs. Von der Uferpromenade aus ist das Alte Fort Niagara auf der anderen Seites des Niagara River zu sehen. Es liegt bereits in den USA und stellte für die Stadt, die kurzzeitig Hauptstadt von Oberkanada war eine Bedrohung dar. Während des Krieges von 1812 wurde Niagara-on-the-Lake von den US-Amerikanischen Truppen eingenommen und zerstört.

Auf der Kanadischen Seite des Flusses, nur wenige Hundert Meter von unserem Schlafplatz entfernt wurde deshalb vom Britischen Kanada das Fort George errichtet. Dieses besichtigen wir am nächsten Morgen bevor wir zu den Niagara Fällen fahren. Dieses Wochenende findet eine Veranstaltung zum 1. Weltkrieg statt. Es wird deshalb in alten Uniformen exerziert, Schiessdemonstrationen mit einem Vorderlader durchgeführt oder ein Sanitätsposten betrieben. Dort weht zu unserem Erstaunen auch eine Schweizer Fahne. Wie wir hier erfahren hat das Schweizerische Rote Kreuz verwundete Kriegsgefangene in die Schweiz gebracht und gepflegt. Wer nach der Genesung wieder Kriegstauglich war, durfte das Land nicht verlassen und musste bis Kriegsende in der Schweiz bleiben. Viele dieser Männer sollen währen dieser Zeit eine Ausbildung erhalten haben.

Bis zu den Niagara Fällen ist es nicht weit. Die Strecke führt entlang dem Niagara Fluss, vorbei an herrlichen Villen mit riesigen Gärten. In der Stadt Niagara Falls herrscht hingegen das totale Chaos. Wieder einmal stockt der Verkehr und geht nur langsam voran. Wir fahren deshalb direkt zum grossen Parkplatz, der den Fällen am nächsten liegt, obwohl es die Parkgebühr von 25 CAD in sich hat. Dafür könnte man bis morgens um 3 bleiben und sich im Funpark vergnügen. Dort geht es zu wie auf einem Jahrmarkt, zusätzlich kann man sein Geld auch noch in Kasinos loswerden.

Wir gehen hinunter zum Fluss, um die tosenden Wasserfälle zu bestaunen. Auf der Promenade befinden sich riesige Menschenmassen. Unten auf dem Fluss werden Bootsfahrten an den Fuss der Fälle angeboten. Auf der kanadischen Seite erhalten die Passagiere rote Schutzkleidung gegen die Gischt, auf der amerikanischen blaue.

Nach etwa zwei Stunden sind wir zurück beim Parkplatz und froh dem Trubel wieder entronnen zu sein. Wir fahren zum Long Point Provincial Park, der auf einer schmalen Landzunge in Erie-See liegt. Allerdings ist auch hier alles voll. Der Campingplatz ist ausgebucht und andere Stellplätze gibt es hier nicht. Schade, denn das Naturreservat bietet lange Sandstrände am See.

Wir müssen ein paar Kilometer fahren, bis wir auf einem Picknickplatz dann doch noch einen Schlafplatz finden. Der liegt zwar nicht mehr Wasser, sondern an einer wenig befahrenen Strasse.

Während der Nacht gibt es einen Wetterumschwung. Es ist vorbei mit der Hitze und es wird angenehm kühl. Dafür weht ein stürmischer Wind.

Weiter geht es am nächsten Tag bis zum Inverhuron Park. Hier macht sich das Ende des Wochenendes bemerkbar, denn der Campingplatz im Provinzpark bietet noch genügend Platz und liegt unmittelbar am Huron-See. Dieser ist vom heftigen Wind aufgewühlt und die Wellen tragen Schaumkronen. Das Wetter hat sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt. Es zeigt sich der blaue Himmel und so geniessen wir einen Spaziergang entlang dem riesigen See der, wie ein Meer, bis an den Horizont reicht, ohne dass das gegenüber liegende Ufer zu erkennen ist.

Für heute Montag haben wir gestern Abend noch die Fähre von Tobermory, ganz im Norden der Bruce Halbinsel, nach South Baymouth auf der Manitoulin Insel gebucht. Manitoulin ist die grösste, in einem Binnengewässer gelegene, Insel der Erde. Rund die Hälfte der 15’000 Inselbewohner sind Angehörige der Ureinwohner und leben in zwei Reservaten.

Da nur noch auf der Fähre um 17.45 Uhr Plätze verfügbar sind, haben wir den ganzen Tag Zeit für die etwa 100 Kilometer vom Inverhuron Park nach Tobermory. Wir spazieren deshalb noch auf dem etwa 6 Kilometer langen Chain Trail durch den Inverhuron Park. Bei strahlend blauem Himmel leuchtet das Wasser türkisblau und man könnte meinen, wir würden uns in der Karibik befinden. Da fehlt nur der weisse Sandstrand anstelle der groben Kiesel.

Danach fahren wir, abseits der Hauptstrasse, der Küste entlang. Hier müssen wir allerdings feststellen, dass nur an weinigen Stellen freier Zugang zum Strand möglich ist. Die meisten Grundstücke sind in Privatbesitz und mit Ferien- und Wochenendhäusern bebaut.

Kurz vor Tobermory machen wir einen Abstecher in den Bruce Peninsula Nationalpark. Vom Parkplatz führt ein Spazierweg an den wunderschönen Kieselstrand. Leider bleibt uns keine Zeit für den Küstenwanderweg, denn es ist schon bald 16 Uhr und wir müssen zum Fährhafen. Hier wird unser Wohnmobil nochmals nachgemessen. Unsere Angabe von 20 Fuss in der Onlinebuchung stimmen mit der Messung überein und wir können uns auf dem Parkplatz in eine der Kolonnen einreihen. Die Fähre «Chi-Cheemaun», was in der Sprache der Ojibwe «grosses Kanu» bedeutet, bringt uns in 1 ¾ Stunden nach Baymouth.

Die Ausmasse der fünf Grossen Seen Nordamerikas sind gewaltig. Es handelt sich dabei, mit 246'000 Quadratkilometern, um das flächenmässig grösste Süsswassersystem der Erde. Nur der Baikalsee, der zwar kleiner, dafür aber wesentlich tiefer ist, speichert mehr Wasser.

Es ist jetzt schon halb acht und so stellen wir unser Wohnmobil auf einem Kiesplatz am Hafen ab. Für die Übernachtung zahlen wir im nahen Wigwam Souvenirshop 20 Dollar und verbringen dafür eine ruhige, ungestörte Nacht.

Gestern noch das schönste Wetter und heute Regnet es wieder. Was solls, wir müssen jetzt ohnehin etwas vorwärts machen. Wir haben bis jetzt zwar schon fast 9000 Kilometer zurückgelegt, sind aber immer noch weit im Osten Kanadas. Deshalb wollen wir die nächsten Tage etwas längere Etappen fahren.

Zuerst müssen wir aber den Diesel wieder auffüllen. Ich hatte gehofft, dass wir hier auf der Manitoulin Insel günstiger tanken können. Normalerweise kostet der Liter um 1.75 CAD, das entspricht bei einem Kurs von 0.67 etwa 1.18 Franken. In einem Reservat der Mowhawk, kurz vor Toronto, haben wir nur 1.45 CAD bezahlt, das ist weniger als ein Franken. Den Ureinwohnern steht es nämlich frei, ob sie die Steuer verrechnen wollen. Hier auf der Insel ist der Treibstoff, obwohl es etliche Reservate gibt, recht teuer. Wir zahlen 1.98 pro Liter. Geiz zahlt sich nicht immer aus.

Eigentlich hatten wir geplant, durch das Landesinnere, über Elliot Lake und die unbefestigte Kindiogami Road ans Nordufer des Lake Superior zu gelangen. Die Route haben wir von der Webseite «jupi.bvision.ch», der wir folgen. Gemäss Beschreibung dort ist die Kindiogami Road in schlechtem Zustand. Um schneller voranzukommen, entschliessen wir uns jetzt, den Highway 17 zu nutzen, der auf etwa 700 Kilometern, dem Seeufer folgt bis nach Thunder Bay. Ausserdem wurden wir auf dem Übernachtungsplatz bei Elliot Lake wieder einmal fast von Mücken und Black Flies aufgefressen. Am Oberen See (Lake Superior) erwarten wir eher Wind und weniger von den Plagegeistern. Ausserdem gibt es am Seeufer viele Übernachtungsmöglichkeiten. Das erzählte uns jedenfalls auf dem Schlafplatz in Trenton, kurz vor Toronto, ein Kanadier mit grossem Pickup, der unser Fahrzeug bewunderte. Er schwärmte von der Gegend, wo er jeweils zur Jagd hinfährt.

Die Landschaft ist tatsächlich sehr schön. Die bewaldeten Hügel auf der rechten und den endlos scheinenden See auf der linken Seite geht es zügig voran. Felsenküsten und Sandstrände wechseln sich ab und zahlreiche Picknick-Plätze, Aussichtpunkte und Strandzufahrten bieten Gelegenheit für eine Pause. Wir machen eine längere Rast in Sault Ste Marie. Die Stadt bietet allerdings nicht viel Sehenswertes. Sie liegt am St. Marys River, der Verbindung zwischen Oberem See und Huron See. Der Ort wurde bereits im 17. Jahrhundert von französischen Jesuiten auf der Südseite des Flusses, dem heutigen amerikanischen Bundesstaat Michigan, gegründet und dehnte sich später auf beide Flussufer aus. Im Amerikanisch-Britischen Krieg wurde die Stadt zweigeteilt.

Heute geht es weiter bis Wawa, Der Ort liegt nicht unmittelbar am Lake Superior, hat aber seinen eigenen Wawa Lake, an dessen Ufer wir einen ruhigen Platz am Stadtrand finden.

Immer wieder sind uns Verkehrssignale am Strassenrand aufgefallen, die vor Kutschen warnen. Tatsächlich kommen uns auch zwei Mal solche Gefährte entgegen. Der altertümlichen Kleidung nach zu urteilen, sind es vermutlich Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Amischen. Diese haben ihre Wurzeln in der Täuferbewegung Mitteleuropas, vor allem der Schweiz und Süddeutschlands. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen ihres Begründers Jakob Ammann (1644 – 1730) ab, der aus dem Simmental stammte. Die Amischen leben auch heute noch ganz traditionell und verzichten auf alles moderne Teufelszeug.¨

Weiter geht es durch endlose Wälder mit unzähligen Seen und Flüssen. Dabei laufen uns wieder einmal Elche über den Weg. Eines der Tiere ist ein Männchen mit den breiten Geweihschaufeln. Für ein Foto reicht es leider wieder nicht.

Auch das Wetter hat sich jetzt geändert. Schon die letzten Tage war es zum Glück wieder kühler, aber immer noch sonnig. Heute Freitag fahren wir den ganzen Tag im Dauerregen bis nach Fort Frances, an der US-Grenze und lassen die grossen Seen definitiv hinter uns.

Go west, Manitoba und Saskatchewan

29. Juni bis 5. Juli 2024
 

Wir haben die Laurentinische Wasserscheide passiert. Sie trennt die Flusssysteme, die nach Norden zum Arktischen Ozean und der Hudson Bay fliessen, von denen, die nach den Süden zum Atlantik, der Karibik und dem Golf von Mexico strömen. Auch die Zeitzone haben wir gewechselt und die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Die Differenz zur Schweiz beträgt jetzt 7 Stunden.

In Sioux Narrows, wo die First Nation sich auf den Angeltourismus spezialisiert haben, machen wir Halt und durchstöbern die Souvenirshops, wo neben vielem anderem, schöne Decken mit Motiven der Ureinwohner und Mokassins angeboten werden. Selbstverständlich gibt es auch eine Abteilung mit allem, was das Anglerherz begehrt.

Vor Kenora, wo wir einen weiteren Halt einlegen, stossen wir wieder auf den Highway 17 dem wir nach Westen folgen. Die Hügel lassen wir jetzt hinter uns und auch die Seen und Tümpel werden seltener. Etwas abseits des Highways finden wir schliesslich einen ruhigen Übernachtungsplatz mit wenig Mücken und ohne Black Flies. Inzwischen scheint auch wieder die Sonne, so dass wir den Nachmittag entspannt draussen verbringen können. Obwohl das lichte Waldgebiet mit sandigem Untergrund von zahlreichen Tracks durchzogen ist, die von Quad-Fahrern genutzt werden, sind wir weitgehend ungestört.

Weiter geht es nach Steinbach. Dort besuchen wir das Mennonite Heritage Village, ein rekonstruiertes Mennonitendorf. Die Häuser aus der Region wurden hier wieder aufgebaut und stammen aus verschiedenen Epochen. Sie dokumentieren die Lebensweise der Mitglieder der Mennonitengemeinde. Deren Ursprung geht zurück auf die Täuferbewegung in der Reformationszeit. Verfolgung und rechtliche Beschränkungen führten zur Auswanderung aus Mitteleuropa nach Osteuropa, sowie Nord- und Südamerika. Auch das Städtchen Steinbach wurde 1874 von Mennoniten gegründet. Es handelte sich hauptsächlich um deutschsprachige Auswanderer aus Südrussland, der heutigen Ukraine. Im 20. Jahrhundert, nach der russischen Revolution, erfolgte nochmals eine weitere Einwanderungswelle aus Russland.

Auch eine ganze Reihe von historischen Kutschen, Automobilen, Lastwagen und Landwirtschaftsmaschinen sind ausgestellt. In der grossen Windmühle wird heute noch Getreide gemahlen. Das Mehl wird im Souvenirladen verkauft oder zum Backen von Brot im museumseigenen Restaurant verwendet. Überhaupt findet heute weniger das Museum anklang, als das Sonntagsbuffet im Restaurant. Hier werden Spezialitäten aus der alten Heimat wie Borschtsch, Pirogen gefüllt mit Cottage Cheese und Bauernwürste angeboten. Das Restaurant ist dermassen voll, dass wir uns im Wohnmobil mit einem Activia Joghurt mit etwas Knuspermüesli begnügen.

Die ganze Region ist geprägt von der Landwirtschaft. Im Industriegebiet von Steinbach bieten verschiedene Unternehmen ihre Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen an. Vorbei an grossen Raps-, Mais- und Getreidefeldern geht es bis zu unserem Tagesziel Winkler. Die Strassen verlaufen meist parallel zueinander von Osten nach Westen oder Norden nach Süden. Auf unserer heutigen Route geraten wir immer wieder auf weniger wichtige Nebenstrassen. Diese sind nicht asphaltiert und weisen tiefe Schlaglöcher und Querrillen auf. Schliesslich erreichen wir aber doch unser Ziel. Im Industriegebiet bietet die Firma Icon Direct, die Kunststoffteile für Wohnmobile herstellt, kostenlose Stellplätze mit Strom, Wasser und Entsorgung an. Hier wollen wir zwei Nächte bleiben, denn wieder einmal ist Zeit für einen Waschtag und im Städtchen gibt es einen kleinen Waschsalon, den wir nutzen wollen. Dieser ist heute Sonntag allerdings geschlossen, so dass wir uns die Zeit mit einem Spaziergang im nahen Naturschutzgebiet vertreiben.

Während der Nacht entladen sich heftige Gewitter mit sintflutartigen Regenschauern. Der Entwässerungskanal, der neben dem Stellplatz vorbeifliesst steigt beängstigend an und auf den versiegelten Arealen im Industriegebiet sammelt sich das Wasser in jeder Senke.

Am nächsten Morgen fahren wir in die Stadt zum Waschsalon. Die Maschinen lassen sich nur mit Bargeld in Form von 1 und ¼ Dollarmünzen füttern. Davon haben wir natürlich nicht genug. Die gegenüberliegende Bank hat allerdings wegen einem Feiertag geschlossen. Darum wollen wir das Einkaufen vorziehen und brausen zum «Real Canadian Superstore» am Stadtrand. Dort können wir am Informationsschalter auch problemlos für 20 Dollar Kleingeld wechseln. Gleichzeitig erfahren wir, dass die Bank wegen dem kanadischen Nationalfeiertag geschlossen bleibt. Deshalb war es heute Morgen auch so still bei «Icon Direct». Wir packen also unseren Einkaufswagen voll und kehren zurück zum Waschsalon. Da geht es ganz fix, denn im Gegensatz zu den Waschmöglichkeiten auf Campingplätzen sind hier genügend Maschinen vorhanden um gleich zwei oder drei gleichzeitig laufen zu lassen. Schnell noch die Kissen- und Bettbezüge, sowie Leintücher entfernen und dann kann Elsbeth wirken, während ich die Betten neu beziehe.

So sind wir kurz nach Mittag mit allem durch und fahren zurück zum Stellplatz. Das Wetter hält sich ordentlich, obwohl für den Abend nochmals heftige Gewitter prognostiziert werden. Aber für einen Spaziergang reicht es allemal. Dabei stossen wir bei einer Autogarage auf einen ganzen Wagenpark von alten Pickups und Lastwagen. Es ist wirklich schade, wie die Fahrzeuge im Freien, Wind und Wetter ausgesetzt, vor sich hin rosten und verrotten.

Tatsächlich beginnt es am Abend nochmals intensiv zu schütten und unser Kanal nebenan scheint nächstens zu überlaufen, auch die Lastwagen an der Laderampe von «Icon Direct» stehen bis zur Radnabe im Wasser. Schliesslich lässt der Regen dann aber doch nach ohne dass wir uns ein trockeneres Plätzchen suchen müssen.

Am nächsten Morgen scheint dann wieder die Sonne, so dass wir uns gelassen auf die nächste Etappe vorbereiten können. Wir füllen den Wassertank, filtrieren allerdings das Wasser sicherheitshalber, da wir nicht wissen, ob wegen dem starken Regen allenfalls das Trinkwasser verschmutzt wurde.

Dann geht es, meist mit gemütlichen 80 Km/h, obwohl 100 erlaubt wären, nach Westen. Immer nahe entlang der US-Grenze. Für die vor uns liegenden langen, geraden Strecken wurde der Tempomat erfunden. Also wird die Geschwindigkeit fixiert, zurückgelehnt und eine bequeme Sitzposition eingenommen. So geht es bei schöner Musik entspannt vorwärts. Es gibt nur wenig Verkehr, nur gelegentlich überholt uns ein anderes Fahrzeug. So geht es vorbei an grossen Feldern mit Raps, der hier erst zu blühen beginnt, Mais oder Getreide. Da fragt man sich, wer denn diese Unmengen an Feldfrüchten essen soll. Denn die Anbaugebiete erstecken sich über hunderte von Kilometern. Gelegentlich stehen in den Äckern auch noch Ölförderpumpen. Das ist natürlich ideal, wenn man als Farmer gleich noch seine eigenen Ölquellen hat.

Bevor wir Manitoba verlassen tanken wir noch einmal voll. Denn in dieser Provinz ist der Treibstoff generell recht günstig. Diesel ist zwar mit etwa 1.55 CAD teurer als Benzin für 1.35 CAD. Das ist aber, auch bei im Moment leicht steigendem Währungskurs, nur wenig über einem Franken. Tatsächlich sind die Preise dann in Saskatchewan etwa 20 Cent höher. Übrigens haben wir für Adblue, den Harnstoffzusatz, für Euro 6 Dieselfahrzeuge, bis jetzt noch keine Zapfsäule gesehen. Wir haben den Zusatz, der her DEF (Diesel Exhaust Fluid), bzw. FED (Fluide d’échappement diesel) heisst, immer in Kanistern zu etwa 9.6 Litern gekauft. Und zwar immer gleich zwei aufs Mal. Das ist zwar etwas umständlich, da unser Platz ja nicht unbeschränkt ist, dafür laufen wir nicht Gefahr, dass uns der Stoff ausgeht und der Motor auf Notbetrieb umstellt. Ein Kanister reicht uns für 3 – 4 Tausend Kilometer.

Beim Grenzübertritt nach Saskatchewan müssen wir die Uhr wieder eine Stunde zurückstellen und haben jetzt 8 Stunden Differenz zur Schweiz. In Weyburn, nach etwa 500 Kilometern, haben wir für heute genug. Beim Sportplatz im Jubilee Park gibt es einen grossen, ruhigen Parkplatz, wo wir die Nacht verbringen werden.

Heute ist wieder einmal Mittwoch, unser Gemüse-Fastentag. Da gibt es nur ein Rüebli und einen Kaffee zum Frühstück und dann geht es weiter auf dem Red Coat Trail, wie der Highway 13 auch genannt wird. Die Bezeichnung der 1300 Kilometer langen Route kommt daher, dass diese Strecke 1874 von der North-West-Mounted Police, bei ihrem March von Fort Duffrin nach Westen bis Fort Whoop-Up, genutzt wurde. Ähnliches gilt für den Boundary Commission Trail, den wir ab Winkler befahren haben. Bevor wir Weyburn verlassen, füllen wir aber noch den Dieseltank, obwohl dieser noch zu 70% gefüllt ist. Da Diesel nicht an jeder Tankstelle erhältlich ist, handhaben wir das immer so, um zu vermeiden, dass uns der Sprit ausgeht.

In Ogema machen wir einen kurzen Halt, denn am Strassenrand weist ein Schild auf touristische Eisenbahnfahrten hin. Im Dorf gibt es einen alten Bahnhof, der von einer jungen Asiatin «gehütet» wird. Von ihr erfahren wir, dass die Southern Prairie Railway nur am Wochenende fährt. Sie öffnet uns aber den Schuppen beim Bahnhof, wo einige Antiquitäten im Zusammenhang mit der Eisenbahn aufbewahrt werden. Wir sehen uns ein wenig um und verabschieden uns dann. Die junge Dame wird sich wohl kaum überarbeiten, denn es scheint nicht, dass sich viele Touristen in den kleinen Ort im Nirgendwo verirren, wenn der Zug nicht fährt.

Langsam lassen wir die weiten Ebenen hinter uns. Die Landschaft ist jetzt geprägt von sanften Hügeln und es lässt sich erahnen, wie hier vor 200 Jahren riesige Bisonherden durch die Prärie gezogen sind.

Wir erreichen Val Marie und besuchen das kleine Visitor Center des Grassland Nationalparks. Die Rangerin ist sehr hilfsbereit. Wir können für die nächsten drei Nächte auf dem Campingplatz reservieren. Sie zeigt uns die Wandermöglichkeiten und warnt uns vor den weit verbreiteten Zecken. Die Hosen steckt man besser in die Socken und nutzt einen Insektenspray. Bei einer Begegnung mit Bisons soll ein Mindestabstand von 100 Metern eingehalten werden. Auch Klapperschlangen sind anzutreffen. Die Frau versichert aber, dass diese warnen, wenn man zu nahekommt. Also immer schön die Augen auf und die Ohren spitzen.

Bestens gerüstet nehmen wir die letzten Kilometer bis zum Campingplatz unter die Räder. Kurz vorher ist ein heftiges Gewitter niedergegangen und so drecken wir unser Brummsli auf der, teilweise recht rutschigen, Naturstrasse so richtig ein.

Dafür sehen wir kurz vor Erreichen des Stellplatzes plötzlich einen einzelnen Bison im Gras stehen. Ein tolles Fotosujet. Auch die Präriehunde, Verwandte des Murmeltieres, sind hier zahlreich anzutreffen. Die putzigen Nager haben schon auf dem Highway ein gefährliches Spiel getrieben und sich auf dem warmen Asphalt gesonnt.

Heute ist bereits Donnerstag, der 4. Juli 2024. Nach den gestrigen Gewittern hat es auch während der Nacht immer wieder geregnet. Der Himmel ist immer noch mit dicken, grauen Wolken überzogen und auch der Wetterbericht verheisst nichts Gutes. Trotzdem machen wir die Wanderausrüstung bereit und schützen uns mit Insektenschutz vor Zecken. Da gestern kein Stellplatz für drei Tage verfügbar war, müssen wir heute vom Platz 6 auf Platz 8 wechseln. Dieser ist aber noch belegt, deshalb stellen wir unser Fahrzeug erst einmal vor dem Empfangsgebäude ab. Danach marschieren wir los zum 11 Km langen Broken Hills Trail, der unweit des Campingplatzes beginnt. Auf der Informationstafel ist die Tour als «schwierig» bezeichnet und es wird nochmals vor Klapperschlangen gewarnt. Wir starten deshalb langsam und haben den Pfad vor uns und das Gelände links und rechts des Weges im Auge und wandern von Wegmarkierung zu Wegmarkierung. 

Es ist fast unvorstellbar, dass sich diese ursprüngliche Landschaft vor der Besiedlung der Weissen über tausende Kilometer erstreckt hat. Es ist wirklich zu begrüssen, dass sowohl in Kanada, als auch in den USA, die letzten Rester unberührter Prärie geschützt werden.

Die Flora zeigt sich erstaunlich vielfältig. Neben Pflanzen, wie Schafgarbe, Disteln, Glockenblumen und anderen, die wir auch bei uns kennen, wachsen hier auch Kakteen und Kräuter die uns unbekannt sind. Natürlich gedeihen auch die unterschiedlichsten Gräser. Lediglich in Senken, wo sich Feuchtigkeit sammelt wachsen niedrige Büsche, ansonsten sind die sanften Hügel vollkommen baumlos.

Für uns erschliesst sich nicht, warum der Rundweg als «difficult» eingestuft wird. Lediglich der Auf- und Abstieg auf eine erodierte Anhöhe, vermutlich die «Broken Hills» ist etwas anstrengender. Dafür stehen auf dem Gipfel zwei der bequemen und in Kanada weit verbreiteten Adirondack-Stühle, wo wir Mittagspause machen. Ansonsten weist die Wanderung weder Schwierigkeiten auf noch ist sie extrem lang.

Das Wetter hat sich, entgegen den Prognosen, zum Positiven geändert. Wir konnten den Grossteil der Tour bei schönstem Sonnenschein geniessen.

Nach über drei Stunden erreichen wir wieder den Ausgangspunkt der Wanderung. Hier realisieren wir, dass es auch noch eine Abkürzung zum Campingplatz gibt, die uns fast 2 Kilometer Anmarsch erspart. Am Schluss zeigt unsere App eine Gesamtdistanz von 15.1 Km.

Leider haben wir auf der ganzen Wanderung weder Bisons noch Antilopen, die ebenfalls im Park vertreten sind, gesehen. Selbst die Präriehunde die in Massen auf dem Campingplatz herumtollen haben sich nicht gezeigt und auf Klapperschlangen können wir ohnehin problemlos verzichten.

Zurück beim Stellplatz sehen wir, dass unsere Nische 8 immer noch belegt ist. Ich melde mich daher bei der Rangerin um zu fragen, ob der Platz allenfalls doppelt gebucht wurde. Schliesslich stellt sich heraus, dass das riesige Wohnmobil eigentlich für die Site 9 gebucht wäre, da diese aber durchnässt war haben die Gäste ihr Fahrzeug einfach auf der 8 abgestellt. In einer langwierigen Prozedur werden wir auf den grossen «Overflow» Platz umgebucht. Da wir ohnehin den Stromanschluss nicht brauchen spielt uns das keine Rolle. Dafür werden uns die 99 CAD, die wir für die ursprünglich gebuchten drei Nächte bezahlt haben zurückerstattet und für dir folgenden zwei Nächte auf der Wiese ohne Strom müssen wir nur 32 CAD bezahlen. Die erste Nacht kann nicht rückwirkend belastet werden. «Haben wir gutes Geschäft gemacht».

Den Rest des Tages sitzen wir an der Sonne, denn auch die für den Abend vorausgesagten Gewitter bleiben aus. Mal schauen wie es morgen aussieht. Gemäss Wetterbericht soll es gewitterhaft sein. Wer weiss, vielleicht haben wir auch wieder Glück, dann machen wir eine zweite Wanderung. Die eigentlich geplante Fahrt auf dem «Back Country Loop» ist leider nicht möglich, da die lehmige Piste wegen den Regenfällen der letzten Tage sehr rutschig und deshalb gesperrt ist.

Wir haben tatsächlich Glück heute, das Wetter ist prächtig und so machen wir uns für eine weitere Wanderung parat. Schon auf dem Weg zum Ausgangspunkt der Wanderung «Timbergulch Trail» sehen wir den ersten Bison. Nur wenige Meter von der Entsorgungsstation des Campingplatzes entfernt. Wir verschieben daher das Leeren des Abwassertankes, denn das Tier wirkt nervös und dreht sich um die eigene Achse.

Vom Wanderparkplatz des Timbergulch Trail geht des durch ein kleines Tal, dem Bach entlang hinunter in die Ebene. Auf dem Weg dahin scheuchen wir einige Antilopen auf, die sich mit Bocksprüngen in die Büsche schlagen. Das heisst, sie sind mit allen vier Beinen in der Luft und kommen so recht schnell voran.

Wir folgen den Wegmarkierungen und marschieren in stetem Auf und Ab durch die weite Prärie. Teilweise sind die Markierungen schwer zu finden, denn die Bisons scheinen es zu lieben, die Kunststoffstelen umzuknicken. Vermutlich werden sie als Kratzbaum missbraucht.

In einem der Täler stossen wir dann tatsächlich auf eine ganze Herde der grossen Tiere. Die meisten grasen weit vom Pfad entfernt, aber einzelne Tiere, die sich abgesondert haben, kommen uns recht nah.

Am Horizont beginnen sich dunkle Gewittertürme zu bilden und schliesslich müssen wir gegen stürmischen Wind ankämpfen. Für die letzten Kilometer legen wir daher einen Zacken zu und erreichen den Wanderparkplatz, nach 15.4 Km, nur Minuten bevor der Gewitterregen einsetzt. Da haben wir gleich noch einmal Glück gehabt.

Nach einem stärkenden Imbiss kehren wir zurück zu Campingplatz und geniessen eine warme Dusche.

Den Rocky Mountains entgegen
6. Juli bis 18. Juli 2024

 

Wir verlassen den Grassland Nationalpark durch den südlichen Ausgang und fahren, weitgehend auf nicht asphaltierten, aber gut unterhaltenen Strassen, durch weites, offenes Weideland, auf denen Rinder grasen. Auch Wildtiere wie Rehe mit Jungen und Antilopen äsen auf den Wiesen am Strassenrand. Präriehunde scheinen hier eine regelrechte Plage zu sein. Sie tummeln sich in Massen auf und neben der Fahrbahn. Teilweise befinden sich die Zugänge zu ihren Höhlen mitten auf der Strasse, wo die Tiere abtauchen, sobald wir uns nähern. Andere stehen aufrecht am Strassenrand und scheinen Wache zu halten. Dabei sieht es aus als ob Autos, im Gegensatz zu Raubvögeln und Schakalen, nicht die grösste Gefahr darzustellen. Uns scheinen sie oft erst im letzten Moment wahrzunehmen und verschwinden mit einem Satz im Gras.

Unser Ziel ist erst einmal der kleine Ort Eastend. Dort haben wir im Internet ein Geschäft für Outdoor- und Jagdartikel gefunden. Wir möchten uns nämlich noch einen Bärenspray besorgen, bevor wir in Gegenden wandern gehen, wo die Tiere weit verbreitet sind. Man weiss ja nie, schliesslich ist Vorsicht die Mutter der Porzellankiste. Der kleine Laden ist aber leider geschlossen und Öffnungszeiten sind am Eingang keine angegeben. So fahren wir dann halt doch noch einen Umweg nach Swift Current, einem grösseren Ort am Highway 1. Bei Canadian Tire werden nämlich nicht nur Autoreifen und Autozubehör, sondern auch Sport-, Fischerei- und Jagdartikel verkauft. Den Bärenspray finden wir bei den Jagdartikeln unter Verschluss. Noch schwieriger als die Suche nach dem gewünschten Artikel, erweist sich das Auffinden von Verkaufspersonal. Schliesslich händigt uns ein junger, wenig motivierter Mann das Produkt aus. Vorher müssen wir aber noch ein Formular unterschreiben, dann wird die Spraydose in eine Tasche gelegt, die mit einem Vorhängeschloss gesichert wird. Erst an der Kasse wird die Tasche wieder geöffnet und uns der Inhalt ausgehändigt.

Auf dem nahen Parkplatz des örtlichen Casinos sind einige Plätze für Wohnmobile reserviert. Hier wollen wir die Nacht verbringen. Vorher machen wir uns aber zu Fuss auf den Weg in die Stadt um uns im Original Joe’s Restaurant zu verpflegen. Dabei wird wieder einmal deutlich, wie sehr hier alles auf das Auto ausgerichtet ist. Es sind zwar nur etwa 1.5 Km zwischen Übernachtungsplatz und Restaurant, aber ohne Gehweg und Fussgängerstreifen ist das schon fast ein Abenteuer. Es scheint schon so, dass wer zu Fuss geht, kann sich ein Auto nicht leisten.

Am nächsten Morgen geht es weiter zum Fort Walsh und zum Cypress Hills Provincial Park. Auf dem Highway geht es zügig bis nach Maple Creek und dann gemütlich bis zum Fort Walsh. Dieses liegt in einem schönen Flusstal am Rande des Cypress Hills Provincial Parks. Das Fort diente von 1878 bis 1882 als Hauptquartier für die «North West Mounted Police». Hauptsächlich wurde es errichtet um kanadisches Recht und die kanadische Indianerpolitik gegenüber den USA durchzusetzen. Es diente auch als Zufluchtsort für 5000 Lakota Indianer unter Führung ihres Häuptling Sitting Bull, die nach der Schlacht am Little Bighorn nach Kanada geflohen waren.

Das Gebiet der Cypress Hills, den bewaldeten Hügeln, die sich aus der weiten Prärie erheben, war Heimat der Nakoda. Diese lebten hier von der Büffeljagd litten aber unter dem illegalen Whiskeyhandel. Bei einem Gewaltausbruch im Jahre 1873, töteten weisse Wolfs- und Büffeljäger auf der Suche nach ihren gestohlenen Pferden, gegen 300 Frauen, Männer und Kinder eines Nakoda Lagers. Dieses Ereignis wurde unter der Bezeichnung «Cypress Hills Massaker» bekannt und war Anlass für die Kanadische Regierung Recht und Ordnung noch entschiedener durchzusetzen.

Während einer 60-minütigen Führung erfahren wir vieles über die Geschichte und das Leben der Ureinwohner und der North West Mounted Police.

Auf einer ausgefahrenen Piste fahren wir quer durch den Park. Glücklicherweise hatten wir einige trockene Tage und so ist die Route gut befahrbar. Bei Nässe wird der lehmige Untergrund zur Rutschbahn und deshalb gesperrt, was etwa 100 Kilometer Umweg bedeutet.

Die Gegend mit den bewaldeten Hügeln erinnert stark an den Schwarzwald und ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Biker und Angler. Wir haben deshalb gestern schon einen Übernachtungsplatz auf einem der zahlreichen Campingplätze am Elkwater See reserviert. Für morgen haben wir eine Wanderung geplant und erkundigen uns daher im Visitor Center. Hier erfahren wir, dass Bären kein Problem sind, dafür sind hier Pumas heimisch. Eine Broschüre klärt uns über das Verhalten bei einer allfälligen Begegnung auf.

Mit der schönen Aussicht von unserem Stellplatz auf den See lassen wir den Tag ausklingen.

Ein heisser Tag bricht an. Trotzdem machen wir uns für eine Wanderung parat. Bei der Zufahrt zum Campingplatz stechen wir in den Wald und folgen dem Horseshoe Canyon Trail. Da es sich um einen kombinierten Wander- und Biketrail handelt, führen zahlreiche Steilwandkurven den Hang hinauf. Zum Glück kommt uns kein Biker in rasanter Schussfahrt entgegen. Schliesslich erreichen wir den Aussichtspunkt am Horseshoe Canyon. Von hier oben, auf 1450 Metern über Meer, ist gut zu erkennen, wie die bewaldeten Hügel inmitten der baumlosen Prärie liegen. Während der letzten Eiszeit haben sich die Gletscher östlich und westlich der Hügel ausgebreitet und alles flach gehobelt. Nur die Cypress Hills sind, inmitten der entstandenen Ebene, stehen geblieben.

Auf dem Beaver Creek Trail marschieren wir zurück an den Elkwater Lake. Die Temperaturen über 30° haben uns offensichtlich zugesetzt, denn wir sind ziemlich auf den Felgen als wir nach 3 ½ Stunden und 13.5 Km auf dem Stellplatz ankommen. Wir setzen uns erst einmal in den Schatten und geniessen ein kühles Ginger Ale. Danach folgt eine kühle Dusche bevor wir uns im Schatten des Wohnmobiles erholen.

Unser nächstes Ziel ist der Dinosaur Provincial Park. Das sind nur knapp 200 Km vom Cypress Hills Park. Auf dem Highway 1 geht das zügig und auch die restlichen Strassen sind gut ausgebaut.

Schon bevor wir den Campingplatz des Parks erreichen, erhalten wir, von einem erhöhten Aussichtspunkt aus, einen Überblick über die erodierten Gesteinsformationen, im Flusstal des Red Deer Rivers. Die «Badlands» gehören zu den reichsten Fundstellen von Dinosaurierfossilien weltweit. Die Formationen, wo die meisten Fossilien gefunden werden, sind etwa 75 Millionen Jahre alt, als Alberta eine subtropische Küstenlandschaft war. 58 Dinosaurierarten wurden hier gefunden und mehr als 500 Skelette werden in Museen rund um die Erde ausgestellt.

Teilweise wurden ganze Dinosaurierherden durch Flutwellen getötet und in den Sedimenten konserviert. Nach dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher wurden durch von Schmelzwasser ausgelösten Überschwemmungen, die Gesteinsschichten wieder freigelegt. Schon die Schwarzfuss Indianer sind auf die Knochenfragmente aufmerksam geworden und haben diese, in der Annahme es seinen Bisonknochen, als Glücksbringer gesammelt.

Grössere Teile des Parks sind nicht frei zugänglich und können nur im Rahmen von geführten Exkursionen besucht werden. Im Visitor Center erfahren wir, dass diese schon auf Tage hinaus ausgebucht sind.

Wie beziehen erst einmal unseren Stellplatz und richten uns ein. Es ist wieder deutlich über 30° heiss und so sind wir froh, dass der Campingplatz von grossen Cottonwood Bäumen, den kanadischen Pappeln, beschattet wird. Einen ersten Spaziergang unternehmen wir entlang dem Fluss. Hier stehen weitere, bis zu 200 Jahre alte Cottonwoods. Diese wurden von den Ureinwohnern auch zur Bestattung ihrer Toten genutzt, indem die Körper auf Plattformen in den Ästen aufgebahrt wurden.

Am nächsten Morgen stellen wir den Wecker, um die Kühle des Morgens für eine Wanderung zu nutzen Zahlreiche markierte Wege führen durch die zerklüfteten Hügel. Einzelne Fundstellen sind zur Besichtigung hinter Glas präpariert und mit Informationstafeln versehen.

Als es dann wieder so richtig heiss wird sind wir bereits zurück auf dem Campingplatz und halten uns im Schatten auf. Sobald es am Abend kühler wird, öffnen wir alle Türen und Fenster des Wohnmobiles, um die warme Luft möglichst nach draussen zu bringen.

Nach zwei Tagen im eindrücklichen Park geht es weiter. Wir machen nochmals einen Schwenker nach Süden und steuern auf die Ausläufer der Rocky Mountains zu. Anfangs geht es immer noch durch die weiten Ebenen, die für Ackerbau und Viehzucht genutzt werden. In der brütenden Hitze werden die Felder mit riesigen Sprinkleranlagen bewässert. Das Wasser stammt aus Stauseen, das über Kanäle verteilt wird. Trotzdem hängt der trockene Staub in der Luft, so dass die ersten Berge nur durch einen dichten Dunstschleier zu erkennen sind. Es ist dann tatsächlich eine Wohltat, die eintönigen Ebenen, die wir jetzt seit fast zwei Wochen durchfahren, zu verlassen.

Durch das Tal des Crowsnest River fahren wir bis nach Coleman, wo wir auf einem Rastplatz, unter schattigen Bäumen, die Nacht verbringen werden.

Den Abendspaziergang auf dem Wilderness Trail, der gleich hinter dem Parkplatz beginnt, brechen wir wegen akuter Mückenplage ab. Dafür kommen wir dann noch mit unserem Nachbarn, einem alten Mann aus Edmonton, mit einem noch älteren Wohnmobil, ins Gespräch. Er ist in Coleman aufgewachsen und besucht seine alte Heimat und wer von den Bekannten noch übrig ist. Gegen Mücken verwendet er seine Tabakpfeife. Der Rauch hält die lästigen Plagegeister fern, hilft aber nicht gegen Black Flies.

Während des Abends gelingt es und noch einen Stellplatz auf den fast ausgebuchten Campingplätzen des Banff Nationalparks zu ergattern. Von Montag, den 15. Juli bis Mittwoch, den 17. Juli haben wir ein Plätzchen gefunden.

Zuerst geht es aber auf der Foresty Trunk Road, dem nicht asphaltierten Highway 940, nordwärts Richtung Calgary. Die staubige, aber sonst gut unterhaltene Strasse führt auf 1400 bis 1700 Metern durch eine bewaldete Gebirgslandschaft, die stark ans Bündnerland erinnert. Einfach ohne Bündner und Zürcher, dafür umso mehr Platz. Entlang der Strasse sind viele schöne Plätze an den Bergbächen von Wohnmobilen, Wohnwagen und Trailern belegt, die hier das Wochenende oder ein paar Ferientage verbringen. Auch wir tun es ihnen gleich und stellen unser Brummsli etwas abseits der Strasse, auf einer Wiese, hoch über dem Livingstone River, ab. Die dunklen Wolken, welche am frühen Morgen den Himmel in Coleman noch bedeckten, haben sich längst aufgelöst und so verbringen wir einen schönen Tag im Freien. Lediglich ein kurzer Spaziergang entlang dem Fluss unterbricht den Müssiggang.

In der ganzen Region herrscht, auf Grund der extremen Trockenheit, Feuerverbot. Deshalb ist das abendliche Gewitter, das sich ankündigt und hoffentlich etwas Regen bringt, für die Natur ein Segen. Zudem wird der Staub, der unser Brummsli bedeckt, ein wenig abgewaschen. Die Frontscheibe habe ich schon im Laufe des Nachmittags von den Mücken und Fliegenresten, die sich während den letzten Tagen dort angesammelt haben, befreit.

Tatsächlich hat es am späten Abend noch etwas geregnet, allerdings lindert das die extreme Trockenheit kaum. Zudem bringt ein Gewitter nur lokal etwas Feuchtigkeit, denn nur wenige Kilometer weiter ist die Strasse wieder trocken, und wir ziehen eine dichte Staubwolke hinter uns her.

Durch die überwältigende Gebirgslandschaft kommen wir Calgary, unserem Tagesziel näher. Schliesslich ist die Strasse dann auch wieder geteert und der Wochenendverkehr erinnert an daheim. Alle paar Kilometer gibt es einen Wanderparkplatz von Parcs Alberta. Zahlreiche Wanderer machen sich für ihre Touren bereit, oder sind schon unterwegs. Wenn dann noch ein See zum Baden einlädt, ist der Andrang noch grösser.

Auf den Berggipfeln und in schattigen Lawinenhängen liegt noch Schnee vom letzten Winter. Und gelegentlich sind am Strassenrand Rehe oder Rocky Mountain Sheep, wilde Dickhornschafe, die hier heimisch sind, zu sehen.

Schliesslich erreichen wir gegen 14 Uhr Calgary, die Cowboy-Stadt von Alberta. Beim Riley Park, nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt, finden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz. Die Parkgebühr muss nur bis 18 Uhr bezahlt werden, und morgen Sonntag, fallen gar keine Gebühren an.

Über den Bow River erreichen wir das Stadtzentrum mit einer schönen Promenade am Fluss und einer Fussgängerzone zwischen den Wolkenkratzern. Diese überragen selbst den 192 Meter hohen Calgary Tower, der vor Jahren noch das höchste Gebäude der Stadt war. In den Restaurants ist alles auf «Wild West» getrimmt, denn vom 5. bis 14. Juli findet die Calgary Stampede statt. Die 10tägige Rodeo- und Cowboyshow zieht Besucher aus ganz Nordamerika an. Wir konnten uns für die letzte Abendvorstellung am Sonntag noch zwei Tickets sichern. Allerdings finden dann keine Rodeos und Bullriding, sondern nur Planwagen- und Pferderennen statt.

Sonntag wollen wir zuerst einmal die Tramverbindung zum GMC-Stadion, dem Austragungsort der Stampede, ausprobieren. Es gibt zwei Strassenbahnlinien, die Blaue und die Rote. Nur 5 Gehminuten von unserem Schlafplatz entfernt befindet sich eine Station der roten Linie, die direkt zum Stadion fährt. Wir lösen eine Tageskarte für 8 Dollar. Übrigens kann in der Innenstadt die Strassenbahn im Bereich der Fussgängerzone, kostenlos benutzt werden.

Beim Stadion ist ein riesiger Jahrmarkt mit Bahnen und Imbissbuden aufgebaut. Obwohl die Schausteller erst in einer halben Stunde ihren Betrieb aufnehmen, hat sich bereits eine lange Warteschlange gebildet. Wir fahren vorerst nochmals in die Stadt zurück uns spazieren zum Fort Calgary, wo sich ein Museum befindet und weiter auf der Promenade entlang dem Fluss zur Chinatown. Erst am Nachmittag kehren wir zum Stadion zurück uns stürzen uns ins Gewühl auf dem Jahrmarkt. Hier gibt es neben dem Rummelplatz auch noch Musikshows, Motorradstunts und eine Nutztierausstellung mit Pferden, Schafen, Schweinen und Federvieh.

Um 19.30 beginnt die Abendshow im Stadion. Heute werden Planwagenrennen gezeigt. Dabei müssen immer drei Teilnehmer nach dem Start zuerst zwei enge Kurven um ein Hindernis fahren, bevor es in rasender Geschwindigkeit (50 – 60 km/h) um die Rennbahn geht. Eindrücklich sind auch die Pferderennen von Teams der First Nations. Diese reiten ohne Sattel je eine Runde mit drei verschiedenen Pferden. Dabei wird blitzschnell vom alten Pferd gesprungen, mit einem Satz der nächste Mustang bestiegen und im gestreckten Galopp die nächste Runde absolviert.

Weiter geht es jetzt bis nach Banff, im gleichnamigen Nationalpark. Obwohl es hier hunderte von Stellplätzen auf verschiedenen Campingplätzen gibt, haben wir nur mit Glück einen für zwei Tage reservieren können. Für heute unternehmen wir nur eine kurze Wanderung vom Campingplatz, durch lichten Nadelwald dem Bow River entlang, bis zum mondänen Ferienort Banff und wieder zurück zum Campingplatz. Dabei kommen dann doch wieder fast 11 Kilometer zusammen. Es hat sich aber gelohnt. Die Bergwelt ist absolut fantastisch. Banff biete eine schöne Fussgängerzone mit einer Unmenge an verschiedensten Geschäften, die zum Flanieren einladen. Entsprechend ist auch der Besucherandrang. Aber nach Calgary sind wir uns ja grosse Menschenansammlungen wieder gewohnt und schliesslich wird es dann auch wieder ruhiger, wenn wir die Touristenmagnete Banff- und Jasper- Nationalparks wieder verlassen werden.

Zuerst folgt aber nochmals eine Wanderung. Um 6 Uhr ist Tagwacht, denn wir wollen zum Lake Louise, beim gleichnamigen Skiort. Gemäss Reiseführer ist eine frühzeitige Anreise ratsam, denn der bekannte Gletschersee ist einer der Touristenmagnete des Banff Nationalparks.

Auf dem Highway brauchen wir nicht lange bis zum 60 Km entfernten Zielort. Schon beim Verlassen der Schnellstrasse macht eine Anzeige auf das beschränkte Parkplatzangebot beim See hin. Vom Ort Lake Louise sind es nur etwa 4 Kilometer den Berg hinauf bis zum See. An dessen Ufer, wie in Québec, ein riesiges, schlossähnliches Hotel der Fairmont Gruppe steht.

Oben angekommen werden die, bereits zahlreich ankommenden Autos, von Verkehrslotsen um den fast leeren Parkplatz herum und wieder hinunter ins Tal geleitet. Hier sollen die Autos bei der Skiarena abgestellt werden um dann den See mit dem Shuttle-Bus zu erreichen. Parkplätze sind hier, auch für Wohnmobile, genügend vorhanden. Allerdings wird uns mitgeteilt, dass die Busse bereits für den ganzen Tag ausgebucht sind. Was für eine Enttäuschung.

Wir kehren also zum Wohnmobil zurück und frühstücken erst einmal. Denn heute Morgen sind wir ohne Morgenessen losgefahren, um möglichst früh beim See zu sein und dort gemütlich zu essen.

Anschliessend fahren wir zum Visitor-Center im Dorf und stellen unser Brummsli dort auf dem Parkplatz ab. Die Parkdauer ist zwar auf maximal zwei Stunden beschränkt, aber was solls wir wollen jetzt unsere Wanderung machen und mehr als eine Busse kann es ja wohl kaum geben.

Wir marschieren hoch zum See, wo sich die Touristen bereits zum Selfie an der Uferpromenade drängen. Der untere Parkplatz ist in der Zwischenzeit gut mit Shuttle-Bussen der verschiedensten Anbieter gefüllt. Zwei Parkplätze weiter oben sind gar nicht zugänglich und Privatfahrzeuge werden immer noch zurück ins Tal geleitet. Sicher keine optimale Verkehrsregelung.

Wir wandern ans Ende des Sees. Im Hintergrund haben wir die Zungen des Victoria Gletschers im Blick. Je weiter wir uns vom Schlosshotel entfernen, desto weniger werden die Touristen. Schliesslich beginnt der Pfad anzusteigen und führt hinauf bis zum «Pain of Six Glaciers Tea House». Von hier geniesst man einen grandiosen Blick auf die umliegenden Berge und Gletscher. Die Aufregung des Morgens ist so schnell vergessen und wir geniessen unser Picknick an der Sonne. Auf die letzten 1.5 km bis zum «Six Glaciers» Aussichtspunkt verzichten wir, da unsere Tour mit dem Aufstieg vom Dorf ohnehin etwa 7 km länger ist als geplant

Auf dem gleichen Weg geht es wieder zurück zum See, vorbei am «Fairmont Château Lake Louis Hotel» bis zum Parkplatz des Visitor Centers. Nach fast 20 Kilometern sind wir ziemlich geschafft. Unser Überschreiten der Parkzeit hat auch niemanden interessiert, wir haben auf jeden Fall keinen Bussenzettel unter dem Scheibenwischer.

Zurück zum Campingplatz fahren wir nicht auf dem Highway, sondern auf dem «Bow Valley Parkway», der Touristenstrasse die durch das Tal des Flusses Bow führt. Zahlreiche Aussichtspunkte laden zu kurzen Stopps ein und die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 60 km/h trägt zur Entspannung bei. Schliesslich wartet zu Hause eine warme Dusche auf uns.

Auf dem Campingplatz werden wir von einer Schweizer Familie angesprochen, die mit ihren beiden Kindern im Vorschulalter auch schon 5 Wochen im Westen Kanadas unterwegs sind. Sie interessieren sich hauptsächlich für das Verschiffen von Wohnmobilen, denn durch ihre ersten Ferien im Camper hat sie die Lust auf mehr gepackt.

Unsere zwei Übernachtungen im Banff NP sind bereits vorbei. Weiter geht es in Richtung Norden, man kann es nicht anders sagen, von einem Höhepunkt zum nächsten. Die wilde Berglandschaft mit Flüssen, Seen, Gletschern und endlosen Kiefernwäldern ist einfach beeindruckend. Es folgt ein Fotostopp auf den nächsten. Auch wenn die Parkplätze an den Aussichtspunkten gut besucht sind, finden wir immer eine freie Nische.

Eine kurze Wanderung machen wir zum «Mistaya Canyon» wo sich der Mistaya River in eine enge Schlucht zwängt und kurz nach dem Sunwapta Pass, der Nord-Süd-Wasserscheide, zum Columbia Icefield. Auch hier wird anhand von Markierungen deutlich wie stark sich die Gletscherzunge seit 1908 zurückgezogen hat. Das Columbia Icefield ist die grösste Eisfläche der Rocky Mountains. Der bis zu 360 Meter dicke und 320 Quadratkilometer grosse Gletscher liegt teilweise auf über 3000 Metern Höhe und speist drei von Kanadas grossen Flusssystemen, die in drei Meere münden. Im Westen fliesst der Colombia River zum Pazifik im Norden der Athabasca zum Eismeer und im Osten der North Saskatchewan River über die Hudson Bay zum Atlantik.

Wir fahren nur noch ein paar Kilometer, bis zum Jonas Creek Campground. Hier gilt «first come, first serve». Das heisst, es ist keine Reservation notwendig und ausserdem ist die Länge der Fahrzeuge auf 7 Meter beschränkt. Wir finden ein schönes Plätzchen im Kiefernwald. Wegen dem seit 12. Juli geltenden Feuerverbot hat sich die Übernachtungsgebühr, die in einem Briefkasten deponiert wird, auf 17.50 CAD reduziert.

Der junge Deutsche Philipp, der mit dem Fahrrad unterwegs ist, bittet uns darum eine 10er Note in zwei 5er zu wechseln. Radfahrer zahlen nämlich nur 5 CAD. Er ist in Washington DC gestartet und hat bereits 5500 Kilometer hinter sich. Auch er möchte, wie wir, ganz in den Norden bis nach Tuktoyaktuk. Da hat er noch einiges vor sich, denn er muss ja dann auch wieder zurück in den Süden, bevor der Winter kommt.

Heute ist wohl unser letzter Tag in den wohl bekanntesten Parks Kanadas, dem Banff und dem Jasper Nationalpark. Auf dem Icefields Parkway, angeblich einer der schönsten Bergstrassen der Welt, fahren wir dem Parkausgang entgegen. Und diesem Prädikat der Superlative können wir ohne weiteres zustimmen. Natürlich folgen weitere Fotostopps am Goat Lick Viewpoint mit Blick auf den weit verzweigten Athabasca River und wenig später bei den Athabasca Falls, wo der breite Fluss, der zur Zeit viel Schmelzwasser führt, in eine enge Schlucht stürzt und mit Getöse durch die Engstelle fliesst.

Vorher überholen wir aber noch den deutschen Radler Philipp, der vor uns gestartet ist und rufen im beim langsamen Überholen noch «gute Fahrt» zu.

Wir passieren den Ferienort Jasper, den Namensgeber des Parks. Hier machen wir einen kurzen Halt. Denn seit Banff haben wir endlich wieder vernünftige Mobilverbindung. Schon bei der Fahrt hierher sind uns die grossflächigen Schäden am Wald aufgefallen. Anscheinend wütet hier der Borkenkäfer ganz massiv. Auf dem grossen Campingplatz mussten angeblich alle Schatten spendenden Nadelbäume gefällt werden.

Wir lassen jetzt die Berge hinter uns und fahren durch eine bewaldete Hügellandschaft bis nach Hinton. Dort füllen wir unsere Vorräte für die nächsten Tage auf und tanken das erste Mal seit Calgary wieder auf. Weiter geht es auf dem Bighorn Highway 40 nach Norden. Der Plan wäre gewesen, kurz vor Grande Cache auf die Forestry Trunk Road 735 abzuzweigen und durch das Hinterland bis nach Grande Prairie zu gelangen. Auf der immer schlechter werdenden Strasse hält einer der zahlreichen entgegenkommenden Lastwagen an und rät uns umzukehren. Die Strasse werde immer schlechter, enger und sehr steil. Zudem werde die Strecke von schweren Lastern genutzt, so dass das Kreuzen schwierig werden könnte. Wir folgen dem Rat, kehren auf den Highway 40 zurück und suchen uns einen Übernachtungsplatz am Muskeg River

Nordwärts, dem Eismeer entgegen bis nach Tuktoyatuk
19. Juli bis 1. August 2024

Wir lassen die Berge jetzt hinter uns und machen nochmals einen kurzen Abstecher in die Ebenen der Prärie. Bei Grande Prairie wenden wir uns wieder gegen Westen und gelangen erneut in die bewaldeten Ausläufer der Rocky Mountains. Wir verlassen jetzt Alberta und sind in British Columbia, das heisst wir müssen die Uhr wieder eine Stunde vorstellen.

In der Region wird Kohle, Erdgas und Erdöl gefördert. Beidseits der Strasse sind immer wieder Förder- und Infrastrukturanlagen zu sehen. Deshalb ist auch der Lastwagenverkehr beträchtlich.

In der Gegend von Dawson Creek scheint Nebel aufzukommen. Tatsächlich handelt es sich aber um Rauch von Waldbränden. Die Abendsonne scheint dunkelrot durch den dichten Rauch. Hier, in Dawson Creek beginnt der Alaska Highway, der etwa 2237 Kilometer bis nach Delta Junction in Alaska führt. Eine Tafel markiert den Kilometer Null in Dawson Creek.

Für die nächsten Tage werden wir der Route folgen. Die in den 1940er Jahren fertiggestellte Schotterstrasse ist heute durchgehend asphaltiert. Für uns heisst das in erster Linie einmal wieder lange Tagesetappen durch endlose Wälder.

Je weiter wir nach Norden kommen, umso spärlicher wird der Verkehr. Hin und wieder kreuzen Rehe oder Hirsche die Fahrbahn. Ansonsten tuckern wir gemütlich mit 80 Km/h der endlosen Strasse entlang.

In Fort Nelson machen wir Halt und besuchen das Ortsmuseum, wo alles gesammelt wird, was in der Region an alten Dingen aufzutreiben war. Da stehen in einer Scheune alte Autos, zum Teil über 100 Jahre alt. Draussen stehen rostige Traktoren und Landmaschinen. Riesige Industriemotoren mit gewaltigen Kolben sind ausgestellt und in einem Gebäude gibt es von der alten Telegraphenstation über die Stöpsel-Telefonzentrale alle möglichen Kommunikationsmittel zu sehen.

Wir kommen jetzt in die «Northern Rocky Mountains» und so werden die Berge wieder höher und felsiger. Was bleibt sind Flüsse, Bäche und Wälder. Obwohl wir jetzt schon bei Kilometer 600 auf dem Alaska Highway sind, ist die Luft immer noch voll Rauch und der Himmel ist nicht zu sehen. Feuer ist nirgends zu erkennen und der Highway ist auch weiterhin uneingeschränkt befahrbar. Trotzdem entschliessen wir uns, aus Sicherheitsgründen, auf dem Campingplatz von Toad River zu übernachten. Dort erfahren wir, dass das Feuer irgendwo bei Steamboat Mountain, das ist etwa 100 Km entfernt ist, wüten soll.

Am späten Abend kommt ein heftiges Gewitter mit starkem Regen auf. Es ist zu hoffen, dass auch beim Brand ordentlich Regen fällt um die Firefighter zu entlasten. Auf jeden Fall ist die Luft hier in Toad River am nächsten Morgen bedeutend klarer und es zeigt sich sogar die Sonne.

Nach dem Morgenessen kommen wir noch mit unseren Nachbarn ins Gespräch. Es handelt sich um einen Grossvater mit Tochter und zwei Enkeln. Die wundern sich, hier in Kanada eine Aargauer Autonummer zu sehen. Auf jeden Fall zeigt sich auch bei diesen Reisenden, die für 3 Wochen Wohnmobilmiete über 9000 Franken hin blättern mussten, dass sich das Verschiffen des Gefährts bei einem längeren Aufenthalt schnell einmal lohnt.

Wir setzen unsere Fahrt fort, gutgelaunt und beeindruckt von den gewaltigen Flächen unberührter Natur, die links und rechts der Strasse schier endlos scheint. Da gibt es keine grössere Siedlung, lediglich hin und wieder ein abgelegenes Motel, einen Campingplatz oder ein paar einzelne Häuser.

Zwischendurch machen wir einen Abstecher, weg vom Highway zu den Smith River Falls. Dabei holpern wir über eine schmale Waldstrasse die bei den Wasserfällen in einem Wendeplatz endet. Ein idealer Ort für das Mittagessen und eine gemütliche Pause. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse kommt uns dann allerdings ein breites Wohnmobil entgegen. Wir müssen ein ganzes Stück zurücksetzen, bis sich eine Gelegenheit zum Kreuzen ergibt. Kurz vor der Hauptstrasse kommt uns auch noch ein Campervan entgegen. Dieser gehört einem New Yorker Ehepaar, dem wir die letzten drei Tage nun schon zum dritten Mal seit Dawson Creek begegnen. Wir halten einen kurzen Schwatz und setzen die Fahrt dann fort.

Es folgt ein weiterer Halt bei den Stromschnellen am Liard River, wo vor allem die unvorstellbaren Mengen an Treibholz beeindrucken.

Heute haben wir ausserordentliches Glück mit den Tiersichtungen. Am Strassenrand können wir zwei Elche, ein Bulle und ein Weibchen, beim Grasen beobachten. Die beiden lassen sich durch uns nicht stören und so kommen wir endlich zu unseren Elchfotos. Schon mehrmals wurden wir durch Verkehrsschilder auf die hier lebenden Waldbisons aufmerksam gemacht und zu vorsichtigem Fahren aufgefordert. Und tatsächlich treffen wir auf eine ganze Herde mit zahlreichen Jungtieren, die sich am waldfreien Grasstreifen entlang der Strasse niedergelassen haben um zu grasen. Auch hier können wir fotografieren, ohne dass sich die Tiere gestört fühlen. Zu guter Letzt sehen wir auch noch einen Schwarzbären, der sich ebenfalls am saftigen Gras und den Blumen in der Wiese gütlich tut. Auch er lässt sich geduldig ablichten, bevor er die Strasse überquert und im Wald verschwindet.

Endlich kommen wir in Watson Lake, unserem Tagesziel an. Eigentlich haben wir ein hübsches Touristenstädtchen erwartet. In Tat und Wahrheit wirkt der Ort eher etwas trist. Die Hauptattraktion ist sicherlich der Schilderwald, der beim Visitor Center errichtet wurde. Dieser geht zurück auf das Jahr 1942. Beim Bau des Alaska Highways durch die US-Armee, soll ein einfacher, vom Heimweh geplagter GI das Ortsschild seiner Heimatstadt an einen Baum genagelt haben. Mittlerweile ist die Zahl der Tafeln auf über 100'000 angestiegen. Darunter auch Ortsschilder und Wanderwegweiser aus der Schweiz.

Der Parkplatz unmittelbar vor dem Visitor-Center darf nicht zum Übernachten genutzt werden. Die Dame am Informationsschalter versichert uns aber, dass die zweite Hälfte des Kiesplatzes, die nicht zum Center gehört, ohne weiteres genutzt werden darf.

Wieder regnet es heftig während der Nacht. Obwohl im Yukon keine Trockenheit und auch kein Feuerverbot herrscht, wird die Natur dankbar sein. Für uns ist das die Ideale Gelegenheit einen Waschtag einzulegen. Bei der Trankstelle mit Einkaufsladen, Campingplatz und Restaurant gibt es nämlich auch einen Waschsalon. Der Andrang von Campern, welche wie wir die gleiche Idee haben, ist zwar gross. Trotzdem ist die Wäsche kurz nach Mittag sauber und getrocknet.

Da sich das Wetter in der Zwischenzeit beruhigt hat entschliessen wir uns heute noch ein Stück weiter zu fahren. Also schnell volltanken und für die nächsten Tage einkaufen und schon geht es los.

Wir folgen nicht weiter dem Alaska Highway, sondern biegen auf den Campbell Highway YK4 ab. Schon bald ist es vorbei mit Asphaltstrasse und wir rollen auf Schotter durch die Einsamkeit. Lange begegnet uns kein einziges Auto, das ist schon fast unheimlich. Wir treffen dann aber auf Arbeiter vom Strassenunterhalt, die mit dem Grader und viel Wasser die Piste bearbeiten. Für uns heisst das vor allem jede Menge Dreck am Unterboden und in den Radkästen.

In der Zwischenzeit scheint wieder die Sonne. Bei der Abfahrt in Watson Lake waren es noch 16°. Jetzt um 17 Uhr und nach 180 Kilometern herrschen wieder angenehme 25°. In einer Ausfahrt am Strassenrand finden wir einen ebenen Übernachtungsplatz. Wegen Verkehrslärm müssen wir uns heute keine Sorgen machen.

Tatsächlich hatten wir eine ruhige Nacht. Nur gelegentlich braust ein Pickup vorbei. Einer hält gar kurz an und berieselt uns mit Musik. Unser heutiges Tagesziel ist der kleine Ort Ross River, 363 Kilometer von Watson Lake entfernt und die erste Tankmöglichkeit auf der Strecke. Im Laufe des Nachmittags fahren wir durch den kleinen Ort, der am Pelly River liegt. Unten am Fluss gibt es einen kleinen Picknickplatz, den wir als Übernachtungsplatz nutzen wollen. Hier verkehrt auch eine alte Kabelfähre. Seit den 1940 Jahren gibt es nämlich die Canol Road YK 6. Diese wurde während dem Zweiten Weltkrieg gebaut, um ein Erdölfeld zu erschliessen. Der Krieg endete aber bevor die Strasse und die Pipeline fertiggestellt werden konnten. Das Projekt wurde nach Kriegsende gestoppt und die schon verlegte Ölleitung wieder abgebrochen. Heute endet die Strasse etwa 260 Kilometer von Ross River entfernt am Macmilan Pass in den Bergen. Danach existiert nur noch ein Wanderpfad. Geblieben ist auch noch die Stahlkonstruktion an welcher die Pipeline seinerzeit über den Pelly River geführt wurde. Später ist daraus eine Fussgängerbrücke geworden, die von den Dorfbewohnern genutzt wird um den Fluss zu überqueren und einen Badeplatz zu erreichen.

Während des Nachmittags nutzen nur zwei Lastwagen die Fähre um Kies für den Strassenunterhalt am anderen Ufer zu deponieren. Ansonsten hat der Fährführer nicht viel zu tun.

Ich spaziere über die Fussgängerbrücke ans andere Ufer und komme mit einem der indigenen Einheimischen, der sich im Fluss erfrischt, ins Gespräch. Er erzählt mir,

dass es in den Bergen noch ein paar stillgelegte Minen gibt und dass die Strasse in einem schlechten Zustand sei. Es werde jetzt allerdings wieder nach abbauwürdigen Erzvorkommen gesucht. Das wäre sicher auch für den Ort ein Segen, denn es scheint hier nicht mehr viel los zu sein. Viele Geschäfte und auch ein altes Hotel sind geschlossen und machen einen verwahrlosten Eindruck.

Gegen Abend, als der Fährkapitän bereits Feierabend gemacht hat, kommt noch ein Motorradfahrer an. Er möchte die einsame Canol Road bis zum Macmilan Pass befahren, muss aber warten, bis Morgen der Fährbetrieb wieder aufgenommen wird. Jetzt scheint sich auch das halbe Dorf, meist Angehörige der First Nation, unten am Fluss zu treffen um sich am seichten Badeplatz auf der anderen Flussseite abzukühlen. Erst nach 23 Uhr, es ist immer noch hell, kehrt langsam Ruhe ein.

Wir haben in Dawson von Samstag bis Montag auf dem Campingplatz in der Stadt einen Stellplatz reserviert. Deshalb haben wir noch drei Tage für die knapp 500 Km bis dorthin und brauchen uns nicht zu beeilen. Wir machen also einen Abstecher nach Faro, einem kleinen Ort mit knapp 300 Einwohnern. Trotzdem darf sich der Ort als Kleinstadt bezeichnen. In der Umgebung gibt es zahlreiche Minen, die gemäss unserem Reiseführer in den 1990er Jahren wegen den fallenden Rohstoffpreisen Konkurs gegangen sind. Wir wollen deshalb zu den alten Abbaugebieten, die etwa 20 Kilometer von Faro entfernt liegen, hochfahren. Allerdings müssen wir dann aber feststellen, dass hier gar nichts mehr stillgelegt ist. Der Zugang zum Abbaugebiet ist für Unbefugte verboten und es herrscht da oben reger Betrieb. Wir kehren deshalb wieder um und fahren ins Städtchen, welches einen wesentlich besseren Eindruck macht als Ross River. Auf einer Informationstafel, wo auch einer der riesigen Kipplaster und eine Baggerschaufel ausgestellt sind, erfahren wir, dass hier Gold, Silber, Zink, Zinn und anderes abgebaut wird.

Endlich ist die Strasse wieder asphaltiert und wir erreichen den Little Salmon Lake. Es ist zwar noch früh am Nachmittag, aber der hübsche Campingplatz direkt am See lädt zum Bleiben ein. Wir setzen uns an die Sonne und machen zum ersten Mal ein Campfeuer. Es herrscht hier im Yukon, obwohl es stellenweise auch sehr trocken zu sein scheint, noch kein Feuerverbot. Zudem lassen sich die Feuer in den metallenen Feuerstellen gut unter Kontrolle halten. Mit Holz brauchen wir auch nicht zu sparen, denn es liegt in einem Schuppen ein ganzer Berg Brennholz bereit. So kommen auch mein Beil und die Säge zum Einsatz.

Bevor wir losfahren, bekommen wir von unseren Nachbarn noch einige Tipps, wie wir uns die Zeit in Dawson vertreiben können und wo wir am besten Essen gehen. Schnell erreichen wir den Klondike Highway YK2, die Verbindungsstrasse die ab Whitehorse vom Alaska Highway noch Dawson führt. Bevor wir weiter nach Norden fahren, machen wir noch einen Abstecher von wenigen Kilometern nach Süden. Dort liegt an einer Schlaufe des Yukon River der kleine Ort Carmacks. Während dem Goldrausch hatte Carmacks eine wichtige Funktion für die Versorgung von Dawson. Bis zu 200 Schaufelraddampfer waren ab Whitehorse im Einsatz um über den Yukon River die boomende Goldgräberstadt Dawson zu versorgen und machten in Carmacks Halt. Hier gibt es ein restauriertes, historisches Roadhouse zu besichtigen. Beim Visitor Center, welches etwas versteckt ganz am Ende des Dorfes in einem Blockhaus untergebracht ist, bekommen wir noch die Empfehlung, uns die «Five Finger Rapids» anzusehen. Wenige Kilometer in Richtung Dawson führt eine kurze Wanderung vom Rastplatz am Highway hinunter zum Yukon und zu einer Plattform bei den Stromschnellen. Mitten im Fluss stehen mehrere Felsen und bilden eine Engstelle. Diese wurde für die Raddampfer mit Sprengungen passierbar gemacht.

Langsam machen wir uns auf die Suche nach einem Schlafplatz. Allerdings ist der eine Campingplatz beim Minto Resort, schön am Yukon gelegen, wegen Umbauarbeiten geschlossen. Unsere zweite Wahl liegt mitten in einem Waldbrandgebiet, von dem immer noch dicke Rauchwolken aufsteigen. Schliesslich finden wir auf dem Moose Creek Campground, etwa 100 Kilometer vor Dawson einen schönen Platz.

Am nächsten Morgen lassen wir es ruhig angehen. Vom Campingplatz aus gibt es einen etwa 4 Kilometer langen Rundweg entlang dem Moose Creek an den Stewart River. Wir schnallen den Bärenspray an den Hosengurt und marschieren auf dem schönen Waldweg von Infotafel zu Infotafel. Dabei begegnet uns ein Paar, die Frau mit einer Sprayflasche Antibrumm in der Hand. Ganz offensichtlich auch Schweizer. Sie raten uns, möglichst bald Insektenspray anzuwenden, denn unten am Fluss soll es von Moskitos wimmeln. Wir haben zum Glück immer eine Flasche im Rucksack und sprühen uns damit ordentlich ein.

Nach einer Stunde sind wir wieder zurück beim Stellplatz und nehmen das letzte Stück nach Dawson in Angriff. Kilometerlang türmen sich vor dem Städtchen, links und rechts der Strasse, riesige Kieshalden als Resultat von über hundert Jahren Goldsuche.

Der Gold Rush Campingplatz liegt mitten im Ort, Man steht hier zwar Tür an Tür, dafür ist die Lage ideal um Dawson zu erkunden. Der Ort scheint seit der Goldgräberzeit fast unverändert. Die Strassen sind immer noch ungeteert und für die Fussgänger gibt es Plankenstege. Die Häuser haben die typischen Fassanden, wie wir sie aus Westernfilmen kennen. Wir machen erst einmal einen Spaziergang durch die Strassen. Neben den üblichen Souvenirläden gibt es auch einige Juweliere in denen neben Schmuck auch Goldnuggets angeboten werden. Selbst Mammutstosszähne, die bei der Goldsuche zutage gefördert werden, sind erhältlich. In einem altertümlich anmutenden Geschäft werden neben den üblichen Outdoorartikeln auch Gerätschaften für die Goldsuche angeboten. Der Supermarkt, wo wir unsere Vorräte ergänzen wollen, hat nur ein mässiges Angebot. Frisches Obst und Gemüse ist kaum erhältlich. Mineralwasser wird nur zu horrenden Preisen angeboten. Hingegen gibt es reichlich Konserven. Allerdings sollte das Ablaufdatum vor dem Kauf geprüft werden, denn einiges ist bereits abgelaufen.

Auf dem Campingplatz entdecken wir noch etliche weitere Fahrzeuge mit Schweizer Kennzeichen. Zwei befreundete Ehepaare, eines davon mit einem Bimobil Fahrzeug, haben bereits die ganze Panamericana von Argentinien bis zum Yukon hinter sich.

Für dem Sonntagnachmittag haben wir eine Mining-Tour zu einer aktiven Goldmine gebucht. Diese liegt etwas ausserhalb der Stadt am Hunker Creek, der während dem Goldrausch, neben dem Bonanza Creek (damals noch Rabbit Creek genannt) zu den ertragreichsten Flüssen gehörten.

Hier erfahren wir einiges über die Goldsuche. Die Registrierung eines Claims, die auf einer Karte eingetragen sind, kostet 10 CAD. Eine freie Parzelle umfasst 500 x 2000 Fuss und muss mit Pfosten markiert werden. Allerdings ist es so, dass der grösste Teil des Gebietes bereits bearbeitet wurde. Deshalb wird hier auch nicht nach Nuggets, sondern Goldflocken gesucht. Durch bessere und effizientere Schürfmethoden und den aktuell hohen Goldpreis kann sich die Suche immer noch lohnen. Die goldführenden Schichten befinden sich allerdings nicht an der Oberfläche, sondern 4 – 40 Fuss tief, häufig im Permafrost.

Auf dem Minengelände sehen wir, dass dies sehr viel Erdbewegung mit schwerem Gerät bedeutet. Mit Baggern und grossen Muldenkippern wird das obere Erdreich bis zum goldhaltigen Material abgetragen. Dieses wird vom Fachmann auf Grund der Farbe erkannt und mit Probewaschungen bestätigt. Mit Wasser aus dem Fluss wird das gefrorene, goldhaltige Material aufgetaut, gesammelt und in einer grossen Trommel, unter Einsatz von sehr viel Wasser, vom groben Geröll getrennt. Das feinere Material wird in Kunststoffmatten gesammelt und in einem weiteren Waschvorgang das Gold von Sand und Kieseln getrennt.

Schliesslich haben wir noch Gelegenheit selber unser Glück zu versuchen. Jeder Teilnehmer erhält eine Waschpfanne mit «Dreck und Steinen». Nach einer kurzen Instruktion wird dies im Bach gewaschen und zwar so, dass zuerst feiner Sand ausgespült wird. Danach können grobe Steine von Hand entfernt werden. Schliesslich wir das restliche Material so bewegt, dass sich das schwere Gold am Boden sammelt und die letzten Steine und Sand ausgespült werden. Schliesslich bleiben einige wenige Goldflocken zurück. Diese werden in einem Glasröhrchen mit Wasser deponiert und verschlossen. Obwohl es für die Finanzierung der Reise nicht reicht, ein schönes Erfolgserlebnis.

Es ist jetzt Montag, der 29. Juli 2024. Für die nächsten Tage ist die Fahrt auf dem Dempster Highway bis nach Tuktoyaktuk am Arktischen Ozean auf dem Programm. Das bedeutet über 800 Kilometer auf unbefestigter Strasse unterschiedlicher Qualität. Für die nächsten Tage ist allerding eher schlechtes Wetter und Regen angesagt. So dass wir mit matschiger Fahrbahn rechnen müssen. Bis jetzt war die Strecke extrem trocken, so dass sich der sehr feine Staub durch alle Ritzen in den Wohnmobilen abgelagert hat. Die beiden Schweizer Ehepaare, mit denen wir gesprochen haben, sind auf jeden Fall schon zwei Tage am Putzen.

Beim Bau des Dempster Highway ist man der Strecke von Dawson City nach Fort McPherson gefolgt, die früher von Gwitchin-Indianern genutzt wurde. Später hat man sie mit Hundeschlitten befahren. Auch Inspector Dempster von der Royal Mounted Police hat sie mehrmals, selbst bei Temperaturen von -40°, zurückgelegt. Mit 14 Tagen hat er die Strecke in Rekordzeit bezwungen. Nachdem eine Patrouille der Polizei im Februar 1911 ums Leben kam, hat er den Auftrag erhalten die Strecke mit Notfallunterständen und Markierungen sicherer zu machen.

Bevor wir uns auf den Weg machen, heisst es erst einmal einkaufen. Wir durchstöbern die beiden Lebensmittelgeschäfte im Ort nach den gewünschten Artikeln. Wie schon erwähnt muss dabei auf das Ablaufdatum geachtet werden, auch wenn es teilweise kaum zu finden ist. Damit nimmt man es hier nämlich nicht so genau. Auf den Italienischen Würstchen, die wir so gerne mögen, ist beim besten Willen weder ein Verpackungsdatum noch ein Ablaufdatum zu finden. Ein Mitarbeiter versichert uns aber, dass wir die Ware bedenkenlos konsumieren können. Eine Packung landet deshalb im Einkaufswagen. Auch Mineralwasser mit Kohlensäure ist nur für 5 CAD die Literflasche erhältlich. Wir steigen deshalb ausnahmsweise auf Stilles Wasser um, das aber nur in 0.5 Liter Flaschen, dafür im 12er Pack, angeboten wird. Wir nehmen 5 Packungen, das sind 30 Liter Trinkwasser. Das sollte für eine Woche sicher reichen. Elsbeth schaut nämlich penibel, dass ich genug trinke. Einmal Nierensteine in den Ferien in den USA genügen.

Kurz nach dem Ortsausgang führt eine Strasse hinauf zum Midnight Dome, einem Aussichtspunkt hoch über der Stadt. Obwohl der Himmel bedeckt ist, bietet sich ein grandioser Blick auf die Stadt, den Yukon River und die umliegenden Hügel. Einfach toll, grenzenlose Weite und Wildnis.

Bei der Abzweigung auf den Dempster Highway können wir nochmals auftanken und senken auch den Luftdruck der Reifen auf 2.8 Bar. Das macht die Fahrt auch bei Schlaglöchern, Querrillen und Steinen bedeutend komfortabler, schont den Rücken und das Fahrzeug.

Tatsächlich ist die Fahrbahn am Anfang recht ruppig mit vielen Querrillen. Wir fahren deshalb nicht immer auf der rechten Strassenseite, sondern suchen uns die angenehmste Spur, manchmal auch in der Mitte der Fahrbahn oder ganz Links. Nur vor Kuppen und unübersichtlichen Kurven fahren wir dort, wo wir hingehören. Die Strecke wird nämlich auch von Lastwagen befahren und ist auch bei Touristen sehr beliebt. Fahrzeuge sind deshalb wesentlich zahlreicher anzutreffen als auf dem Campbell Highway YK4, wo wir auch mal eine Stunde unterwegs sein konnten ohne jemandem zu begegnen.

Schon nach wenigen Duzend Kilometern erreichen wir den Tombstone Territorial Park. Im Visitor Center informieren wir uns über den Strassenzustand und schauen uns die kleine Ausstellung an. Entgegen dem ursprünglichen Plan, hier zu übernachten, entschliessen wir uns eine Weile weiter zu fahren. Kurz nach Kilometer 170 haben wir unsere erste Begegnung mit einem Grizzly. Das Tier trottet vor uns auf der Fahrbahn. Erst als ein Auto entgegenkommt, schlägt es sich in die Büsche und macht sich aus dem Staub. Nur wenige hundert Meter weiter kommt uns ein Paar auf Fahrrädern entgegen. Wir halten an und warnen die beiden vor dem Bären. So können sie sich mit Lärm bemerkbar machen und den Bärenspray für alle Fälle griffbereit halten.

Die Landschaft ändert sich immer wieder. In den Tälern ist die Strasse gesäumt von Nadelwald. In den höheren Lagen wachsen in der sumpfigen Tundra nur noch niedrige Büsche. Streckenweise sind die von Geröllhalden bedeckten Berge komplett ohne Vegetation und gleichen riesigen Steinhaufen.

Unsere erste Nacht verbringen wir auf dem Engineer Creek Campground. Wie üblich auf diesen von der Provinz Yukon betriebenen Plätzen, muss die Gebühr von 20 CAD mit einem Umschlag in einem Briefkasten deponiert werden. Dafür ist ein Plumpsklo, ein geschützter Unterstand für die Radtouristen und Wanderer, sowie Feuerholz für das Lagerfeuer inbegriffen.

Während der ganzen Nacht regnet es und am Morgen ist es trüb und neblig. Wir lassen uns deshalb Zeit. Wir haben keinen fixen Zeitplan und es spielt keine Rolle, wenn wir bis nach Tuktoyaktuk auch vier Tage brauchen. Ohnehin fahren wir eher gemütlich mit maximal 60 km/h. Wir sind fast die letzten, die den Campingplatz verlassen, lediglich zwei Radfahrer nehmen es noch gemütlicher. Velofahren bei Regen macht ja auch keinen Spass. Schon gar nicht auf einer unbefestigten Strasse.

Schon nach wenigen Kilometern haben wir eine Begegnung mit einer Elchkuh, die auf der Strasse steht und uns misstrauisch beobachtet. Schliesslich verschwindet sie im Wald. Kurze Zeit später entdecken wir am anderen Ufer des Oglivie River, dem die Strasse folgt, einen weiteren Grizzly, der verschwindet aber rasch in den Büschen, so dass es diesmal nicht für ein Foto reicht.

In Eagle Plains, nach 369 Km, ergibt sich die erste Tankmöglichkeit. Hier gibt es auch eine Werkstatt, ein Hotel und ein Restaurant. Wir machen nur den Tank voll und fahren weiter bis zum Kilometer 405, hier weist ein Schild auf das Erreichen des nördlichen Polarkreises bei 66 Grad und 33 Minuten hin. Das ist natürlich einen Fotostopp wert, auch wenn es 8° kalt ist und wir immer noch im T-Shirt unterwegs sind. Dafür hat sich der Nebel verzogen und es zeigt sich gelegentlich sogar blauer Himmel. Das lässt uns auf besseres Wetter für die nächsten Tage hoffen.

Langsam machen wir uns wieder auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Wir schauen uns den Rock River Campingplatz an, ziehen es dann aber vor noch ein paar Kilometer weiter zu fahren, wo wir in einem Steinbruch für uns alleine stehen können. Auf dem Weg dahin steht ein Pickup mit Wohnkabine am Strassenrand, den wir schon gestern am North Fork Pass, mit 1289 m dem höchsten Punkt auf dem Dempster Highway, gesehen haben. Am linken Hinterrad hat das Fahrzeug einen Platten. Wir halten an und bieten unsere Hilfe an. Das ist aber nicht nötig, denn der Mechaniker aus Eagle Plains soll bereits unterwegs sein und mit Satellitentelefon oder Star-Link können wir nicht dienen.

Tief hängt der Nebel am dritten Tag auf dem Dempster Highway über den Bergen und die Temperaturen sind mit 7° recht frisch. Selbst in der Wohnkabine sind es, ohne Heizung, am Morgen nur noch 14°. Gott sei Dank halten uns unsere Schafwolleduvets warm.

Auf dem Wright Pass auf 960 Metern überqueren wir die Grenze vom Yukon zu den Northwest Territorries. Das heisst für uns, dass wir die Uhren wieder eine Stunde vorstellen müssen.

Auch der Strassenunterhalt ist schon unterwegs und bearbeitet mit dem Grader die Fahrbahn. Dabei wird mit einer Art Pflug die oberste Schicht der Strasse abgehobelt und neu verteilt. Auf den frisch bearbeiteten Teilstücken rollen wir fast geräuschlos wie auf einem Teppich dahin.

Langsam geht es von den Bergen hinunter zum Peel River. Mit der alten Kabelfähre, die bis nach Mitternacht in Betrieb ist, überqueren wir den Fluss. Dieser weist kaum noch Strömung auf. Wir befinden uns bereits im Mündungsdelta des Mackenzie River und nur noch wenige Meter über Meer, obwohl der Ozean noch gegen 100 Kilometer entfernt ist. Etwa 60 Kilometer weiter stehen wir am Ufer des mächtigen Mackenzie River und warten auch hier auf die Fähre, die ständig hin und her fährt. Dabei komme ich mit einem Kanadier ins Gespräch, der ebenfalls nach Tuktoyaktuk unterwegs ist, und erfahre, dass der Pickup-Fahrer mit dem Platten, den wir gestern gesehen haben, Hilfe bekommen hat.

Die beiden Fähren am Peel River und am Mackenzie River werden von Juni bis Mitte Oktober betrieben. Während dem Winter werden die Flüsse auf dem Eis überquert. Nur in der Übergangszeit, bis das Eis tragfähig ist (maximal 64 Tonnen) und während der Schneeschmelze, bleibt die Strasse gesperrt.

Übrigens führt fast der gesamte Dempster Highway durch Land, das den Gwinchin First Nation gehört. Es wird auf Tafeln immer wieder darauf hingewiesen, dass das Betreten und insbesondere die Jagd auf deren Territorium nur mit schriftlicher Einwilligung der Stammesbehörden erlaubt ist.

Im Laufe des Nachmittags erreichen wir das Städtchen Inuvik. Hier gibt es wieder asphaltierte Strassen, einen richtigen Flugplatz und Internet. Unterwegs ist das Mobiltelefon weitgehend nutzlos. Lediglich bei der Zapfsäule in Eagle Planes, in Fort McPherson am Peel River und bei einem Notfall Flugplatz auf einer langen Geraden des Dempster Highway gab es Telefon- und Internetverbindung.

Wir übernachten heute auf dem Happy Valley Campingplatz mitten in Inuvik. Auf einem kurzen Spaziergang checken wir die Einkaufsmöglichkeiten. Das Angebot im Supermarkt ist tatsächlich wesentlich reichhaltiger als in Dawson. Selbst Motorschlitten sind in der Nonfood-Abteilung, neben Möbeln, Angel- und Autozubehör erhältlich. Allerdings sind die Lebensmittel hier wesentlich teurer als weiter im Süden.

Wir besichtigen auch die Iglukirche, die, wie der Name sagt, die Form eines Iglus hat. Der Innenraum ist mit Bildern einer lokalen Künstlerin geschmückt. Hier kommen wir mit einer Dame ins Gespräch, die aus Montreal stammt und seit sieben Jahren hier lebt. Sie erzählt uns, dass die Stadt noch in den 1990er Jahren 7000 Einwohner hatte. Durch das Verbot von weiteren Ölbohrungen und dem Bau einer Pipeline haben sich die Ölkonzerne verabschiedet. Dadurch ist die Zahl der Bewohner auf 3500 gesunken, Tendenz weiter sinkend. Viele Junge ziehen weg, denn ausser Jobs beim Staat und im lokalen Gewerbe gibt es keine Verdienstmöglichkeiten. Sie empfiehlt uns noch das Inuvik Community Greenhouse anzuschauen. Dabei handelt es sich um ein riesiges Gewächshaus, wo kleine Gartenparzellen, ähnlich einem Schrebergarten, zur Bepflanzung gepachtet werden können. Wir wollen uns das nicht entgehen lassen. Tatsächlich werden dort die verschiedensten Gemüse und selbst Apfelbäume angepflanzt. Das ist wirklich eine gute Sache, in einer Gegend, wo frisches Obst und Gemüse fast unbezahlbar sind. Gemäss der Dame in der Kirche wird dieses von Edmonton per Lastwagen nach Inuvik gebracht und das sind Luftlinie schon 2000 Kilometer.

Heute stehen noch die letzten 138 Km bis Tuktoyaktuk an. Die Strasse schlängelt sich durch das Mündungsdelta des Mackenzie River, vorbei an zahlreichen Seen an denen Schwäne brüten. Erst seit 2017 ist die Strasse ganzjährig befahrbar. Vorher gab es im Winter eine nur zeitweise befahrbare Eisstrasse.

Immer wieder überqueren ganze Schneehuhn-Familien, jetzt im Juli im braunen Sommergefieder, die Strasse. Gelegentlich sind Beerensammler in den sumpfigen Wiesen unterwegs und suchen nach Heidel, Preisel- und Moltebeeren.

Aus der Tundra erheben sich immer wieder markante Hügel. Dabei handelt es sich um Pingos. Das sind mit Erde bedeckte Eiskerne, die durch unter Druck aufsteigendes und gefrierendes Wasser gebildet werden. In der Umgebung von Tuktoyaktuk gibt es 1350 solcher Pingos, das ist ein Viertel aller auf der Erde vorkommenden. Der Ibyuk Pingo, der seine Umgebung um 49 Meter überragt, gilt als grösster Pingo Kanadas und als zweitgrösster weltweit. Sein Alter wird auf 1000 Jahre geschätzt und er wächst durchschnittlich um 2.7 cm pro Jahr.

Schliesslich erreichen wir den Stellplatz ganz am Ende von Tuktoyaktuk, direkt am Meer gelegen. Die Übernachtungsgebühr muss beim Visitor-Center bezahlt werden. Da wir unser Wohnmobil bereits schön eben ausgerichtet haben, machen wir uns zu Fuss auf den Weg. Gemäss unserem Nachbarn aus Alaska, ist das Informationszentrum ganz am Anfang des Dorfes. Wir marschieren vorbei an den einfachen Holzhäusern, die auf Stelzen gebaut sind, die im Permafrost verankert sind. So kann der Boden nicht auftauen und sich die Gebäude senken. Schliesslich sind es 3.5 Km bis zum kleinen Pavillon, der von aussen nicht weiter gekennzeichnet ist. Lediglich ein grosses Schild «Welcome to Tuktojaktuk» am Strassenrand gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um das Visitor-Center handelt. Wir bezahlen die 31.50 CAD und bekommen dafür noch eine Skizze vom Ort. Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher zum Strand, wo die ganz Harten ein Bad in der Beaufortsee nehmen können.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht stehe Radaranlage der von Kanada und den USA betriebenen Luftraumüberwachung «North Warning System».

bottom of page